Dance 2015
Zwischen Techno-Rave und Oper
Radikal will „House“ die Grenzen zwischen Oper und Diskothek sprengen. Die TänzerInnen bewegen sind mal mechanisch, mal zart zur elektronischen Musik.
Der Vorhang öffnet sich und erst einmal: Nichts. Kein Bühnenbild. Keine Lichtshow. Und vor allem keine TänzerInnen. Eine mechanisch wirkende Musik erklingt und mysteriöse Zwitterwesen schleichen auf die Bühne. Einige in hautfarbenen Ganzkörpertrikots, andere ganz in schwarz, sodass man sie kaum vom Bühnenhintergrund unterscheiden kann.
Rave meets Oper
Die Produktion „House“ möchte die Grenzen zwischen Opernhaus, Club, Laufsteg und Rave radikal einreißen. Zu Techno-Musik bewegen sich die TänzerInnen über die Bühne, als hätten sie keine Knochen im Körper. Mal zeigen sie sich maschinenartig, abgehackt, mit exakten Bewegungen. Dann wieder zart und weich, fast liebevoll. Alles stets begleitet von elektronischem Klangteppich im Hintergrund. Lichtspiele schaffen Diskoatmosphäre, die von dem schwarzen Nichts im Hintergrund kontrastiert werden. Und das Konzept geht auf, die Grenzen zwischen Oper und Techno-Rave verschwimmen gänzlich. Schade ist nur, dass die eingesetzen Symbole unmissverständlich gewählt wurden. Lichtshow bedeutet Diskothek, Highheels bedeuten Laufsteg und harte Klänge bedeuten Rave. Ein wenig mehr Subtilität kann man dem Betrachter wohl durchaus zumuten, auch wenn „House“ dennoch begeistern kann.
Mensch-Maschine
So hieß ein berühmtes Album der Gruppe „Kraftwerk“, welche Pioniere auf dem Gebiet der elektronischen Musik waren. Und Mensch-Maschine ist auch das Symbolbild von „House“. Die Eleganz und Geschmeidigkeit der Bewegungen treffen auf Härte und Unnachgiebigkeit. Die Formationen erinnern an ineinandergreifende Zahnräder, die fortlaufend ticken. Auch Assoziationen zum Tierreich lassen sich entdecken, wenn die Tänzer starr wie Gottesanbeterinnen in einer Pose verharren. Sind sie vielleicht gar in einer Diskothek auf der Jagd, um eine unvergessliche Nacht zu erleben?
"House" von Sharon Eyal und Gai Behar wurde im Rahmen des 14. Internationalen Festival für zeigenössischen Tanz der Landeshauptstadt München aufgeführt. In München ist die Inszenierung vorerst nicht mehr zu sehen. Alle Interessierten finden die Tourdaten hier.