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Filmschoolfest 2016

Some like it short

Quelle: © Bernhard Schmidt

Nachwuchsregisseure aus der ganzen Welt treffen sich beim Filmschoolfest.

Dokus, Animation, Spielfilme: Auf dem Filmschoolfest Munich seht ihr vom 13. bis 19. November die Werke von internationalen Nachwuchsregisseuren.

In ihren Kurzfilmen stellen sich die Filmemacher von morgen den entscheidenden Fragen des Lebens und machen sich auf die Suche nach Liebe, Freiheit und Selbstbestimmung. Wir haben einige ihrer Werke genauer unter die Lupe genommen: Euer Guide zum Filmschoolfest-Programm.

Bird Hearts

Liebe und Beziehung sind zwei Dinge, die nicht immer vereinbar sind. Wie schnell der Alltag eine tiefe Bindung gefährden kann, zeigt der norwegische Film Bird Hearts. In nur 25 Minuten gibt der Film einen Einblick in das Leben von Maya und Benjamin, einem jungen Paar aus Oslo. Kurz vor Benjamins Geburtstag bekommen die beiden Besuch von seinem jüngeren und weitaus erfolgreicheren Bruder Tobias. Als ob das nicht genug wäre, erzählt Maya bei einem gemütlichen Abend mit Freunden von ihrer besten Sex-Erfahrung – nicht mit Benjamin.

Ästhetisch anspruchsvoll vereint der Film schöne Bilder mit authentischen Darstellern. Warme Farben unterstützen zu Beginn die Nähe zwischen dem jungen Paar und kühlen nach und nach ab. Der Film leidet allerdings unter dem spannungsarmen Drehbuch und der lückenhaften Inszenierung. Wer darauf jedoch keinen allzu großen Wert legt, sieht einen Film, der Romantik, Erotik und den Liebesalltag eines Durchschnittspaares vereint. nm

"Bird Hearts" läuft in der Programmreihe 9: am 16. November um 14.30 Uhr und am 18. November um 19.30 Uhr.

Boat People

Ein Flüchtlingsboot kentert. Moussa ist der Einzige, der überlebt. Die Kamera treibt mit ihm im Meer und verfolgt ihn dabei, wie er sich auf die Segeljacht von Hannes und Gerlinde retten kann. Die Protagonisten könnten nicht unterschiedlicher sein: Der Flüchtling, der gerade noch ums Überleben gekämpft hat, trifft auf das superreiche Paar. Die beiden leisten Erste Hilfe. Doch dann stellt sich die Frage, was aus Moussa werden soll, denn der Flüchtling besteht darauf, illegal nach Europa zu reisen, um möglichst schnell Geld für seine Familie zu verdienen.

Moussas Verzweiflung und das Misstrauen der beiden deutschen Protagonisten sind absolut greifbar. Hannes und Gerlinde wollen Moussa zwar helfen, haben aber Angst davor, etwas Illegales zu tun. Zwischendurch wirken die Gegensätze fast etwas zu überspitzt, zum Beispiel, wenn alle drei beim fein gedeckten Dinner sitzen. Der Konflikt ist jedoch echt. Er spiegelt die Probleme der Flüchtlingskrise wieder und geht dem Zuschauer dabei so nahe, dass man auch nach dem Ende des Filmes noch darüber nachdenkt. ep

"Boat People" läuft im HFF Special 2: am 19. November um 13.30 Uhr.

Cinderella

Cinderella, ein Film von Alexander Zubovlenko, zeichnet ein Bild vom Leben alleinerziehender Mütter in Weißrussland. Wenn sein Film ein Tier wäre, dann eine Schlange, sagt der junge Regisseur, man versuche sich durch das Leben zu schlängeln und seine Bedürfnisse nach Liebe und Geborgenheit irgendwie zu stillen. Als Individuum wird Masha nicht wahrgenommen, überwacht von den Eltern stolpert die Protagonistin von einer Selbsthilfegruppe für Singles zum Internet-Date. Ihre kleine Tochter nimmt sie bis ein Uhr morgens mit in die Nachtclubs von Belarus, sich ständig darum bemühend, nicht weiter als gesellschaftliche Außenseiterin leben zu müssen.

