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Ein englischer Erotikspielplatz

Autor(en): Lisa Deml am Mittwoch, 28. August 2013

„Bei diesem Film gab es eine Regel: Ich trage einen Anzug, oder ich trage gar nichts.“ Michael Winterbottoms neuer Film "The Look of Love" ist voll von Titten, Tränen und Tragödien.

„Bei diesem Film gab es eine einfache Regel: Entweder ich trage einen Anzug, oder ich trage gar nichts.“ Michael Winterbottoms neuer Film "The Look of Love" ist voll von Titten, Tränen und Tragödien.

Der 2008 verstorbene Paul Raymond ist die stilvolle Version Hugh Hefners in England. Sein Ruhm begann mit einem kleinen Nachtclub in Soho, London, in dem sich schöne Frauen für Männer mit Rolex-Uhren am Arm auszogen. Viele weitere Clubs folgten, bis Raymond halb Soho sein Eigen nennen konnte und er Verleger des ersten Erotikmagazins auf der prüden, britischen Insel war. Das Geschäft mit der Nacktheit machte ihn in den 90er Jahren sogar zum reichsten Mann Englands.Von Triumph und Tragödie im Leben dieses Mannes handelt der neue Film von Regisseur Michael Winterbottom, der unter anderem durch den Musikfilm 24 Hour Party People bekannt wurde. In The Look of Love setzt Winterbottom in Sachen Glamour und Rausch noch eins drauf. Mittelpunkt der Party ist der britische Schauspieler Steve Coogan alias Paul Raymond, der schon zum vierten Mal mit dem Regisseur zusammenarbeitet. 

Im Liebeshoch und Drogensumpf         

Für Paul Raymond ist Sex nicht nur ein Geschäft – es ist ein Lebensstil. Auch privat ist der „König von Soho“ hin- und hergerissen zwischen schönen Frauen. Auf der einen Seite ist da seine Ehefrau Jean (Anna Friel), die es nur schwer tolerieren kann, dass ihr Mann junge Mädchen nicht nur auf seinen Bühnen, sondern auch in ihrem Schlafzimmer antanzen lässt. Auf der anderen Seite bezaubert ihn die langbeinige Tänzerin Fiona Richmond (Tamsin Egerton), seine langjährige Geliebte und Geschäftspartnerin. Aber die größte Liebe des Frauenhelden ist seine Tochter Debbie (Imogen Poots), die er nach Strich und Faden verwöhnt und mit ihr gemeinsam durch das Londoner Nachtleben streift. Dass Debbie den Drogen verfallen ist, beunruhigt ihren Vater zunächst nicht weiter - bis Debbie an einer Überdosis stirbt. Der Großstadthai bleibt einsam zurück und seine glitzernde Welt bricht in sich zusammen.

Ein quietschbunter Erotikspielplatz

Die 99 Minuten Film sind ein Fest fürs Auge. Nicht nur die Vielzahl knapp bekleideter Schönheiten ist ein Augenschmaus, vor allem die Kostüme und das Szenenbild sind bis ins letzte Detail liebevoll und kunstvoll gestaltet. Wenn man Steve Coogan in seinen bunten, maßgeschneiderten Anzügen (wenn er mal welche an hat) posieren sieht, bekommt man als Kinobesucher gleich selbst Lust in Schlaghosen zu schlüpfen.  Nackte Haut gibt es zwar im Überfluss, aber The Look of Love lässt etwas ganz anderes vermissen: Menschlichkeit. Alles in der Welt des Pornokönigs ist künstlich, jeder auf seinem Erotikspielplatz ist käuflich. Aber was sich hinter den bunten Kostümen und rauschenden Festen abspielt, bleibt leider im Verborgenen. Die wild gemusterten Tapeten und knalligen Jacketts hat der Film also dringend nötig, denn so auffällig die Bilder auch sind, die Story ist es nicht.

 

The Look of Love ist ab dem 29.August 2013 in den Kinos zu sehen

Platte des Monats

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