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Ein Zauberer kommt nie zu spät

Quelle: © 2012 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. (US, Canada & New Line Foreign Territories) © 2012 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. and Warner Bros. Entertainment Inc. (All Other Territories)

Der kleine Hobbit

Fast neun Jahre haben Fans der Herr der Ringe Trilogie auf den ersten Teil des Prequel: "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" gewartet.

Fast neun Jahre haben Fans der Herr der Ringe Trilogie auf den ersten Teil des Prequel: "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" gewartet. Am 12. Dezember kommt dieser jetzt endlich in die deutschen Kinos.

Das Auenland, Hobbingen, Beutelsend. Bilbo Beutlin sitzt an seinem Schreibtisch, eine Schreibfeder in der Hand. Soweit alles gewohnte Bilder für einen Herr-der-Ringe-Fan. Doch irgendwas ist anders, ich erkenne jede Falte in Bilbos Gesicht, die Texturen von Beutelsend sind gestochen scharf, die Farben intensiver. Das liegt daran, dass Regisseur Peter Jackson für seine neue Trilogie die Bildrate auf 48 Bilder die Sekunde setzt, statt der üblichen 24, und neuartige Red Epic-3D Kameras verwendet. Daran muss sich mein Auge erst einmal gewöhnen, und im ersten Moment weiß ich auch nicht, ob mir das so recht gefallen soll. Doch das ist erstmal nur Nebensache, schnell finde ich mich wieder zurecht im grünen Auenland, und als ich Gandalf um die Ecke kommen sehe, bin ich endgültig wieder im Epos gefangen.

Ein "Kinderbuch" wird erwachsen

Nachdem die ersten paar Filmminuten mich in die vermeintlich neue Welt eingeführt haben, dreht das Rad der Zeit die Story um 60 Jahre zurück, und hier nimmt Martin Freeman jetzt die Rolle des jungen Bilbo ein. In gewohnter Manier führt uns Jackson durch die Welt von Mittelerde; die 13 Zwerge, entkommen aus dem Erebor, dem einsamen Berg, finden sich langsam aber sicher in Bilbos "kleiner Hütte" ein. Sie werden der Reihe nach vorgestellt, sausen durch die Hobbit-Höhle, bringen Bilbo schier zur Weißglut, Teller fliegen durch die Luft, es wird gerauft, getrunken und gesungen (davon in Zukunft gerne mehr). An Special Effects wurde nicht gespart. Auch wenn es schon ein paar Jahre her ist, seit ich den Hobbit gelesen habe, so fällt mir auf: Peter Jackson hat versucht, die Story erwachsener, spannender und vor allem actionreicher zu machen, als sie ursprünglich geschrieben wurde, was aber nicht stört.

Wiedersehen mit alten Freunden

Der Anführer der Zwerge beispielsweise, Thorin Eichenschild, erinnert mich doch sehr an Aragorn, er wirkt edler als die anderen, zurückgezogen, doch führt er seine Truppe tapfer an. Die Geschichte der Zwerge, die hier nun endlich einmal stärker beleuchtet wird (über unsterbliche Elben und schwächliche Menschen habe ich schon mehr als genug erfahren), ist zumindest stimmig erzählt und lässt alte Herr-der-Ringe-Erinnerungen in mir aufkommen. Ich möchte mehr sehen von gewaltigen Bauwerken, mächtigen Anführern und der eigensinnigen Sturheit der Zwerge.  Alte Bekannte wie Elrond, Galadriel oder Saruman tauchen auch im Verlauf des Films auf, so dass ich mich als Herr-der-Ringe-Fan sofort zurecht finde, nur leider ist ihr Auftritt - wie im Buch allerdings auch - sehr kurz gehalten. 

Goblins, Spinnen und andere Untiere

Nach gut einer Stunde beginnt die Handlung langsam anzuziehen. Die Gemeinschaft streift durch Bergketten und grüne Wälder, alles untermalt von gewohnt atmosphärischer Musik, die, wie auch im Herrn der Ringe, wieder von Howard Shore komponiert wurde. Diese schmiegt sich wieder passend an die Geschichte,  ist aber zum Teil die selbe wie im Herrn der Ringe, nur manche Themen wurden komplett neu komponiert. Was die Bösewichte betrifft, all die Orks und Goblins, hat sich die neue Kameratechnik voll ausgezahlt. Felle und Waffen, sowie die Orks selber sehen sehr echt und wahnsinnig detailliert aus. Da ergibt sich aber auch ein Problem des Films: Oft wirkt er fast zu realistisch, mehr wie eine Dokumentation, das gewohnte Kino-Feeling geht ein Stück verloren. Galadriels Erscheinung wirkt so real, dass ihre mythische Kraft etwas leidet, wenn man fast jedes Fältchen erkennen kann. Was auch ein wenig auf der Strecke bleibt, ist Tolkiens Erzählweise. Wer den Herrn der Ringe gesehen hat, ist es bereits gewohnt, dass manch Handlungsstrang verändert oder weggelassen wurde. Im Hobbit ist es nicht anders, und als alter Mittelerde-Fan fällt es mir gelegentlich schwer, die Welt des Hobbits durch Peter Jacksons Augen zu sehen. Da wirkt Bilbo nicht so gewitzt wie gedacht, und die 13 Zwerge verschwimmen zu einem großen Pulk aus Bärten. Aber im Grunde war das auch beim Herrn der Ringe nicht anders, die meisten Zuschauer wird das wohl kaum stören. 

Über Hobbits

Der Hobbit: "Eine unerwartete Reise" ist ein gelungener erster Teil und macht Lust auf weitere. Jackson hat bewiesen, dass er immer noch fantastische Filme produzieren kann und auch bereit ist, Risiken einzugehen. An die neue Technik muss sich der Zuschauer wohl einfach gewöhnen, der Film zeigt die Möglichkeiten auf, die uns in den kommenden Jahren noch erwarten könnten. Für Fans der Herr-der-Ringe-Trilogie natürlich ein Muss, für alle anderen ein interessantes Abenteuer voller packender Bilder und actionreicher Szenen. Dass der Film fast drei Stunden dauert, fiel beim Anschauen kaum auf, stattdessen ist man durchgehend von den Bildern gepackt.  Die Spannung ist groß, was Peter Jackson sonst noch so aus dem "kleinen Hobbit" alles herausgeholt hat. Bis zum nächsten Teil müssen wir uns aber leider wieder ein Jahr gedulden. 


Der Hobbit: Eine unerwartete Reise kommt am 12.12.12 in die deutschen Kinos

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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