Die Intensität, mit der die Kamera den Alltag von Masha und Tochter Anna verfolgt, rührt auch von der Intimität zwischen Regisseur und Darstellerinnen her: Alle heißen Zubovlenko mit Nachnamen. Am Ende bleibt das Gefühl, dass man nicht auf Cinderellas Prinz wartet, sondern vielmehr auf den Wandel einer Gesellschaft ohne jedwede Empathie für Menschen, die schwere Zeiten durchleben. mk

"Cinderella" läuft in der Programmreihe 5: am 15. November um 14.30 Uhr und am 17. November um 19.30 Uhr.

Invention of Trust

Das Problem mit deutschen Filmen ist oft, dass sie ausschauen, wie viele deutsche Männer tanzen: irgendwie unentspannt. Häufig sind sie weniger auf subtile und dynamische Bildsprache bedacht, sondern eher bestückt mit hölzernen Dialogen und belehrenden Monologen. Dass der Film Invention of Trust von HFF-Student Alex Schaad dennoch den Student Academy Award, also den Oscar für Studentenfilme bekommen hat, wird wohl am Thema liegen.

Es geht nämlich um Social-Media und die Datenkrake Internet, der wir unser Leben so gedankenlos preisgeben. Um zu zeigen, welche Folgen das haben kann, konstruiert Schaad die Geschichte des Gymnasiallehrers Michael Gewa (sein Bruder Dimitrij Schaad, der auch am Drehbuch beteiligt war, spielt diese Rolle ziemlich gut). Dessen komplette Daten, von persönlichen E-Mails bis hin zu Einkäufen bei Amazon, landen plötzlich auf einer Plattform, die die Persönlichkeit eines Menschen bewertet. Jeder, der Geld bezahlt, kann alle Daten einsehen. Da Gewa ziemlich schlecht bewertet ist, droht er seinen Job zu verlieren, und seine Beziehung steht auf der Kippe. Er muss darum kämpfen, das verlorene Vertrauen wiederzugewinnen, doch sein Gegner ist nicht greifbar. Der Abschluss des Films ist ein Monolog, der auch von einem Edward Snowden kommen könnte. Ohne Zweifel ist Invention of Trust ein wichtiges Lehrstück für unsere Zeit – für ein richtiges Kinoerlebnis ist es allerdings noch etwas verstockt – mit etwas mehr Poesie und etwas weniger Zeigefinger kann das aber noch werden. vw

"Invention of Trust" läuft im HFF Special 2: am 19. November um 13.30 Uhr.

Mushkie

Der  Kurzfilm Mushkie von Aleeza Chanowitz, einer Studentin der Sam Spiegel Film & TV School in Jerusalem, gibt einen Einblick in das Verhältnis von jungen Leuten in Israel zu ihrer Sexualität. Mushkie wohnt mit ihrer besten Freundin Sari zusammen, hält ihre eher lockere Beziehung zu Daniel aber vor ihr geheim. Am Abend schläft Mushkie mit Daniel, obwohl sie gerade ihre Tage hat und sich dabei unwohl fühlt. Im jüdischen Glauben ist die Frau während der Menstruation „unrein“ und deshalb ist Sex in dieser Zeit eigentlich nicht erlaubt. Daniel stört es aber nicht – er fragt Mushkie nur, seit wann sie sich für die jüdischen Gesetze interessiert. Also lässt Mushkie sich überreden.

Für ihr unsittliches Verhalten wird sie allerdings prompt mit einer Pilzinfektion bestraft. Sie versucht sich selbst mit einem alten Hausmittel zu behandeln und steckt sich Knoblauch in die Vagina, was nicht ganz den gewünschten Effekt hat. Dass Sari eine richtig gute Freundin ist, beweist sie in diesem Moment. Damit auch der Sexpartner eine geeignete Strafe bekommt, backen Mushkie und Sari ihm eine Quiche – die verdächtig stark nach Knoblauch schmeckt.

