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M94.5 Filmkritik

Tschüss, Kindheit

Quelle: © 2017 Twentieth Century Fox

Domhnall Gleeson (A.A. Milne) und Will Tilston (Christopher Robin)

„Goodbye Christopher Robin“ erzählt die Entstehungsgeschichte von „Winnie the Poo“ und was es heißt, plötzlich ein Kinderbuch-Charakter zu sein.

Heile Welt…

Den ganzen Tag im Wald spielen, Geheimverstecke bauen und Stöcke in den Fluss werfen. Und das gemeinsam mit den Kuscheltieren Edward Bear, I-Aah, Ferkel und Tigger – das macht einen perfekten Tag für Christopher Robin aus. Der kleine Junge mit Topfschnitt wohnt mit seinen Eltern auf der idyllischen Cotchford Farm und kann seiner Phantasie im Spiel freien Lauf lassen. Als sein Vater Alan Alexander Milne aus dieser Phantasiewelt des Jungen aber ein Buch macht, ändert sich das Leben von Christopher. Er ist nämlich der Hauptprotagonist in „Winnie the Poo“ und wird nun von Fotografen umlagert und zu Presseterminen gefahren.

Kein Kinderfilm

„Goodbye Christopher Robin“ ist aber mehr als nur eine Coming-Of-Age Geschichte über eine verlorene Kindheit. Er beleuchtet von verschiedenen Perspektiven, wie das heute wie damals so beliebte Kinderbuch „Winnie the Poo“ entstanden ist – ein Buch, das es nach dem ersten Weltkrieg vermochte, Kinderherzen zu berühren. Noch zu Lebzeiten des Autors Alan Milne musste mehrfach nachgedruckt werden. Domhnall Gleeson, der Milne im Film verkörpert, spielt den zerrissenen Autoren einfühlsam und nahbar. In intimen Szenen zeigt er die inneren Qualen und Traumata des Veteranen aus dem ersten Weltkrieg, in einer Zeit, als die Grauen des Krieges in weiten Teilen der Gesellschaft totgeschwiegen wurden. „Goodbye Christopher Robin“ ist daher weniger Kinderfilm als historisches Drama.

Die Grenze von 107 Minuten

Regisseur Simon Curtis erschafft vielmehr ein Portrait der Zeit zwischen den Weltkriegen, in dem er die großen Themen wie Liebe, Verantwortung und den Umgang mit Kindheit diskutiert. Dabei hat er scheinbar versucht, so viele Aspekte wie möglich aufzunehmen, und den Film etwas überfrachtet. Dies führt dazu, dass manche Themen in nur wenigen Filmminuten erzählt werden, die eigentlich viel Potential gehabt hätten. Auch der Protagonist Christopher Robin selbst, gespielt vom Newcomer Will Tilston, hätte etwas vielseitiger angelegt werden können. Er ist ein kleiner Junge ohne Ecken und Kanten, der über weite Teile des Films stärker als Charakter hätte dargestellt werden können.

Schön, auch für Nicht-Fans

Insgesamt ist „Goodbye Christopher Robin“ ein berührender Film, dessen Bilder märchenhaft verzaubern und einen daran erinnern, wie ein Kind die Welt erlebt. Dabei ist es nicht zwingend notwendig, die Geschichte von „Winnie the Poo“ zu kennen. Doch Achtung, Verwechslungsgefahr: Am 16. August startet in Deutschland ein Film mit dem kürzeren Titel „Christopher Robin“, der ebenfalls eine Handlung rund um die Geschichte von Winnie the Poo hat. Mit „Goodbye Christopher Robin“ kann man also in einen Winnie the Poo-Filmsommer starten.

"Goodbye Christopher Robin" läuft ab 07. Juni 2018 im Kino.

Platte des Monats

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