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M94.5 Filmkritik

Kitsch lässt grüßen

Quelle: © Studiocanal GmbH / Kerry Brown

Juliet kommt auf Guernsey, einer Inselgruppe im Ärmelkanal an

Lily James spielt diesmal keine Prinzessin, die Geschichte von "Deine Juliet" ist dennoch wie ein Märchen. Pathetisch und unglaubwürdig.

Es war einmal

Wir befinden uns in einer Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1946 um genau zu sein. Juliet Ashton ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, die sich vor begeisterten Lesern nicht retten kann, plant sogar eine Lesetour durch das Vereinigte Königreich. Auch privat läuft es bei der jungen Frau gut. Sie hat einen Verlobten und reich ist der auch noch. Also nicht viel Grund zur Klage. Lily James stellt Juliet sehr überzeichnet dar  und hat sich bei ihrer Performace offenbar an vorherigen Rollen wie der der Prinzessin Cinderella orientiert.

Da lebte eine junge Frau

Dann ein Sprung, der Zuschauer lernt eine Gruppe Bewohner von den britischen Guernsey-Inseln kennen. Sie haben einen Buchclub, und einer von ihnen, natürlich der attraktive Jungeselle der Gruppe (aka der Prinz in diesem Historiendrama), findet ein Buch, in dem Juliets Name und Adresse vermerkt sind. Wie ihr Name jemals in das Buch gelangte oder das Exemplar seinen Weg auf die Insel fand, bleibt über 124 Minuten ungeklärt. Im Märchen dürfen ja schließlich Wunder geschehen. In historischen Dramen, die auf einer Buchvorlage basieren, ist so etwas jedoch eher unpassend. Die beiden beginnen sich gegenseitig zu schreiben, und Juliet besucht daraufhin den Buchclub, der nach einigen Nachforschungen ihrerseits wohl eine düstere Geschichte verbirgt.

Und wenn sie nicht gestorben sind

Was folgt ist ein ziemlich langer Film, dessen Handlung leider weder die vielen Filmminuten rechtfertigt, noch Spannung aufbauen kann und trotz einiger Todesfälle keine wirkliche Emotionalität weckt. Die Kostüme sind schön und auch die Musik, obwohl spärlich dosiert, versetzt einen auf die nordische Insel. Schöne Bilder der grünen Natur und der Steilküste lenken jedoch leider nicht davon hab, dass Regisseur Mike Newell (Der Mann mit der eisernen Maske, Prince of Persia) nach sechsjähriger Pause einen Film geschaffen hat, der vor allem durch Kitsch und Pathetik, anstatt durch große Gefühlen glänzt.

So läuft er wohl im Kino

Streckenweise ist der Film süß, nett anzuschauen und zeigt sogar ein wenig Potential. Doch durch eine absolut vorhersehbare Handlung und flache, eindimensionale, sehr wankelmütige Charaktere verliert der Steifen schnell den Reiz und Charme, den er sich durch eine schöne Kulisse mühsam aufgebaut hat. So findet das Märchen, das eigentlich ein seriöses historisches Drama sein will, zwar auf der Leinwand ein Happy End, sorgt bei den Zuschauern jedoch nicht gerade für lachende Gesichter.

"Deine Juliet" läuft ab dem 9. August 2018 in den deutschen Kinos.  

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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