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„Young Gasteig“ überzeugt mit einer vielfältigen November-Reihe

G-fällt!

Autor(en): Elisabeth Kagermeier am Sonntag, 11. November 2012
Quelle: Twist Pension

"Twist Pension" (zu sehen gewesen am 7.11. bei "G-Lacht")

G-lacht, g-tanzt, g-lesen und g-spielt  wird diesen Monat in der Reihe "Young Gasteig" des Kulturzentrums - und das bei freiem Eintritt!

Im Gasteig wird diesen Monat g-lacht, g-tanzt, g-lesen und g-spielt. Gestemmt wird das Programm von jungen Leuten für junge Leute – und das alles bei freiem Eintritt.
 
Das Publikum des Gasteigs wird immer älter. Wie viele Kulturhäuser steht auch das Zentrum am Rosenheimer Platz vor der Frage, wie der Nachwuchs am besten anzulocken ist. Während die Angebote von Oper und Theater verhältnismäßig wenig genutzt werden, steht der Gasteig immerhin mit einer besseren Ausgangslage da: „Wir haben festgestellt, dass wir entgegen unserem Gefühl auch von jüngerem Publikum bevölkert werden – allerdings eher als marodierende Truppen. Die Leute hängen im Café rum, scheinen hier und da mal auf und nutzen vor allem die Bibliothek. Aber sie kommen nicht in alle Ecken unseres Gasteigs und lassen die klassischen Teile unseres Programms links liegen“, so Geschäftsführerin Brigitte von Welser.
 
Initiative zum Jubiläum
 
Um das Kulturprogramm bei den jungen Besuchern in den Vordergrund zu spielen, wurde zum 25-jähirgen Jubiläum des Gasteigs letztes Jahr die Initiative „Young Gasteig“ ins Leben gerufen. 25 junge Künstler sollten mit 25 Aktionen ein jüngeres Publikum in das Kulturzentrum locken. „Die Integration via Künstler hat sehr gut funktioniert. Da haben wir uns gedacht: diese gute Gelegenheit könnten wir eigentlich weiterführen“, erzählt Brigitte von Welser.
 
30 Künstler unter 30
 
In einem zweiten Wettbewerb, dessen Gewinner im März bekanntgegeben wurden, wurden 30 Künstler und Gruppen unter 30 Jahren gesucht. Die Bandbreite der Gewinner war groß: Sowohl Musiker, Tänzer, Schauspieler als auch bildende Künstler und Fotografen wurden ausgezeichnet.
 
Die Reihe mit dem „G“
 
Einige der Bewerber treten jetzt in der Novemberreihe der Initiative „Young Gasteig“  auf. Geboten wird Comedy, Tanz, Literatur und musikalische Classics – und das alles bei freiem Eintritt. Die erste Veranstaltung fand vergangenen Mittwoch unter dem Motto „G-Lacht“ statt: Ein Kabarett-Abend mit Musik, Improvisationstheater und Stand-up-Comedy.
 
Improvisierte „Twist-Pension“
 
Unter dem Motto „Was wäre, wenn...“ eröffneten Christl Sittenauer, Tobias Zettelmeiner und Lukas Maier als Impro-Theater-Gruppe „Twist-Pension“ den Abend. Hier bestimmte das Publikum das wo, wer und wie der Handlung: So spielte sich die tragikomische Liebesgeschichte zwischen einem Hundetrainer und einer Klöppel-Fanatikerin in einem Möbelhaus ab. 
 
Schnell wurde einem als Zuschauer klar: Die drei lieferten ein Impro-Theater, bei dem man kaum glauben konnte, dass es improvisiert war. Während Christl eine Ballade über ihr Hochzeitskleid aus Klöppeln sang, staunte man, ob nicht einmal die Melodien der Lieder mit dem Pianisten Lukas Maier zuvor abgestimmt wurden.
Doch laut den dreien entsteht ausnahmslos alles spontan. Lukas Maier meinte: „Nichts ist vorher ausgemacht. Ich beobachte die beiden einfach sehr genau und versuche abzuschätzen, in welche Richtung es gehen soll.“ Mit hoher Professionalität durch gute Auffassungsgabe, perfekte Abgestimmtheit und viel spontanes, kreatives Talent legte die „Twist Pension“ als erster Auftritt des Abends auf jeden Fall gut vor.
 
Naives Blondchen? Denkste!
 
Als Zweites betrat eine hoch gewachsene, blonde, schlanke Schönheit die Bühne. Binnen Sekunden merkte man: Ihr Charme schlug das Publikum voll und ganz in seinen Bann – und der eine oder andere Junge könnte sich an diesem Abend neu verliebt haben. Doch die Filmmusik-Studentin Christin Henkel bestach nicht nur durch ihre Schönheit, sondern vor allem ihre unbeholfene Art. Unsicher rutschte sie auf dem Klavierhocker herum und zappelte ununterbrochen. Aber wenn sie sang, dann sprühte sie vor ansteckender Energie. Das naive Lächeln und die klare, helle Stimme passten zu ihrem Äußeren – aber davon durfte man sich nicht täuschen lassen! 
 
