Die Waffe Bleistift
Beißender Humor – Dafür ist der Simplicissimus bekannt. Karl Arnold hat lange für das Münchner Blatt die gesellschaftskritische Keule geschwungen. Jetzt widmet ihm die Pinakothek der Moderne eine Werkschau.
Wäre es nach dem strengen Vater gegangen, wäre wohl ein gutbürgerlicher Unternehmer aus Karl Arnold geworden. Aber zum Glück war die ein oder andere schlechte Note dafür verantwortlich, dass ein anderer Bruder die Erbfolge antreten musste. Arnold, 1883 in Neustadt bei Coburg als Sohn eines erfolgreichen Unternehmers geboren, durfte stattdessen seiner Leidenschaft der Malerei nachgehen und die Herzoglichen Industrie- und Gewerbeschule in Neustadt besuchen, auf der er zeichnen und modellieren lernte.
Arnold in München
Aber die fränkische Idylle wurde zu eng für den ambitionierten Zeichner und so zog es ihn 1901 nach München, wo er sich an der Akademie der Künste einschrieb. Zuerst in der Zeichenklasse von Karl Raupp, später in der Malklasse von Franz Stuck. Zunächst versuchte er mit der Ölmalerei sein Täglich Brot zu verdienen, doch wirklich erfolgreich war er damit nie. So begann Arnold kleinere Zeichnungen und Karikaturen an Münchner Illustrierte zu verschicken, in der Hoffnung, diese für ein paar Reichsmark verkaufen zu können. Der Simplicissimus war sehr angetan von den Karikaturen des jungen Zeichners und so wurde 1907 Arnolds erste kleine Karikatur abgedruckt. Er verstand es gut, den damaligen Zeitgeist mit spitzen Bleistiftzeichnungen zu karikieren und die Gesellschaft an der eigenen Nase zu packen. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass Arnold in der Hierarchie der Zeitung immer weiter nach oben stieg, bis er 1917 sogar Teilhaber wurde.
Gesellschaftskritik
Bekannt ist Arnold vor allem durch seine harsche Kritik am Nationalsozialismus, die in vielen seiner Karikaturen zum Ausdruck kommt - zumindest bis 1933. Durch die auferlegte Pressezensur musste sich die Redaktion des Simplicissimus danach notgedrungen anderen Themen hinwenden. Doch worüber schreiben bzw. zeichnen, wenn die Basis, das Politische, plötzlich zum Tabu wird? Auch für Karl Arnold war es nicht leicht, sich der Zensur zu unterwerfen und ab und an konnte er sich eine bissige Karikatur nicht verkneifen.
1942, elf Jahre vor seinem Tod, fand Arnolds Karriere allerdings ein plötzliches Ende. Ein schwerer Schlaganfall machte es ihm unmöglich, seiner Zeichenleidenschaft weiter nachzugehen.
Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne
Doch bis zu diesem Zeitpunkt ist der Karikaturen – und Gemäldefundus Arnolds auf eine beachtliche Größe angewachsen. Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne, die noch bis Anfang September läuft, zeigt mit circa 260 Blättern erstmals eine gültige Gesamtschau der Werke Karl Arnolds. Chronologisch angeordnet, gelangt man von seinen Anfängen in der Ölmalerei zu den Karikaturen im Nationalsozialismus und darüber hinaus. Und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass nicht nur ehemaligen Geschichte - Leistungskurslern die ein oder andere Karikatur bekannt vorkommen dürfte.
Bildquelle: Double -- M (bei flickr)