Ausstellung
"Warten im Ungewissen"
Das Leben nach der Flucht - in Fotografien und Videoporträts im Gasteig thematisiert. Kuratorin Petra Gerschner und Künstler Markus Dorfmüller im Interview.
Der Fotograf Markus Dorfmüller und die Videokünstler Niklas Hoffmann und Rebecca Meining stellen ihre Werke in der Ausstellung "Warten im Ungewissen" aus. Bereits 2004 hatte Markus Dofmüller Zwangsunterkünfte fotografiert, inzwischen bildet er die Unterbrinungen von Asylsuchenden ab.
Zwei Projekte - einmal vor knapp zehn Jahren Abschiebelager, jetzt Asylbewerberheime. Warum fotografiert man solche Unterkünfte?
Markus Dorfmüller: Das erste zu den Lagern war einfahch, dass ich politisch interessiert bin. Das heißt, dass mich Situationen von Flüchtlingen in diesem Land schon länger interessieren. Da diese Einrichtungen meistens an der Rändern von Städten sind oder irgendwo in der Pampa, wollte ich einfach sehen, wie die aussehen. Da ich auch Architekturfotograf bin, bin ich einfach hingegangen, habe eine Kamera mitgenommen und diese Orte aus größerer Entfernung fotografiert, so wie ich das normalerweise tue, um zu dokumentieren, wie es da aussieht.
Gibt es denn irgendwelche Unterschiede bei den Zwangsunterkünften und den heutigen Unterbringungen von Asylsuchenden?
Markus Dorfmüller: Es gibt Unterschiede in der Größe, es gibt natürlich Unterschiede, wo sie in den Städten stehen. Es gibt Unterschiede in der Absurdheit, wo man sie findet, also mitten im Wald, etc. Sonst hält sich das eigentlich alles die Waage.
Petra Gerschner: Das Besondere an diesen Aufnahmen ist, dass sie aus einer architekturfotografischen Praxis von Markus Dorfmüller kommen und er sie mit einer Großbildkamera fotografiert.
Das sagt Leuten, die sich ein bisschen mit Fotografie auskennen, dass es da eine sehr hohe Auflösung gibt, das heißt, man kann in den großen Formaten sehr detailgenau sehen, wie alles im Kleinsten genau arrangiert ist und in welchem topographischen Umfeld sich diese Abschiebelager und Erstaufnahmelager befinden, die gleichzeitig ja eingezäunt sind, als eine Art Sicherheitsverwahrung und wie Markus schon sagte, immer etwas verborgen und versteckt sind.
Und diese Aufnahmen zeigen eigentlich das, was man sonst nicht sieht. Deswegen haben sie auch eine sehr wichtige Bedeutung.
Markus, wie haben die Leute auf dich und deine Arbeit reagiert, also wenn man sich mit einer Großbildkamera hinstellt - gucken die Menschen?
Markus Dorfmüller: Wenn man die Lager von außen fotografiert, ist das so weit weg, das kriegt keiner mit. Aber bei den Flüchtlingsunterkünften, die wir von innen fotografiert haben, war es so, dass es für die Presse extrem schwer ist, da reinzukommen. Und fotografieren darf man auch nur ganz selten.
Und wenn man fotografieren darf, darf man auch nur unbenutzte, gerade vakante Räume fotografieren. Insofern haben wir mit den Flüchtlingen in den Lagern nichts zu tun gehabt.
Nur bei der Serie über die Demonstrationen und den Widerstand von Flüchtlingen sieht man natürlich, wie die Leute agieren. Das sind aber auch alles Veranstaltungen, wo ich selbst teilgenommen habe, also nicht nur Presse war, und währenddessen fotografiert habe.
Du hast selbst teilgenommen - die Arbeit ist also durchaus als politische Botschaft zu verstehen?
Ja, auf alle Fälle! Also erst mal als Aufklärung und Dokumentation "Was machen Leute, wie sieht das aus?" und um Verbindungen zu knüpfen.
Die Ausstellung wird am 24. September um 19 Uhr eröffnet und geht bis zum 1. November 2015. Der Eintritt ist frei.