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Kunst im Hinterhof

Autor(en): Marie Schoess am Samstag, 28. Januar 2012
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Wagt man sich ein winziges Stück abseits der großen Pinakotheken, ein paar Meter in Richtung Barerstraße und schließlich noch in einen dunklen Hinterhof – dann ist man angekommen: in der Galerie radical room. Und damit weit entfernt von den Prachtbauten, die doch nur wenige Minuten entfernt sind.
Wagt man sich ein winziges Stück abseits der großen Pinakotheken, ein paar Meter weiter in Richtung Barerstraße und schließlich noch in einen dunklen Hinterhof – dann ist man angekommen: in der Galerie radical room. Und damit weit entfernt von den Prachtbauten, die doch nur wenige Gehminuten entfernt sind.

Keine Laufkundschaft, keine Öffnungszeiten, keine geschleckten Räume
Das Gesicht hinter der Galerie radical room heißt Anita Gessulat. Mit ihren drei Ausstellungsräumen wollte die Münchnerin ein Gegengewicht schaffen zu den üblichen Münchner Galerien, die meist eher „clean und mit weißen Wänden“ daherkämen und häufig wenig Mut hätten, auch provokative Künstler in ihr Programm aufzunehmen. Entsprechend kommt der radical room mit wenig Schnickschnack aus. In einem versteckten, dunklen  Hinterhof in der Barerstraße 69 warten die drei Ausstellungsräume, unter deren weißen Wänden hin und wieder noch ein Rest der roten Backsteine hervorblitzt. Ansonsten ist der radical room nur eins: schlicht. Und auch die traditionellen Öffnungszeiten wollte Anita Gessulat nicht übernehmen. Statt dessen öffnet sie ihre Galerie auf telefonische Anfrage. Und die bleibt bisher nicht aus: „Am Anfang hatte ich auch meine Bedenken: Wird das funktionieren? Aber spätestens nach der zweiten Ausstellung kamen die Anrufe.“ Besonders bei Kunstsammlern sei es beliebt, sich in Ruhe die Werke anzuschauen – jenseits der typischen Öffnungszeiten. „Aber genauso ist es bei Kunstinteressierten, die jetzt keine Kunst kaufen wollen, aber sich gerne Ausstellungen anschauen, auch die rufen mich an“, sagt Anita Gessulat.

Mut zum Tabubruch
Doch das schmückende Beiwort „radical“ soll sich nicht allein in der Form niederschlagen. Vielmehr sollen hier die Künstler einen Raum finden, die mit ihren Werken ein Tabuthema ansprechen, die kontroverse Reaktionen hervorrufen. Und die es in München oft zu schwer haben, einen Ausstellungsplatz zu bekommen, findet Anita Gessulat. Gerade jungen Künstlern möchte die gebürtige Frankfurterin in ihren Räumen einen Ort geben, sich und ihre Werke zu präsentieren. So hat sie in ihrer letzten Ausstellung die Studentin Sophia Süssmilch vorgestellt, die sich in ihren Werken immer wieder mit dem Thema Tod auseinandersetzt.

Anti-Konsum im radical room
Für das neue Jahr hat sich Anita Gessulat ein noch unbekanntes Projekt für ihre Galerie ausgesucht: Sie wird zusammen mit anderen Experten der Münchner Kunstszene in der Fachjury von dem Wettbewerb des ArtCollectorsClubs sitzen. Das Thema des Kunstwettbewerbs, Anti-Konsum, passe gut in das Konzept des radical rooms. Wichtig ist ihr dabei vor allem die kreative Aussage und Verarbeitung des Themas: "Wenn die Massage des Werkes mich überzeugt, dann hat es gute Chancen", sagt Anita Gessulat. Die Chance nämlich, 2012 im radical room ausgestellt zu werden. Sowohl der Gewinner der Fachjury als auch der Gewinner, der über Facebook ermittelt wird, darf seine Werke dort präsentieren.

Zum radical room: www.radical-room.com
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