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Social Networking auf der Leinwand

Quelle: © 2000-2014 Internationale Münchner Filmwochen GmbH

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Aus unserem Alltag ist das Internet schon lange nicht mehr wegzudenken. Langsam, aber sicher bahnt sich die Thematik auch ihren Weg in den Kinoalltag.

Aus unserem Alltag ist das Internet schon lange nicht mehr wegzudenken. Langsam, aber sicher bahnt sich die Thematik auch ihren Weg in den Kinoalltag.

Carl Casper ist leidenschaftlicher Koch. Einst von den Kritikern gefeiert, kocht er jedoch längst die lahmen und immer gleichen Gerichte, die sich Restaurantchef Riva (Dustin Hoffman) wünscht. Der hält nichts von Carls ambitionierten Gerichten und setzt lieber auf ideenlose Tradition. Das provoziert natürlich bald negative Kritik und die kommt, wie könnte es heute anders sein, über das Netz.

Twitter als modernes Schlachtfeld

Das Soziale Netzwerk ist erbarmungslos, und so entfacht bald eine verbale Schlacht zwischen Chefkoch und Kritiker via Twitter. Um das neue Medium im Film optisch gut einzugliedern, zwitschern da neben beinahe unerträglich leckeren Aufnahmen ganzer kulinarischer Traumlandschaften schon auch mal ein paar kleine, blaue Vögelchen durchs Bild. Das Ganze geschieht jedoch auf keinerlei kitschige Art und Weise, vielmehr passt sich die Stimmung der lockeren Atmosphäre des durch die Landschaft gondelnden Food-Trucks an. Koch Carl, gespielt von Jon Favreau – der in diesem Film übrigens eine Dreifach-Rolle als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur einnimmt – hat seinen Job im Feinschmeckerrestaurant inzwischen nämlich gekündigt und beglückt den Süden der USA mit seinen mobilen Gaumenfreuden.

Eine unvergessliche Begegnung

Auch Regisseurin Lisa Azuelos zaubert in ihrer verführerischen Romanze Ein Augenblick Liebe in einigen Szenen das Internet auf die Leinwand. Eigentlich handelt der Film von Pierre, gespielt vom inzwischen allseits bekannten und beliebten Francois Cluzet („Ziemlich Beste Freunde“), der glücklich verheiratet ist und zwei Kinder hat. Doch eines Tages lernt er die Schriftstellerin Elsa kennen und es knistert ganz gewaltig. Sie flirten, begegnen sich immer wieder mit ihren Blicken, beschließen jedoch, ein Wiedersehen dem Zufall zu überlassen.

Und wie es der Zufall will, kreuzen sich ihre Wege erneut. Zwischen Wirklichkeit und Fantasie entwickelt sich eine betörend bittersüße Liaison. Und in die in sich verschwimmenden Bilder aus Realität und Vorstellungswelt bahnt sich auch das Internet seinen Weg.

Die Jugend als Zugang zur virtuellen Welt

Wie auch in Jon Favreaus Filmschmankerl Chef sind es zunächst die Kinder der Protagonisten, die eine Verbindung zu den technischen Errungenschaften herstellen. Ein Augenblick Liebe schafft in diesen Momenten der Konfrontation mit Computerbildschirmen und Filmszenen im Netz ganz bewusst verschwimmende Filmgrenzen einzelner Szenen. Fiktion und Realität, Themen des Films, treten in der Stilistik des Films so bereits zutage.

Da bleibt dann auch mal kurz das Internet hängen und der Kinosaal raunt verheißungsvoll, da das Kinobild stehen bleibt und sich Film, Fiktion und eigene Realität für einen Augenblick berühren. Genau das möchte der Film jedoch auch, denn die potenzielle Affäre von Pierre und Elsa, übrigens dargestellt von einer unverschämt schönen und verführerischen Sophie Marceau, soll als Möglichkeit, nicht jedoch als greifbare Wahrheit im Raum stehen. Pierre liebt seine Ehefrau. Die Begegnung mit Elsa zeigt lediglich eine verführerische Option auf. Die Tatsache, dass ein Augenblick alles verändern kann, aber auch die Fähigkeit sich anders, wertend betrachtet richtig und gegen die Affäre zu entscheiden, wird zum beherrschenden Thema.

Appetit auf mehr

Der Film macht sich die moderne Technik zunutze, um Übergänge zu schaffen, die es dem Zuschauer erschweren, zwischen Fiktion und Wahrheit, Richtig und Falsch zu unterscheiden. Ein Kniff, der den Kinobesucher zum Mit- und Nachdenken zwingt und ihn so zwangsläufig auch die Entscheidung für oder gegen die Affäre reflektiert betrachten lässt. Absolut originell und sehenswert! Wie sich Pierre entscheidet, sei an dieser Stelle jedoch nicht verraten...

Jon Favreaus Chef dagegen weiß, wofür er sich zum Schluss entscheidet: Für ein glückliches Familienleben, voller kulinarischer Highlights und Glück, fernab der verstaubten Küchenkultur. Der Film ist dann zwar durchschaubar, er amüsiert jedoch und macht definitiv Appetit auf sommerliche Grillpartys und mehr. Hungrig sollte man ihn sich auf keinen Fall ansehen.

Chef ist am Donnerstag, den 3. Juli, um 22:30Uhr ein letztes Mal auf dem Münchner Filmfest im City 1 zu sehen.
Ein Augenblick Liebe startet am 7. August 2014 in den deutschen Kinos.
 

 

 

 

 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
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