Mit über 200 Filmen hält das 29. Filmfest München eine Woche lang die Stadt in Atem. Es ist nach der Berlinale das größte Filmfestival in Deutschland. Insbesondere die Reihe „Internationales Programm“ hat viele Höhepunkte zu bieten. Eine tragende Rolle spielen darin die Kinder. Mit über 200 Filmen hält das 29. Filmfest München eine Woche lang die Stadt in Atem. Es ist nach der Berlinale das größte Filmfestival in Deutschland. Insbesondere die Reihe „Internationales Programm“ hat viele Höhepunkte zu bieten. Eine tragende Rolle spielen darin die Kinder.

Kinder sind dieses Jahr einer der thematischen Schwerpunkte der Programmreihe „Internationaler Film“. Es sind Kinder und Jugendliche, die versuchen, ihren Weg zu finden. Vor allem wird in der Reihe dargestellt, wie schwierig und grausam die Realität der heranwachsenden Generation oftmals ist. Die Kinder werden schlecht behandelt, sie werden verstoßen, sie sind vereinsamt. Trotzdem beweisen sie Kampfgeist und lassen sich nicht unterkriegen. Der Festivalchef Andreas Ströhl sieht darin „einen Abgesang auf unsere Generation sowie die Hoffnung, dass später einmal alles besser wird“. Die Thematik findet sich auch in zwei der schönsten Filme dieses Jahres wieder: im Eröffnungsfilm der Gebrüder Dardenne, „Der Junge mit dem Fahrrad“, und in „Le Havre“ des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki, dessen Werk das Festival abschließen wird.

Unerwiderte Vaterliebe in „Der Junge mit dem Fahrrad“

Cyril zum Beispiel ist gerade mal elf Jahre alt und hat schon niemanden mehr, der ihm nahesteht. Die Mutter ist einfach nicht mehr da, der Vater hat ihn vor Jahren ins Heim gesteckt und ist weggezogen. Eine Adresse oder eine Telefonnummer hat er nicht hinterlassen. Trotzdem kämpft Cyril mit allen Mitteln um die Zuneigung seines abwesenden Vaters, dessen Zurückweisung er nicht wahrhaben will. Zufällig gelangt der Junge an sein früheres Fahrrad. Es ist sein Anker in die frühere Welt, in der für ihn noch alles in Ordnung war. Als Cyril die Friseurin Samantha kennenlernt, gespielt von Cécile de France, nimmt sich diese liebevoll seiner an. Bei ihr kann er seine Wochenenden verbringen. Aus Zorn über sein vaterloses Schicksal aber ist der Junge nicht bereit, sich auf ihre Zuneigung einzulassen. In seinem Kummer gerät er an einen Vorstadt-Dealer und rutscht beinahe ins kriminelle Milieu ab. Erst jetzt erkennt Cyril, dass Familie nicht immer bedeutet, dass man gleichen Blutes sein muss. „Der Junge mit dem Fahrrad“ wurde auf dem diesjährigen Filmfestival von Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.

Trailer zu "Der Junge mit dem Fahrrad"

„Le Havre“: Schuhputzer hilft afrikanischem Flüchtlingskind

Auch im Abschlussfilm „Le Havre“ steht ein Junge im Mittelpunkt, der sich durchbeißen muss: Idrissa, ein minderjähriger Flüchtling aus Gabun. Er ist illegal nach Frankreich gereist und auf der Flucht vor den Behörden. In der französischen Hafenstadt Le Havre landet er bei Marcel Marx, einem erfolglosen Schriftsteller und Schuhputzer. Der nimmt ihn bei sich auf und hilft ihm trotz aller Widerstände, nach London zu gelangen, wo Idrissas Mutter lebt. Unterstützt wird Marcel hierbei von seiner solidarischen Nachbarschaft: dem örtlichen Gemüsehändler, der Bäckerin und dem Sänger Roberto Piazza („Little Bob“). Piazza gibt in Marcels Auftrag ein Wohltätigkeitskonzert für Idrissa. Ebenso der nach dem Jungen suchende Kommissar Monet setzt sich wider Erwarten für Idrissa ein. Auch „Le Havre“ wurde dieses Jahr in Cannes ausgezeichnet. Der deutsche Kinostart ist für den 8. September geplant.

Auf dem Filmfest München ist „Le Havre“ am 02.07. um 19.30 Uhr und um 22.30 Uhr im Carl-Orff-Saal im Gasteig im französischen Original mit englischem Untertitel zu sehen.