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M94.5 Filmkritik

Die Schmuse-Schurken

Quelle: Warner Bros. Entertainment

Will Smith (vermutlich unter der Maske) und Margot Robbie in 'Suicide Squad'

In "Suicide Squad" stehen die Bösewichte im Mittelpunkt... und machen eigentlich genau das Gleiche wie die Guten. Nur weniger unterhaltsam. 

Wer im Jahr 2016 noch eine frische Idee für einen Superheldenfilm hat, sollte finanziell ausgesorgt haben. Das war wohl zumindest der Gedankengang hinter Suicide Squad, der neuen DC Comics-Adaption, in der die Rettung durch ein Team von Superschurken die einzige Hoffnung der Menschheit ist. Doch was sich auf dem Papier noch spannend und unverbraucht anhört, verliert in der Praxis schnell an Neuigkeitswert. Der Film ist wirr, leblos und, was am Schlimmsten ist, berechenbar.

Eilig gedreht, freilich Sekret

Das Beste an Suicide Squad ist zweifellos der Cast. Will Smith und Margot Robbie bilden als Deadshot und Harley Quinn das Herz des Films, und Oscar-Preisträgerin Viola Davis weiß als skrupellose Regierungsbeauftragte zu überzeugen. Der Rest der Darsteller ist so gut wie irrelevant. Insgesamt acht Gangster werden im Suicide Squad vereinigt, aber wer sich hinterher noch an die Namen von allen erinnern kann, hat vermutlich selbst Superkräfte. Über eine Figur erfährt man nichts außer, dass er gut klettern kann. Eine andere besitzt ein Schwert, das Seelen einfangen kann. Man wartet den gesamten Film über vergeblich darauf, dass sie es einmal dafür benutzt.

Solche kleinen Makel, die in absurden Mengen vorkommen, lassen sich auch durch die hastige Produktion erklären (Gerüchten zufolge hatte Autor David Ayer nur sechs Wochen Zeit für das Drehbuch). Der Film wurde vor knapp zwei Jahren nach dem unerwarteten Erfolg von Guardians of the Galaxy so schnell wie möglich ins Startloch geschubst und das fertige Endprodukt gibt sich reichlich Mühe, uns permanent an diesen - besseren - Film zu erinnern. Doch der Schuss geht nach hinten los: Auf einmal wirken die Pop-Songs uninspiriert und hingeklatscht, der schwarze Humor schwach und leblos und die zentrale Idee, dass eine Bande von Kriminellen sich entscheidet, doch einmal etwas Gutes zu tun, überzeugt lang nicht so sehr wie im Marvel-Streifen.

Ödnis im Chaos

Der wesentliche Unterschied ist aber, dass man mit den Guardians gerne Zeit verbringt. Ihre Welt ist bunt, sonderbar und voller Überraschungen. Die Welt von Suicide Squad ist öde und verdrießlich; und man findet sich in ihr kaum zurecht. In einem Moment scheinen wir uns in einer realistischen Comic-Welt wie in den Dark Knight-Filmen zu befinden, in der nächsten zerteilt eine vom Geist einer Gottheit besessene Archäologin eine U-Bahn in zwei Hälften. Es fällt schwer zu glauben, dass hier tatsächlich nur ein Drehbuchautor am Werk war und nicht zwanzig verschiedene Skripte in den Mixer gesteckt wurden.

Doch selbst die chaotische Machart ist nicht genug, um Suicide Squad ein Alleinstellungsmerkmal zu verleihen. Ein Film mit Superschurken in der Hauptrolle hätte zahlreiche Möglichkeiten für eine neue Herangehensweise an das Genre gehabt, doch das Böseste, was die Bösewichte sich hier leisten, ist ab und zu ein unsensibler Spruch. Stattdessen bleiben sie in genau den gleichen abgedroschenen Plots stecken wie ihre Kollegen auf der guten Seite. Das allerdings ohne die liebenswürdigen Charaktere der Avengers-Filme oder den filmischen Glanz der Dark Knight-Reihe. Suicide Squad möchte gern neu und cool sein, ist aber letztlich nur eine Imitation von anderen Comic-Filmen, die es besser gemacht haben.

P.S. Ach ja, und der Joker taucht auch für ein paar Minuten auf. Jared Letos zweifelhafte Interpretation der Figur als liebeskranker Mafiaboss ist kaum mehr als eine kurze Erwähnung wert, und der Film scheint das genauso zu sehen.

Suicide Squad läuft ab dem 18. August 2016 in den deutschen Kinos.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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