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Roger Ballen in der Villa Stuck

Autor(en): Xaver Scheffer am Samstag, 15. November 2014
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Quelle: Villa Stuck

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Beim Betrachten von Roger Ballens Fotos fühlt man sich in den Alpträumen seiner Kindheit gefangen – doch aufwachen möchte man trotzdem nicht.

Beim Betrachten von Roger Ballens Fotos fühlt man sich in den Alpträumen seiner Kindheit gefangen – doch aufwachen möchte man trotzdem nicht.

Roger Ballen wirkt irgendwie fehl am Platz. Die Bühne im lichten Innenhof der Villa Stuck, auf der er von einem SZ-Journalisten interviewt wird, passt nicht zu ihm. Ballen spricht mit seiner tiefen, knarzigen Stimme kurze und bedeutungsschwere Sätze. Er lächelt nicht und schaut seinen Gesprächspartner nicht an - stattdessen blickt er in die Menge, und es wirkt, als wolle er eine kommende Katastrophe verkünden, mit der Ruhe eines vollkommen Abgeklärten. Wäre es dunkel, man könnte es mit der Angst zu tun bekommen.

Vom Psychologen und Geologen zum Künstler

„It is all about the question: who is Roger Ballen?“, so sagt er. Und die Ausstellung gibt dem Betrachter Einblick in Ballens Psyche. Ballen kennt sich mit dem Thema aus, schließlich hat er Psychologie studiert. Und seine gesamte Arbeit gehe in gewisser Weise auch um diesen Fachbereich, gibt er zu. Seine ersten bekannten Arbeiten macht er aber während seiner Arbeit als Geologe in Südafrika. Dort besucht er die Menschen, die keinen Platz in der südafrikanischen Gesellschaft gefunden haben, Arme und Kranke, und löst mit den Fotos einen Skandal aus.

Hinein ins Drahtgeflecht fantastischer Räume

Ballen selbst hat nie eine Fotoschule von innen gesehen. Er fand als Autodidakt schnell sein formales Merkmal: schwarz-weiß-Aufnahmen in quadratischem Format. Doch vor allem sein Bildinhalt ist bemerkenswert.
Ballen selbst ist auf seinen Fotografien nicht zu sehen, er inszeniert lieber andere weiße Südafrikaner, jeden Alters, jeden Geschlechts. Sie liegen mit Mäusen im Bett, kriechen durch Kisten und Drahtgeflechte, sie verstecken sich oder sind eingesperrt. „Documentary Fiction“, so nennt er seine Arbeit. Er dokumentiert den ausgestoßenen Bevölkerungsteil der Gesellschaft, aber gibt ihm auch einen Platz in den Räumen seiner Fantasie.

Inszenierungs-Collagen eines bösen Wunderlandes

Und seine Fantasie, die hat es in sich. Ausgestopfte Tiere, Puppen und Schlangen gehören ebenso dazu wie kindliche Zeichnungen an den Wänden, die wie Dämonen um die Szenerie herum schweben. Klassische Horror-Elemente, möchte man meinen – doch es ist ambivalenter und subtiler. Ballen wehrt sich gar gegen die Aussage, seine Bilder seien düster. Stattdessen seien sie weder dunkel noch hell. Und alles könne zugleich das Gegenteil im Bild bedeuten, erklärt er und macht das Mysterium so nur noch größer. Alles verdichtet sich zu Inszenierungs-Collagen eines bösen Wunderlandes, weitab von jeder Logik. Das macht es für uns so faszinierend. Vom Hellen aus wirkt das Dunkel bedrohlich, ist man aber mal über die dunkle Schwelle getreten, kann man das absurde Spiel in seiner ganzen Herrlichkeit genießen. Und die Angst ist verschwunden.

Die Ausstellung „Roger Ballen - Theater der Absurdität“ ist bis zum 8. Februar 2015 in der Villa Stuck zu besichtigen. Eintritt: 9 €; ermäßigt 4,50 €

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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