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Lost in Argentina - "Das Lied in mir"

Jeder Mensch hat Geheimnisse – gut verborgen, vielleicht sogar verdrängt. Dass allerdings ausgerechnet ein einfaches Kinderlied die Erinnerung an schmerzhafte Kindheitserlebnisse auslöst, ist durchaus ungewöhnlich. Genau das ist jedoch die Ausgangssituation von Florian Cossens Regiedebüt Das Lied in mir.

Von Frank Capras „It’s a Wonderful Life“ bis hin zu Danny Boyles „Slumdog Millionaire“, die Suche nach dem Selbst und den eigenen Wurzeln hat eine lange filmische Tradition. Dass das Thema noch lange nicht auserzählt ist, beweist Regisseur Florian Cossen mit seinem Debütfilm Das Lied in mir. Belohnt wurde er dafür mit verschiedenen Preisen auf deutschen und internationalen Filmfestivals: In Montréal beim World Film Festival gewann der Film neben dem FIRESCI-Preis (Auszeichnung der Kritikervereinigung) auch den Publikumspreis. Beim Filmfestival Zürich wurde er als bester deutschsprachiger Film ausgezeichnet, bei den Hofer Filmtagen erhielt Florian Cossen den Eastman Förderpreis und bei den Filmfestspielen Biberach den Preis für den besten Debütfilm.

Die 31jährige Schwimmerin Maria spricht kein Wort Spanisch und doch erkennt sie bei einem Zwischenstopp in Buenos Aires ein spanisches Kinderlied wieder. Ohne ein Wort zu verstehen, erinnert sie sich nicht nur an die Melodie, sondern auch an den spanischen Text. Maria wird von einem plötzlichen Heulkrampf geschüttelt und unterbricht verstört ihre Reise. Marias Vater fliegt ihr besorgt nach Argentinien nach und muss dort erkennen, wie sein jahrelang aufgebautes Lügengebilde in sich zusammenfällt; denn die Erklärung für diese ungewöhnliche Erinnerung deckt Abgründe in der Familiengeschichte auf, die in die Zeit der argentinischen Militärdiktatur zurückreichen. Marias leibliche Eltern fielen der Militär-Junta zum Opfer, woraufhin sie auf zwielichtigem Wege adoptiert und nach Deutschland gebracht wurde. Erschüttert wendet sich Maria von ihrem Vater ab, der jedoch nicht aufhört, um die Liebe seiner Tochter zu kämpfen.

Regisseur Florian Cossen liefert mit Das Lied in mir ein fesselndes Langfilmdebüt. Geboren in Tel Aviv, aufgewachsen in Israel, Kanada, Spanien, Costa Rica und Deutschland, studierte er von 2002 bis 2009 Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Das Lied in mir ist sein Abschlussfilm, der fast vollständig in Buenos Aires gedreht wurde.

Es spricht für sein gemeinsam mit Elena von Saucken verfasstes Drehbuch, dass Florian Cossen trotz geringem Budget namhafte Darsteller wie Jessica Schwarz und Michael Gwisdek für seinen Film gewinnen konnte. Faszinierende Bilder (Kamera: Matthias Fleischer) der pulsierenden, in der Sommerhitze flirrenden Megastadt Buenos Aires illustrieren die zunehmende Verlorenheit der Protagonistin. Dass diese Bilder nicht glatt poliert, sondern teilweise grobkörnig  sind, verleiht dem Film eine zusätzliche Kraft und Intensität. Als eine weitere Stärke des Films erweist sich, dass die argentinische Kultur hier nicht nur exotisches Beiwerk, sondern elementarer Bestandteil der Handlung ist; so kann man sich als Zuschauer dem Sog der Bilder und der Handlung kaum erwehren… und die großartigen Darsteller tun ihr übriges.

Die Messlatte für seine zukünftigen Filmprojekte dürfte Florian Cossen mit Das Lied in mir auf jeden Fall sehr hoch gelegt haben.

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