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DOK.fest: Der Kampf der Farben

Autor(en): Jan Borner am Dienstag, 13. Mai 2014
Quelle: DOK.fest München Grey City

DOKFEST CIDADE CINZA 2 (2)

Street-Art Künstler versuchen mehr Farbe in eine der grausten Beton-Wüsten der Welt zu bringen. Nicht selten laufen sie dabei gegen Wände.

Street-Art Künstler versuchen mehr Farbe in eine der grausten Beton-Wüsten der Welt zu bringen. Nicht selten laufen sie dabei gegen Wände.

Die Luftaufnahmen von Sao Paolo lassen den Zuschauer gleich zu Beginn des Films erkennen, um was für eine Stadt es sich da handelt. Hochhäuser, so weit das Auge reicht. Sie alle sehen gleich aus. Grau in Grau. Der Zuschauer weiß sofort, warum der Film Grey City heißt. Einer der Künstler erklärt, dass die Stadt nicht für die Menschen gebaut wurde, sondern für Autos und Maschinen. Mit knapp 20 Millionen Einwohnern ist Sao Paolo eine der größten Sädte der Erde und der größte industrielle Ballungsraum Latein-Amerikas. Die Straßen sind fast überall fünfspurig und sind gesäumt von Schallschutz – von grauem Schallschutz.

Ein Traum für Street-Art-Künstler?

An diesen innerstädtischen Autobahnen kommt es nun zu Szenen, die man sich in Europa und vor allem in München kaum vorstellen kann. Am hellichten Tag fahren Street-Art-Künstler mit einer Hebebühne an die riesigen Schallschutz-Wände und malen drauf los. Was in München innerhalb der nächsten  5 Minuten zu einem Großeinsatz der Polizei führen würde, ist in Sao Paolo legal. Es entstehen Gestalten und Charaktere, die die Wand von oben bis unten in verschiedenste Farben hüllen. „Ein Traum“, würde sich jetzt jeder Street-Art-Künstler denken. Legal, mitten am Tag zu malen, wo man will. Und zwar beinahe unbegrenzt, freie Fläche gibt es schließlich genug in Sao Paolo.

Die Kunst-Kritiker der Straße

Doch ganz so schön ist es dann doch nicht. Der Bürgermeister hat zwar die Erlaubnis erteilt, die Wände zu bemalen, aber das heißt nicht, dass alle Bilder bleiben. Die Regisseure Marcelo Mesquita und Guilherme Valiengo begleiten in ihrer Dokumentation nicht nur die Künstler, sondern auch die Reinigungsbehörden der Stadt. Bewaffnet mit einem riesigen Kanister voller grauer Farbe fahren sie durch die Straßen. Wenn sie ein Bild sehen, was ihnen nicht gefällt, halten sie an und übermalen es. Teilweise streiten sie sich. „Waas? Das ist doch keine Kunst.“. Oft sind sie sich aber auch sehr schnell einig. Auf den Zuschauer wirkt das ziemlich wahllos. Zum Beispiel übermalen sie den Schriftzug, der aus der Dose eines Charakters kommt. Den Charakter aber lassen sie stehen, weil sie meinen, der sei Kunst, der Schriftzug aber bloße Schmiererei. Dass der Schriftzug Teil des Kunstwerks ist, entgeht ihnen scheinbar.

Die Künstler laufen gegen graue Wände

Die Künstler sind natürlich bestrebt alle Bilder zu erhalten, was oft zur Frustration führt. Genau diese Frustration fängt „Grey City“ ein. Doch so schnell gibt in Sao Paolo niemand auf: „Wenn sie eins deiner Bilder übermalen, denkst du dir: OK! Sie wollen Krieg? Sie kriegen Krieg!“ Und so gehen die Künstler weiterhin mit ihren Farben in die Stadt. Tag für Tag – Nacht für Nacht. Auch wenn am Tag darauf ihr Bild schon wieder verschwunden ist.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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