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Frischer Wind in alten Gemäuern

Autor(en): Anna Schmölz am Samstag, 25. Juni 2011

Nach zehn Jahren verlässt Intendant Dieter Dorn das Residenztheater und übergibt das Zepter an den Österreicher Martin Kusej. Am 20. Juni stellt der dieser den neuen Spielplan vor. Eines wird schnell sichtbar: Nichts bleibt, wie es war.

Eine Ära geht zu Ende

Explosionen und Rauch, große Posen, großes Spektakel: Mit einer fulminanten Abschlussinszenierung des Käthchens von Heilbronn, die sage und schreibe 4 ¾ Stunden dauert, verabschiedet sich Regielegende Dieter Dorn nach zehn Jahren vom Residenztheater.

Damit geht in München auch eine Ära zu Ende. Dieter Dorn arbeitete 35 Jahre in München, zunächst an den Kammerspielen, dann auf der anderen Straßenseite. Wie kaum ein anderer prägte er die Theaterlandschaft Münchens.Nicht selten sind aber auch Stimmen laut geworden, die Dorns Abschied kaum erwarten können: Verschlossenheit gegenüber Innovationen und ein wenig zeitgemäßes Theater wird ihm vorgeworfen. 

In seiner letzten Inszenierung tritt Dorn noch einmal ins Rampenlicht - im wahrsten Sinne des Wortes. Er tritt als der Kaiser, der große Spielleiter auf und dirigiert Schauspieler und Bühnenbild für die erste Szene auf die Bühne. Den Theaterabend beendet er persönlich - mit einem lauten  „Aus!". Noch einmal eine bezeichnende Inszenierung für seine Regiearbeit, die sehr textnah ist und wenig Platz für Interpretationen lässt. Dorn lässt auch viele treue Fans zurück: Unter seiner Intendanz hatten sich die Abonnentenzahlen verdreifacht.

Große Pläne am Residenztheater

Nun soll der Österreicher Martin Kusej frischen Wind ins bayerische Staatsschauspiel bringen. Am Montag stellte er den neuen Spielplan vor. Und schnell wird sichtbar, er hat einige Pläne:

27 neue Inszenierungen gibt es, kein einziges Stück aus der Ära Dorn wird übernommen. Acht Uraufführungen, z.B. Halali von Albert Ostermaier in der Regie von Stephan Rottkamp wird es geben. Ebenso bringt er einige deutsche Erstaufführungen, z.B. Wer sich traut reißt die Kälte vom Pferd, nach Alexander Kluge, inszeniert von Kevin Rittberger, auf die Bühne.

Martin Kusej  holt  viele große Namen ans Residenztheater. Vom bisherigen Ensemble übernimmt er nur einen Teil, dafür werden Stars wie Birgit Minichmayr oder Tobias Moretti Teil des Ensembles. Inszenieren werden unter anderem Thalheimer, Schimmelpfennig, Minks oder der Italiener Pippo Delbono. Das Cuveilles Theater soll künftig nur noch zeitgenössische Theaterprojekte zeigen. Außerdem werden einige ausländische Inszenierungen zu sehen sein. Das Marstall wird einen Monat lang komplett der Gruppe Showcase beat le mot  überlassen. Eine weitere Besonderheit birgt das Stück Eyjafjallajökull-Tam-Tam, eine Uraufführung von Helmut Krausser, bei der sämtliche Schauspieler des Ensembles mitwirken werden.

Im Gegensatz zu Dieter Dorn wird Kusej als ein  Regisseur bezeichnet, das das Düstere schätzt und in dessen Inszenierungen Wut und Aggression eine große Rolle spielt.  Er selbst nennt sich Fatalist.

Das Marstall

Gleich zu Beginn seiner Intendanz muss sich Kusej noch mit einem anderen Problem beschäftigen als der Herkulesaufgabe, 27 neue Inszenierungen zu stemmen.  Das Marstall, eine der Spielstätten des Residenztheaters, weist große bauliche Mängel auf, die Stadt hat sogar schon mit Schließung gedroht.  Passanten werden ab sofort mit einem Zaun vor herabstürzenden Dachteilen geschützt. Mit der Schließung des Marstall würde eine von drei Spielstädten des Residenztheaters wegfallen. Wie es mit den Marstall weitergehen wird, ist im Moment noch unklar.

Eröffnet wird der neue Spielplan am 6. Oktober mit einer Inszenierung des neuen Meister selbst: Das weite Land von Arthur Schnitzler. Bis dahin sind die Stücke, die unter Dieter Dorn entstanden sind, noch zu sehen. Damit der Wandel komplett ist,  gibt es auch eine neue Homepage. Unter www.residenztheater.de ist das bayerische Staatsschauspiel ab sofort zu finden.

 

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