Interview mit Philip Koch
Outside the Box
Absurde Satire und Gesellschaftskritik: Der Münchner Regisseur Philip Koch erzählte uns von seinem Film "Outside the Box".
Ein Survival Training als Team-Event für Unternehmensberater, das mit einer Geiselnahme endet. Inszeniert von den Firmenchefs, um die Belastbarkeit und Qualität ihrer Mitarbeiter zu testen. Diese absurde Geschichte stammt aus der Feder von Anna Katrin Schneider und Philip Koch. Im Interview spricht der Münchner Regisseur und Drehbuchautor über "Outside the Box".
Hattest du selbst etwas mit der Unternehmensberater-Branche zu tun oder wie bist du auf dieses Thema gekommen?
Ich habe ein paar Freunde, die Unternehmensberater sind, aber eigentlich war es meine Co-Autorin Anna Schneider, die in der Branche total viel recherchiert hat, wirklich viele Jahre lang. Und wir sind dann tatsächlich erst im Zuge der Recherche durch Zufall auf ein Team-Event gestoßen, das 2001 von Sony Ericsson gemacht wurde, die tatsächlich eine Entführung von ihren Mitarbeitern in Griechenland auf einer Busreise gemacht hatten. Die wussten nichts davon, nur einer war eingeweiht. Und das ist dann alles ganz grotesk, tragisch dadurch geendet, dass auf der Autobahn, auf der das stattfand, zwei Polizisten vorbei gefahren sind und dann gesehen haben, dass da ein Typ mit einer Shotgun rumlief – die natürlich eine Atrappe war – und dann endete das alles sehr schnell auf der Wache. Das gab uns dann eigentlich so den entscheidenden Impuls, etwas zu dem Thema Leistungsgesellschaft, Unternehmensberatung und diesem ganzen sozialdarwinistischen Arbeitskampf zu machen.
Wolltest du mit dem Film Kritik äußern?
Ja, total! Aber es ist jetzt nicht eine Kritik an Unternehmensberatern oder an der Branche der Unternehmensberater; die sind für mich eigentlich nur stellvertretend für einen wirklich ganz existentiellen und allgemeinen Leistungsdruck an den Arbeitsplätzen, der im Grunde wirklich für alle Arbeitsbereiche zutrifft. Also ich denke, dass jeder, der irgendwie in einer festen Position ist, sich mit diesem Thema identifizieren oder daran andocken kann. Es geht sowohl um die Gier nach mehr, als auch um die Kehrseite von Gier, nämlich Angst. Die Angst, den Job zu verlieren, die Angst, die Karriereleiter herunterzufallen - die ist natürlich für eine große Mehrheit genauso zentral. Das ist, was der Film satirisch untersucht.
Trotzdem ist der Film nicht belehrend...
Ich wollte wirklich einen Film machen, der Spaß macht, der unterhaltend ist, aber trotzdem nicht dumm. Der nicht mit dem Dampfhammer einen Gag nach dem anderen abfeuert, nur um irgendwie zu unterhalten, sondern der schon ein gesellschaftliches Problem oder ein menschliches Problem thematisiert, aber ohne dann mit dem erhobenen Zeigefinger zu operieren, sondern unter der Oberfläche der Unterhaltung und durch eine mitreißende und lustige Geschichte. Ein Problem zu thematisieren, mit dem man sich auseinandersetzen kann, oder auch nicht. Man kann sich den Film auch anschauen und Spaß haben und denken "joah, war ein cooler Film", oder man kann sich damit auseinandersetzen und sich selbst in Relation setzen und reflektieren, wie es so mit unserer Arbeitswelt beschaffen ist.
Der Look und der Sound von „Outside the Box“ sollen an einen Western erinnern. Warum?
Der Western ist ja auch wie kein anderes Genre ein ganz existentieller Überlebenskampf, in dem man für seine Ziele wirklich mit Gewalt kämpft. Für mich ist der Film auch ein Business Western in gewisser Weise. Dadurch, dass der Film auch in Südtirol spielt, in der Weite und in den Alpen, war für mich von Anfang an so eine Western-Stimmung da und ich fand es sehr reizvoll, die alten Spaghettiwestern zu zitieren und ihnen eine andere Lesart zu geben. Einerseits durch die Musik, aber andererseits auch durch die Bilder, z. B. durch alte Filmoptiken, mit denen auch damals gedreht wurde und die wir auch verwendet haben. Also sozusagen einen modernen Spaghettiwestern zu erzählen.
"Outside The Box" gibt es ab dem 9. Dezember auf DVD zu kaufen.