Nachwuchsfotografen stellen ihre Werke in der Lackiererei vor
Jetzt... Fotomuc
Die Lackiererei veranstaltet ihre zweite Ausstellung. Bis zum 30. Oktober präsentieren die Münchner Nachwuchsfotografen von Fotomuc dort ihre Werke.
Etwas versteckt im Hinterhof mächtiger Wohnblöcke liegt die Lackiererei. Sie stellt einen Kontrast zu den Etablissements mit den zeitlosen, weißen Wänden dar, die normalerweise Kunst beherbergen. Die Lackiererei ist zwar kein nobler Ort, dafür ist sie mit ihren Wänden, die einst von Graffitisprayern verziert wurden und allein dadurch schon Zeuge von Kreativität sind, ein authentischer Platz für die Werke von Münchens Nachwuchskünstlern. Im Moment hängen die Bilder des Künstlerkollektivs Fotomuc direkt über den Graffitis an den Wänden – hier wird praktisch Kunst auf Kunst dargeboten. Der Titel der Ausstellung lautet „Jetzt…“, sie ist die zweite Präsentation von Fotomuc. Vergleicht man die Bilderserien der jungen Fotografen, wird schnell ersichtlich, dass das Motto den Künstlern einen großen interpretatorischen Spielraum gewährt, so dass die Werke hinsichtlich der gezeigten Thematiken und Techniken sehr unterschiedlich sind.
Breites Spektrum an Motiven
Es ist jedoch gerade diese Vielfalt, die den Besuch der Ausstellung zu einem spannenden Erlebnis macht. Die künstlerische Bandbreite der jungen Foto-Szene aus München reicht von den schwarz-weißen Detailaufnahmen von Franz Brückner über die Porträts von Stefan Moriße bis zu den digital nachbearbeiteten Fotos von Andrea Peipe, die mithilfe dieser Technik eine ganz eigene Welt kreiert, in der die Grenzen des Realen und des Unmöglichen verschwimmen. Auch Laura Holder, Anne Puhlmann und Denise Jaouadi präsentieren ihre Fotografien in der Lackiererei.
Diverse Reisefotografien
Einige der jungen Künstler fanden ihre Motive auf Reisen. Die Fotografien von Sabrina Braun und Sandra Demmelhuber sind jedoch mehr als nur Erinnerungen an ihre Aufenthalte in Irland und Israel. Die Fotografinnen schaffen es, den Alltag und das Lebensgefühl der von ihnen bereisten Länder bis in die Halle der Lackiererei zu transportieren.
Joshua Goodmans Bilder entstanden bei einer Reise, die er im Mai dieses Jahres nach Kiew unternommen hat. Er habe sich selbst ein Bild der dortigen Lage machen wollen, erklärt Goodman. Diesen Gedanken setzte er wortwörtlich in die Tat um und fing die Gefühle und Geschichten der Leute auf dem Maidan mit seiner Kamera ein. Die Menschen auf seinen Werken hasten durch die Straßen, scheinen selbstvergessen Musik vor einem verbrannten Haus zu machen oder haben trotz der Wirren und dem Schrecken der Zeit ihre große Liebe auf dem Maidan gefunden. Besonders ergreifend ist das Bild eines Mannes, der drei Tage lang verschüttet war und nach dieser lebensbedrohlichen Erfahrung seinen Hund wieder streicheln kann. „Er ist sein Ein und Alles“, meint Goodman und erklärt so die heftigen Emotionen, die der Mann auf dem Foto ausstrahlt.
Gastaussteller bei Fotomuc
Zusätzlich zu den Nachwuchsfotografen präsentieren auch einige Gastkünstler ihre Werke. Zum einen kann man die Bilder von „Urban interventions“, die sich aus Philip Junk, Daniel Lamas Cornejo und Hannah Gorkenenant zusammensetzen, bewundern. Sie fotografieren alltägliche Orte, an denen sie ihre Modelle relativ triviale Dinge tun lassen. Das Besondere hierbei ist jedoch die Kombination aus beiden Bestandteilen, sodass ein Mann in der U-Bahn-Station seine Zähne putzt oder eine Frau im Zugabteil ihre Wäsche aufhängt.
Inmitten der Werke von Fotomuc hängen auch die Bilder der bekannten Fotografin Laura Zalenga. Besonders eindrucksvoll und gleichermaßen irritierend ist eines ihrer Bilder, auf dem ein junger Mann auf eine sehr real wirkende Weise mit einem Baum verwachsen zu sein scheint.
Zusätzliche Events
Gleichzeitig zur Fotoausstellung finden weitere Veranstaltungen, wie Lesungen oder Konzerte in der Lackiererei statt. Obwohl diese thematisch nicht passend zur Fotoausstellung konzipiert sind, haben die parallelen Aufführungen einen guten Grund: die Lackiererei solle ein „Cross-Over“ verschiedener Kultur-Genres ermöglichen, erklärt Markus Czipzirsch, der Geschäftsführer der Münchner Kulturmeierei, die die Lackiererei betreibt. Man wolle nicht nur junge Künstler fördern, sondern auch ein Miteinanderschaffen von Kunst ermöglichen. Ein Blick in den Nebenraum zeigte, dass dort die jungen Fotografen von Fotomuc in ein Gespräch mit den Vertretern von „July in der Stadt“, die am 23.10. eine Lesung in der Kulturstätte abhielten, vertieft waren. Das Konzept scheint aufzugehen.
Die Ausstellung "Jetzt..." findet noch bis zum 30. Oktober statt und beginnt jeweils um 19 Uhr.