Die beiden Frauen sind schon ein bisschen strange, aber gleichzeitig auch liebenswert – darin und in seiner ehrlichen Art erinnert Mushkie ein wenig an die britische Komödie Happy go Lucky. Spannend ist, wie sehr religiöse Regeln auch junge moderne Menschen in Israel noch beeinflussen. Selbst Mushkie, die in Amerika aufgewachsen ist und eigentlich nicht einmal hebräisch spricht, ist nicht so locker, wie sie es gerne von sich denken würde. Das Schamgefühl, das von Religionen ja oft heraufbeschworen wird, um Sexualität zu tabuisieren, geht eben doch sehr tief. vw

"Mushkie" läuft in der Programmreihe 1: am 14. November um 14.30 Uhr und am 16. November um 19.30 Uhr.

[OUT OF FRA]ME

Die Grenze, die sich schon im Filmtitel zeigt, bestimmt den kompletten Film: Pauls Problem ist, dass er nie ganz im Bild ist. Auf Retro-Aufnahmen aus seiner Jugend sind immer nur Körperteile von ihm zu sehen. Später verschwindet er dann ganz aus dem Rahmen: Man sieht, wo sich Paul gerade befindet, doch er selbst taucht nicht im Bild auf, was ihn sehr traurig macht. Pauls Situation bessert sich erst, als er die „Outtakes“ kennenlernt, eine Selbsthilfegruppe mit Menschen, die ebenfalls ein filmtechnisches Problem haben und sich dadurch ausgegrenzt fühlen.

Die Idee hinter diesem Plot ist genial: Lustig und herzzerreißend zur gleichen Zeit. Und dann ist da noch Hanna, die im Gegensatz zu Paul immer im Bild ist. Rein visuell gesehen scheint es, als ob eine Liebesbeziehung der beiden aussichtslos ist. [OUT OF FRA]ME hat alles, was ein unterhaltsamer und kurzweiliger Film braucht: Konflikte, Emotionen, Komik und eine ganz außergewöhnliche Kameraführung. ep

"[OUT OF FRA]ME" läuft in der Programmreihe 1: am 14. November um 14.30 Uhr und am 16. November um 19.30 Uhr.

Passenger

Das deutsche Trio um Stephan Kämpf, Andreas Kessler und Daniela Schramm-Moura von der Filmakademie Baden-Württemberg fragt sich im Kurzfilm Passenger, was passiert, wenn die Flüchtlingsdebatte plötzlich ins eigene Wohnzimmer fällt und man sich gezwungen sieht, Position zu beziehen. Tom und Janine bieten auf dem Rückweg aus Wien eine Mitfahrgelegenheit an. Dass der Passagier aus Gambia stammt, erfahren sie erst bei der Abfahrt, und so entspinnt sich ein wortreiches Argument über Fluchthilfe, Grenzkontrollen und illegale Einwanderung.

Während Janine, sehr authentisch dargestellt von Stephanie Maria Lexer, auf die Abreise besteht und die Abwehrhaltung ihres Partners kritisiert, fährt sich dieser durch die Haare, läuft nervös durch den Raum und scheint selbst nicht ganz an die Rationalität seiner Argumente zu glauben. Auf seine Frage „Do you have a passport?“, meint sie nur: „Spinnst du jetzt?“ Und schon gerät die anfänglich entspannt-romantische Stimmung an den Abgrund zur Eskalation. Die Absurdität der Szene ergibt sich auch aus der Beschreibung ihres tollen Mali-Urlaubes, Vergleichen zu Mutter Theresa, der Drohung, die Polizei zu rufen, und schließlich der Tatsache, dass der Gambier kein Wort versteht. mk

"Passenger" läuft in der Programmreihe 4: am 14. November um 22 Uhr und am 17. November um 17 Uhr.

