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The last time I saw "The Last Time I Saw Macao".

Filmfest - Persönlicher Rückblick

Autor(en): Jan Borner am Montag, 8. Juli 2013

Zwei Dinge habe ich gelernt. Erstens: Vom Filme schauen wird kein Auge viereckig. Zweitens: Schlechte Filme bleiben besser im Gedächtnis als gute.

Zwei Dinge habe ich gelernt. Erstens: Vom Filme schauen wird kein Auge viereckig. Zweitens: Schlechte Filme bleiben besser im Gedächtnis als gute.

Eine Woche lang habe ich den knarzenden Hörsaalstuhl gegen rot-bepolsterte Kinosessel eingetauscht. Jetzt ist das Filmfest vorbei! Deswegen ist nun der Zeitpunkt gekommen, mich mal kurz ins grüne Gras zu legen, die innere Mitte zu finden und nachzudenken, was ich in diesen 8 Tagen eigentlich gelernt habe.

Also zunächst mal: Mama hat gelogen! Vom Filme schauen wird kein Auge viereckig! Tatsächlich glaube ich, dass meine sogar noch ein bisschen ovaler geworden sind. Das wird wohl daran liegen, dass ich sie seit einigen Tagen zusammenkneife, da ich mich noch nicht wieder so ganz ans Tageslicht gewöhnt habe.

Aber mir ist noch etwas aufgefallen: Schlechte Filmerfahrungen bleiben besser im Gedächtnis als gute. Zumindest dann, wenn sie auffallend schlecht sind. Vielleicht lässt sich ein berühmtes Tolstoi Zitat ja auf´s Kino übertragen und man kann sagen: Alle guten Filme sind einander ähnlich, aber jeder schlechte Film ist auf seine ganz besondere Art schlecht. Zugegeben, ich fange an zu polemisieren, aber das ist meine Art Dinge zu verarbeiten, die ich nicht verstehe. Und ich dachte mir, wenn ich schon einen Nachbericht zum Filmfest schreibe, dann doch wenigstens so, dass ich verarbeite! Anstatt über die vielen tollen Filme zu sprechen, die ich gesehen habe, möchte ich jetzt also über den einen schreiben, dessen Bilder mir seit letztem Sonntag jeden Abend kurz vorm Einschlafen wie eine mentale Ohrfeie ins Bewusstsein klatschen: "The Last Time I Saw Macao". Der Film stammt von Joao Pedro Rodriguew und Joao Rui Guerra da Marta und ich war kurz davor den beiden eine e-mail zu schreiben und zu fragen, was das denn bitte sollte. Aber dann fiel mir wieder ein, dass der Künstler ja metaphorisch tot ist, d.h. buchstäblich irrelevant um das Kunstwerk zu verstehen. Ich muss also selbst damit klar kommen.

Fangen wir vorne an: Der Film beginnt mit einer Playback-Performance einer transsexuellen Blondine. So komisch das jetzt klingt, aber: Die Szene sollte man genießen! Denn solange man kein romantisches Verhältnis zum Sitznachbarn hat, ist es für die nächsten 85 Mintuten das letzte Mal, dass man ein Gesicht zu sehen bekommt. Auf der Leinwand wird nämlich kein einziges mehr gezeigt. Dafür gibt es verwackelte Aufnahmen der Stadt Macao und immer wieder Bilder eines Vogelkäfigs, der irgendwo abgehangen und irgendwo anders wieder aufgehangen wird. Als Kind hatte ich selbst mal einen Wellensittich. Deswegen spreche ich aus Erfahrung, wenn ich sage: Das ergibt keinen Sinn!

Aber zurück zum Film: Die besagte Blondine wird bedroht. Deswegen ruft Sie einen alten Freund zur Hilfe, der mit Handkamera und ruhiger Erzählerstimme nach Macao kommt. Ungefähr dreimal versuchen die beiden dann in Kontakt zu kommen. Treffpunkt und Uhrzeit werden vereinbart und zwar jedes Mal mit mehr Nachdruck und Verzweiflung in der basslastigen Stimme der Blondine. Sobald der eingereiste Freund aber loszieht um den Treffpunkt zu finden, wird er nostalgisch. Er fängt an über die Stadt zu schwafeln, die er aus der Kindheit kennt, schlendert von Gasse zu Gasse und verläuft sich. Zwischendurch wird immer wieder mal jemand erschossen und irgendwann hat mein Popcorn mich dann auch nicht mehr glücklich gemacht. Sicherlich kann es jedem mal passieren, dass man sich in einer Großstadt verläuft. Aber, dass es unter so dringenden Umständen gleich drei Mal passiert, legt nahe, dess es sich entweder um einen sehr komischen Protagonisten handelt oder die Stadt Macao wirklich unglaublich verwinkelt ist.

Der Film verschwamm irgendwo zwischen Doku, Fiktion und WirrWarr. Was übrig blieb war Unwohlsein. Will man den Film als gekonnten Kunstgriff sehen, dann war das natürlich Absicht. Damit ich wieder ruhig schlafen kann, rede ich mir das jetzt ein.

"The Last Time I Saw Macao" hat also irgendwie etwas Innovatives geleistet: Film Noir wurde dokumentarisch. Ein echter International Independent also. Jetzt kann ich abschließen...mit dem Filmfest.

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