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M94.5 Filmkritik

Faultier, Kolibri und Co.

Autor(en): Olivia Mahan am Mittwoch, 14. März 2018
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Quelle: © Universum Film

Szenenbild aus "Unsere Erde 2": Kopf eines Servals.

"Unsere Erde II" folgt dem preisgekrönten Vorgänger und setzt mit innovativen Einstellungen einmal mehr Maßstäbe im Bereich Naturdokumentationen.

„Unsere Erde 2“ ist die Fortsetzung der BBC Dokumentation "Earth" aus dem Jahr 2007. Sie nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise um die Welt und zeigt Natur und Tierreich in spektakulären Bildern.

Langsam zeigen sich am Horizont die ersten Sonnenstrahlen. Ein neuer Tag beginnt – nicht nur für die Menschen, sondern auch für die tausend unterschiedlichen Tiere aller Arten. Zum Beispiel für die Meerechse. Sie ist ein wechselwarmes Reptil und kann sich nicht bewegen, solange sie die Sonne noch nicht aufgewärmt hat. Wie paralysiert liegt sie an der Küste und erwartet den Morgen. Vor der Kameralinse der Dokumentarfilmer macht sie dann langsam die ersten Bewegungen, während die Sonne stetig an Kraft gewinnt.

Die Dokumentation „Unsere Erde 2“ zeigt an vielfältigen Filmausschnitten in dieser Art, welche große Rolle die Sonne für alle Lebensformen spielt. Mit kleinen Filmhäppchen, die immer eine eigene kleine Geschichte über ein bestimmtes Tier erzählen, führt sie den Zuschauer einmal durch den Tag. Von Sonnenaufgang bis in die Nacht dokumentiert sie Wildtiere an allen Ecken der Erde.

Moderne Technik und Liebe zum Detail

Unter anderem durch die moderne Drohnentechnik, Hochgeschwindigkeitsaufnahmen und verbesserte Bildstabilisierung gelingen den Tierfilmern dabei beeindruckende Aufnahmen. Beispielsweise begleitet die Kamera eine kleine Zwergmaus auf der Suche nach Futter. Dabei klettert die Maus über Grashalme und Pflanzenstängel – mit Leichtigkeit, denn sie wiegt nur fünf Gramm. Die Kamera ist auf Augenhöhe der Maus mit dabei und der Zuschauer blickt wie eine kleine Maus auf einen Wald aus Halmen. Eine Perspektive, die man in der Realität nur selten bekommt. Diese besonderen Blickwinkel und kreativen Kameraeinstellungen machen den Film sehenswert und unterscheiden ihn von einer gängigen Naturfilmdokumentation. Weiter wird während des ganzen Films deutlich, dass hier viel Arbeit und Liebe dahintersteckt. Für die Aufnahmen mit der Maus beispielsweise waren über 30 Drehtage nötig. Für die Aufnahmen von Narwalen verbrachte das Filmteam einen Monat lang im Eismeer.  

Günther Jauch und Sinfonieorchester

Neben einem Faultier, Giraffen oder Kolibris spielt auch die Musik eine wichtige Rolle. Sie erst macht den Löwenangriff zum Actionthriller. Schnell erkennt man die einzelnen Themen wieder und wird von der pathosgeladenen Musik mitgerissen. Auch der Erzähler ist eine Hauptfigur und führt den Zuschauer durch die Handlung. In der deutschsprachigen Fassung übernimmt Günther Jauch diesen Part. Dies gibt dem Film den schneinbar benötigten Prominenzfaktor. Zu Beginn des Films kann einen Jauchs Stimme ein bisschen irritieren. Man könnte sich fragen: Ist das jetzt „Wer wird Millionär“? Wenn man aber nach den ersten Minuten in die Handlung eintaucht, verschmelzen Musik, Erzählstimme und Bild zu einer stimmigen Gesamtkomposition.

Fast so gut wie die Serienvorlage

Insgesamt hätte die Dokumentation aber gut 15 Minuten kürzer sein können. Dies liegt vielleicht daran, dass es nicht eine große Haupthandlung gibt, sondern viele in sich geschlossene Geschichten. Das ist interessant, auf die Dauer aber auch anstrengend. Während der insgesamt 95 Minuten lässt die Konzentrationsfähigkeit einfach nach.

Die einzelnen Episoden des Films könnten auch für sich stehen – und das tun sie in einem anderen Kontext auch: Der Film zeigt die Highlights aus der Serie „Planet Earth II“, die im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Planet Erde II: Eine Erde - viele Welten“ lief. Die einzelnen Episoden sind dafür gekürzt und in einen neuen Zusammenhang gebracht worden. Wer nun die Serie schon gesehen hat, wird in „Unsere Erde 2“ wenig Neues entdecken und könnte enttäuscht werden. Auch ist der Film nicht so in sich geschlossen wie die Serie, welche sich stets nur einem Thema, wie beispielsweise „Grasland“, widmet. Für alle, die mit dem Filmmaterial aber zum ersten Mal in Berührung kommen, ist „Unsere Erde 2“ eine lohnenswerte, wenn auch etwas zu lange Dokumentation, die zum Staunen bringt. Und sie bietet eine Gelegenheit, gefahrlos seine Eltern mit ins Kino zu nehmen.

"Unsere Erde 2", der neue Film der BBC Earth Films, läuft ab 15. März 2018 in den deutschen Kinos.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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