Filmfest 2016
Na also, geht doch!
In der Kategorie "Neues deutsches Kino" beweisen deutsche Filmemacher einmal mehr, dass nicht jeder gute Film aus Übersee kommen muss.
Wer schon einmal in einen Chinesischen oder vielleicht ungarischen Film gegangen ist, der weiß: Man muss verdammt viele Untertitel lesen, um überhaupt mitzukommen. Und dann bleibt das Filmische manchmal ein wenig auf der Strecke. Ohne die Qualität von so manchem ausländischen Film schmälern zu wollen, so kann der interessierte Filmsuchende auch ohne Bedenken zu einem deutschen Film greifen. Ja, ich weiß, unsere Filme haben nicht immer den besen Ruf, aber in diesem Jahr glänzt die Kategorie "Neues deutsches Kino" auf dem Filmfest München mit einer Vielzahl von sehenswerten Filmen - darunter 19 Weltpremieren.
Coming of Age, Liebe, Tragödie - das volle Programm
Da wären "Die Mitte der Welt", eine Romanverfilmung, die durch ihre Leichtigkeit und EInfühlsamkeit besticht, und damit einer der vielleicht schönsten deutschen Coming-of-Age Filme seit "Sommersturm". Oder "Die Hände meiner Mutter", in dem es Regisseur Florian Eichinger gelingt, das Thema Kindesmissbrauch in der Familie auf eine erschreckend berührende Weise zu präsentieren. Selten war deutsches Kino so packend, so vielfältig, und doch manchmal ein wenig anstrengend. Zum Beispiel Aron Lehmanns Roadmovie "Die Letzte Sau", in dem der Bauer Huber ein besseres Leben für sich und für sein Schwein fordert. Der Streifen wirkt doch sehr gewollt originell, ist aber zuweilen doch auf eine merkwürdige Weise erheiternd und unterhaltsam. Der Deutsche Film schafft es langsam heraus aus seinem muffigen und sterilen Image.
Es ist nicht alles neu, was glänzt
Der Regisseur Klaus Lemke sagte in einem Interview auf dem Filmfest im Jahre 2014, die Hauptthemen des deutschen Films "sind Magersucht, Demenz, oder befassen sich mit Heimkehrern aus irgendwelchen Kriegsgebieten". Auch in diesem Jahr ist tatsächlich eine Art Heimkehrerfilm mit im Programm, wenn auch anders als erwartet. In Anca M. Lăzărescus Film "Die Reise mit Vater" zieht es eine deutsch-rumänische Familie gezwungenermaßen wieder zurück in ihre rumänische Heimat (hier die Regisseurin im M94.5 Interview). Das macht die Programmreihe "Neues deutsches Kino"dieses Jahr vielleicht auch so interessant. Viele Regisseure mit Migrationshintergrund tragen durch ihre biographischen und persönlichen Filme zu einer Vielfalt im Programm bei. Klaus Lemkes Meinung hat sich indes kein bisschen geändert, er sagt den deutschen Film so gut wie tot: Wer mehr dazu wissen möchte, kann sich seine Meinung und die Geschichte über die revolutionäre "Münchener Gruppe" in dem Film "Zeigen was man liebt" ansehen.
Meine Meinung: Verstecken muss sich der deutsche Film sicherlich nicht.