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Generation Lebenskrise?

Autor(en): Anna Schmölz am Donnerstag, 5. Juli 2012
Die Reihe "Neues deutsches Kino" des Filmfests zeigt, dass deutscher Film mehr zubieten hat als oberflächliche Komödien à la Til Schweiger.

Es geht um Lebensziele, Job, Geld und Beziehungen. Die Reihe "Neues deutsches Kino" des Filmfests München beweist, dass die deutsche Filmlandschaft mehr zu bieten hat als seichte Komödien à la Til Schweiger oder Männerherzen.

Förderpreis Neues Deutsches Kino
Beim diesjährigen Filmfest und dem 30-jährigen Jubiläum hat sich nicht nur in der  Filmfest-Leitung etwas verändet, auch die altbekannten Filmreihen wurde einem Wandel unterzogen. Anstatt der bisherigen Einteilung nach Ländern werden die Filme jetzt nach  Art ihrer Entstehung, dem Budget oder der Machart unterschieden. Eine der wenigen Reihen, die diesen Wandel überdauert hat, ist "Neues deutsches Kino". Hier werden auch dieses Jahr Filme des deutschen Fimnachwuchses gezeigt. Junge Regisseure, Drehbuchautoren, Produzenten und Schauspieler von 12 Spielfilmen kämpfen hier um den Förderpreis Neues Deutsches Kino, mit 70.000 Euro dotiert ist er einer der wichtigsten und höchstdotierten Nachwuchspreise Deutschlands.

Lebenskrise über Lebenskrise
Trotz einer großen Themenvielfalt und unterschiedlichsten Herangehensweisen scheint den deutschen Filmemacher des Jahres 2012 vor allem eines zu interessieren: Die Lebenskrisen, in denen sich ihre Figuren alle zu befinden scheinen, die Orientierungslosigkeit und scheinbare Ziellosigkeit in der heutigen Gesellschaft, in der viele Menschen durch das Netz fallen - entweder, weil sie als ungenügend gelten oder weil sie sich weigern, sich anzupassen. Ein weiterer Aspekt, der immer wieder sichtbar gemacht wird, ist die Ungerechtigkeit: Ob sie in der Familie oder in der Abstammung begründet ist oder im jeweiligen Land besteht.

Die, die durchs Netz fallen

Diese Probleme reichen von 13-Jährigen, die aus Langeweile und Einsamkeit Sex haben, wie im Film "Little Thirteen" gezeigt wird, über Goldgräber in der Mongolei in der Dokumentation "Preis des Goldes" bis hin zum 59-jährigen Familienvater, dessen Familie es eigentlich schon lange nicht mehr gibt, was in "Der Besucher" zu sehen ist. Eines haben sie alle gemeinsam: Das Leben oder die Gesellschaft meinen es nicht gut mit ihnen, sie befinden sich in Krisen, aus denen sie sich so schnell nicht befreien können.

Generation Porno

Christian Klandt, Regisseur des Filmes "Little Thirteen" meint dazu : "Es gibt in den letzten Jahren immer wieder das Wort 'Generation Porno'. Es geht darum, dass es in Deutschland immer mehr Minderjährige gibt, die früher Sex haben. Kein Problem - das ist  kein Thema. Aber dass sie das ausschließlich tun, weil sie einsam sind, weil sie Selbstbestätigung brauchen, ihr Selbstbewusstsein dadurch aufbauen und sich sagen: 'Im Bett bin ich wer, wenn ich vor die Tür gehe, bin ich wieder nichts', das sollte aufrütteln."

Wer will ich sein?
Dieses "Jemand sein" beschäftigt sie alle, die Protagonisten in den neuen deutschen Werken. Alles ist im Wandel, nichts kommt zur Ruhe: Beziehungen, Freundschaften, Familie, Wohngemeinschaften. Wer bin ich, wer kann ich werden, und vor allem, wer will ich eigentlich sein? Ein Großteil der Filme übt sich dabei in einer realistischen Darstellung, scheint direkt aus dem Leben gegriffen und unverblümt. Überblickt man die Reihe, kommt man nicht umher, sich zu fragen, ob die deutsche Bevölkerung wirklich so Ziel- und Orientierungslos ist, wie die Filmauswahl vermuten lassen könnte.

Die Stars von morgen
Aber es gibt auch Gegengewichte: Der Film "Zimmer/Küche/Bad" beleuchtet die "Generation Praktikum" beispielsweise auf sehr lockere und humorvolle Weise. Eindrücklich ist auf ganzer Bandbreite die Leistung der Schauspieler - ob Neuentdeckung, alter Hase oder Laiendarsteller, in keinem Film kann man große Schwachstellen ausmachen. Zwar fehlt  manchal noch der letzte Schliff, doch die deutschen Stars von morgen stehen schon bereit und fordern neben all den internationalen Größen, die das Filmfest wie jedes Jahr geladen hat, die Aufmerksamkeit, die sie wirklich verdient haben.

 

Weitere Informationen und das Programm des Filmfest München gibt es auf www.Filmfest-muenchen.de


 




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