Searching for wives

Dieser Dokumentarfilm folgt dem Inder Partha bei der Suche nach der Frau seiner Träume. Die muss er sich aber nicht selbst auswählen, denn das macht seine Familie für ihn. In diesem Film, der komplett ohne Musik auskommt, erfahren wir eine Seite der Brautsuche, die bis jetzt eher im Dunkeln geblieben ist. Die Seite der Männer, die ein einziges Foto in ihre Heimat schicken, damit dort die passende Partnerin gefunden werden kann.

Dabei wird der Film niemals negativ oder kritisch. Im Gegenteil: Partha selbst drückt nie aus, dass er ein Problem mit dem Heiratsprozedere hat. Er beschwert sich nur über den gesteigerten Anspruch, den die Frauen an das Äußere des Bräutigams stellen. Man versucht unvoreingenommen zu sein, wenn man diesen Dokumentarfilm sieht. Und man versucht, die Kultur und die Tradition, die dahinter stehen, zu verstehen und nicht über die in unseren Augen so veraltete Praxis zu urteilen. Dennoch: Fragen, wie Partha wirklich dazu steht, dass er kein Mitspracherecht besitzt, und warum er nicht selbst auf die Suche geht, bleiben unbeantwortet. ah

"Searching for wives" läuft in der Programmreihe 4: am 14. November um 22 Uhr und am 17. November um 17 Uhr.

Woof!

Der Kurzfilm Woof! der australischen Regisseurin Nina Buxton spielt auf einer mit grellem Licht durchfluteten Hausparty, auf der die Filmschnitte im Takt der lauten Techno-Musik nur so ineinander überjagen. Die Protagonistin ist jung, schön und so schüchtern in ihrem weißen Kleid, dass sie wie eine verlorene Brautjungfer wirkt. „Nobody notices me here“: Vom ersten gemurmelten Satz an spielt Darstellerin Jana Zvedeniuk die zitternde Unsicherheit so überzeugend, dass man ihr sogleich zu Hilfe eilen will. Aus einem von Freundinnen ermutigten Flirt wird ein Kuss, der abrupt endet, da die Heldin ihre Periode hat und sich die Finger des älteren Partygastes ungebeten zu tief unter ihren weißen Saum schieben.

Am liebsten will man eingreifen und den Typen wegen sexueller Nötigung konfrontieren. Doch schon ist die Szene auf Video aufgenommen und geht auf den Smartphones der Feiernden viral. Gegen Diffamierung und Sexismus hilft nur eines: weibliche Solidarität und der Mut, gemeinsam ein ungewöhnliches Geräusch zu machen. Ein Film, der Tabuthemen wie die weibliche Menstruation und Cybermobbing anspricht und dessen Intensität ein Herzrasen verursacht, das trotz acht Minuten Schnelldurchlauf dauerhaft im Gedächtnis bleibt. mk

"Woof!" läuft in der Programmreihe 3: am 14. November um 19.30 Uhr und am 17. November um 14.30 Uhr.

You are here

You are here ist ein Film beinahe ohne Musik und Dialoge. Deswegen bietet der Inhalt viele Möglichkeiten, kreativ zu werden und zu rätseln. Mickey, der als Junge schon immer einmal mit einem Wohnmobil zum Grand Canyon fahren wollte, ist inzwischen erwachsen geworden und sein Leben schaut nicht gerade rosig aus. Er lebt in einer Shoppingmall, verkauft Stofftiere und wird die ganze Zeit von dem ansässigen Kaufhaus-Cop verfolgt.

Es fällt schwer, sich in die Rolle des nicht sprechenden Mickeys hinein zu finden, der hofft, sich seinen Kindheitswunsch irgendwann erfüllen zu können. Eigentlich ein packender Stoff, aber ohne Musik und Sprache bleibt viel Potential für Emotionalität auf der Strecke. ah

"You are here" läuft in der Programmreihe 4: am 14. November um 22 Uhr und am 17. November um 17 Uhr.

 

Das Filmschoolfest läuft vom 13. bis 19. November im Filmmuseum. Das komplette Programm findet ihr hier.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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