Was passiert, wenn Ribéry verletzt ist?
 
Denn die Texte, die sie fröhlich trällerte, hatten es in sich: Nett verpackt in personalisierten Geschichten über Tom, Anna und Yvonne sang sie intelligent, gesellschaftskritisch und mit einem Funken Bosheit über die Karrieregeilheit ihrer Generation, Verliebtheiten und über das Wichtigste überhaupt: Was passiert, wenn Ribéry verletzt ist? Christin kritisierte so die Medienwelt und Gesellschaft, für die das gesundheitliche Schicksal eines Fußballspielers wichtiger ist als Atomkatastrophen, die Euro-Rettung oder die Hungersnot in Afrika.
 
Selbstironie statt Weltverbesserer
 
Das klingt, als wollte die 27-jährige das Publikum zum Weltverbessern ermahnen, aber mit ihrem Dauerlächeln und ihrer Freude an der Sache war klar, dass sie weder sich noch sonst irgendetwas vollkommen ernst nimmt. Schon im ersten Lied machte sie sich über die klassischen Zutaten eines Chart-Hits und die Musikbranche im Allgemeinen lustig – und bediente sich dann doch auch selbst der eingängigen Melodien.
 
Der tote Winkel Gottes
 
Der dritte und letzte Act des Kabarettabend war zugleich auch der am wenigsten inspirierteste: In einer One-Woman-Show versuchte Magdalena Pemler mit Stand-Up-Comedy zu überzeugen, in der sie über den „toten Winkel Gottes“ herzog – nämlich die Medienwelt. Doch die „Show“ blieb hier auf der Strecke: Pemlers Gelästere über Boulevard-Journalismus, schlimme Interviewpartner und den Umgang im Medienbusiness wirkten etwas unmotiviert. Auch wenn sie wohl sehr bewusst eine sehr eigene, charmant-verschrobene Person ist, hätten ihr dennoch etwas mehr Mühen und Witz nicht geschadet. So hatte man eher das Gefühl, gezwungenermaßen bei einem Gespräch mit ihrer besten Freundin zuzuhören, bei dem sie sich über ihre verschiedenen Praktika beschwert. 
 
Das größte Problem war wohl, dass das Publikum neben den beiden anderen professionell unterhaltenden Gruppen, nicht auf eine solche reduzierte Art von Comedy eingestellt war: Während Christin Henkel und die „Twist Pension“ von Musik unterstützt Bühnen-Performances hinlegten und Geschichten erzählten, passte Pemler einfach nicht in diesen Rahmen.
 
G-sehen, G-lacht, G-lungen
 
Dennoch war der Kabarettabend der Initiative „Young Gasteig“ ein amüsanter und kurzweiliger Abend, der durch sowohl anspruchsvollen als auch entspannenden, einfachen Humor bestach. Und natürlich wurde auch das wichtigste Kriterium eines gelungenen Abends erfüllt: G-lacht wurde jede Menge.
 
Wehrmutstropfen Publikum
 
Der einzige Wehrmutstropfen war die Art des Publikums: Zwar war die Veranstaltung in der Blackbox des Gasteigs sehr gut besucht, aber es überwogen wohl eher die Junggebliebenen als die jungen Leute, die eigentlich mit der  kostenlosen Veranstaltungsreihe erreicht werden sollen. 
Doch das war ja erst der Auftakt der Reihe – an noch drei Terminen sowie bei einer Ausstellung gibt es die Gelegenheit, junge Talente zu erleben.
 
 
Weitere Veranstaltungen der Reihe „Young Gasteig“:
 
G-Tanzt
Freitag, 16. November, 20 Uhr
Young Gasteig Dance mit Modern Dance von dem Trio „Dansmaskinen“ und der Frauengruppe „Pulsing“, klassischem indischem Tanz vom Sneha Bharadwaj imd Bauchtanz von Melli Sarina Baumeister
 
G-Spielt
Freitag, 20. November, 20 Uhr
Young Gasteig Classics – ein musikalischer, weiblicher Abend mit Klaviermusik von Maharani Chakrabarti, Iva Nezic an der Gitarre, Cembaloklängen von Flóra Fábri und Gesang von Maria Pitsch
 
G-Lesen
Samstag, 24. November, 20 Uhr
Young Gasteig Poetry mit einer Lesung des 18-jährigen Jung-Poeten Simon Preißner
 
G-Zeigt
14. Dezember 2012 bis 13. Januar 2013
Vier Ausstellungen im Gasteig mit Malereien, Fotografien und Designarbeiten von den Künstlerinnen Mina Esfandiari, Marinette Fischer, Alev Lenz und Mariya Naydis
Bildergalerie
Logo der Initiative "Young
Traditioneller indischer Tanz von Sneha Bharadwaj bei "G-Tanzt" am 16.
Jungpoet Simon Preißner bei G-Lesen am 24.
Gitarristin Iva Nezic - zu hören bei "G-Spielt" am 30.
Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
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Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
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Samstag, 27. Oktober 2018
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