Home > Kultur > Türkisch für Hartgesottene
Filmkritik und Interview mit den Hauptdarstellern Elyas M'Barek und Josephine Preuß

Türkisch für Hartgesottene

Autor(en): Elisabeth Kagermeier am Mittwoch, 14. März 2012
Quelle: M94.5

Josefine Preuß und Elyas M'Barek mit M94.5 im Interview.

2006 wurde "Türkisch für Anfänger" zum ersten Mal im Fernsehen ausgestrahlt. Sechs Jahre später kommen die Schneider-Öztürks ins Kino. Wir haben die Hauptdarsteller Eliyas M'Barek und Josephine Preuß getroffen.

Als Vorabendserie in der ARD zeigte „Türkisch für Anfänger“ mit viel Humor das Chaos im Alltag der deutsch-türkischen Multikulti-Familie Schneider-Öztürk. Obwohl die Serie mit Preisen überhäuft wurde, lief sie nicht so erfolgreich, wie sie es verdient hätte: Sämtliche deutsch-türkischen Klischees wurden damals mit viel Witz in schnellen, schlagfertigen Dialogen gekonnt auf den Arm genommen und außer Kraft gesetzt. Um dem Risiko vorzubeugen, dass die Kinosäle später leer bleiben, hat man sich für’s Kino etwas Neues einfallen lassen: Statt die Geschichte der Schneider-Öztürks weiterzuerzählen, wird sie nun ganz neu erzählt. Für den Publikumserfolg setzt man nun auf eine actionreichere Handlung.

Für das Leinwandspektakel wurde der Drehort von Berlin-Tempelhof auf eine abgelegene Insel in Thailand verlagert: Die Öztürk-Geschwister Cem und Yagmur, die schlagfertige Lena und der stotternde Grieche Costa stranden nach einem Flugzeugabsturz auf einem unberührten Stückchen Wildnis. Währenddessen kommen sich deren grundverschiedene Eltern, die ihren verschollenen Kindern nachreisen und zufälligerweise im selben Hotel landen, näher. Nicht nur eingefleischten Fans wird schnell klar, wer sich am Ende küssen wird!

Doch wie kam es überhaupt zu der Idee, eine Fernsehserie mit einer komplett neuen Story ins Kino zu bringen? Elyas M'Barek, der in der Serie und im Film Cem Öztürk spielt, erzählt, dass das die Idee ihres Drehbuchautors und Regisseurs Bora Dagtekin war: „Für mich war von Anfang an klar, dass es ein toller Film wird – egal was wir für eine Geschichte erzählen. Bora schreibt einfach unfassbar gute Drehbücher. Ich hatte da vollstes Vertrauen in ihn,“ meint der 29-Jährige.

M’Bareks Leinwandpartnerin Lena Schneider wird von Josephine Preuß gespielt, die uns pünktlich und gut gelaunt zum Interview begrüßt. Zwischen der ruhigen, 1,55m-kleinen Schauspielerin und ihrer zickigen Rolle schieben sich plötzlich Welten. Wir schauen ungläubig, als sie von ihren Eltern erzählt, die meinen: „Die Rolle ist dir wie auf den Leib geschnitten, das bist du vor zehn Jahren!“

Elyas dagegen ähnelt seinem Leinwandcharakter Cem Öztürk mehr als er selbst zugeben will. Mit seiner schelmischen Art schafft er es, zu jeder Interviewfrage eine lustige Geschichte zu erzählen. Spätestens als er mit Freude anfängt, uns Cems Lied aus dem Film vorzurappen, springen einem die Parallelen ins Auge. Er selbst antwortet aber auf die Frage, wie sehr er sich mit dem Macho Cem identifizieren könne: „In mir steckt tatsächlich weniger Macho als man denkt, ich bin eher - oder besser gesagt lieber - ein Gentleman.“ Kollegin Josefine kommentiert diese Aussage mit einem schmunzelnden Augenzwinkern. Sie muss es schließlich wissen, denn nach 6 Jahren gemeinsamer Dreherfahrung und der ein oder anderen Liebesszene kamen sie sich auch im Film wieder einmal sehr nahe.

Leider steht aber im Film der deutsch-türkische Konflikt, der in der Serie vor allem durch die streng gläubige Yagmur und die Großeltern der Familie entsteht, nicht mehr im Vordergrund. Stattdessen wird sehr viel auf typische Frauen- und Männerklischees angespielt. Trotzdem macht der unentwegte - wenn auch meist übertrieben laute und derbe - Schlagabtausch zwischen den Charakteren „Türkisch für Anfänger“ zu einer rasanten Komödie, bei der einem bestimmt nicht langweilig wird. Stattdessen kommt man trotz oder gerade wegen der stark überzeichneten Darstellung verschiedener Klischeecharaktere ums Lachen einfach nicht herum – zumindest, wenn man die unkreative Story des Films nicht zu ernst nimmt.

Bildergalerie
Filmplakat zu Türkisch
Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie