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Die US - amerikanische Band im Gespräch mit M94,5.

CocoRosie im Interview

Autor(en): Maria Fedorova am Montag, 3. Juni 2013
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Quelle: © Dena Flows(Dena Flows)

Eine Stunde im Gespräch mit Sierra und Bianca Casady. Eine Stunde, ein Gewirr von Wörtern, Farben und geistigen Rhytmen
Eine Stunde im Gespräch mit Sierra und Bianca Casady. Eine Stunde, ein Gewirr von Wörtern, Farben und geistigen Rhythmen. Zwei Schwestern schreien all das in ihrer Musik heraus – voller  Alltagsängste und Hoffnung treten sie der gesamten brutalen Realität entgegen. CocoRosie erzählen M94.5 von ihren Kindheitskomplexen, vom Glauben und warum die Musik als ein Gesamtkunstwerk funktionieren kann.

Eure Musik und eure Auftritte verbinden so viele Elemente von Kunst und Theater. Glaubt ihr, so kann Musik als Gesamtkunstwerk funktionieren?

Gute Frage. Ja, mir gefällt die Idee. Musik kann eine sehr verschwurbelte Mischung aus Intellekt, Spiritualität und Körperlichkeit sein. Als Sängerin bin ich auch von allem, was mit dem Körperlichen zu tun hat, sehr gerührt. Sexualität, Intuition, all diese Sachen sind sehr wichtig, wenn wir Musik machen. Außerdem versuchen wir eine Balance zwischen Widersprüchen zu finden und das in unserer Musik auszudrücken.

Ihr singt viel über Religion, seid dabei aber sehr pantheistisch, ohne einen männlichen Gott zu erwähnen...

Wir haben lange über unsere Herkunft nachgedacht. Ursprünglich kommen wir mitten aus den Vereinigten Staaten. Wir haben uns nie für Politik oder Religion interessiert. Aber unsere Musik enthüllte die Schäden, die schon allein durch unsere Wurzeln in dieser Kultur entstehen. So ging es mehrere Jahre. Mit unserem letzten Album war es anders. Unsere Überlegungen waren globaler. Wir haben den Entschluss getroffen, dass Religion nur ein Instrument ist, um Menschen zu kontrollieren. Die Vorstellung von einem männlichen Gott wurde entwickelt um über die Gesellschaft, gewisse soziale Schichten und vor allem über Frauen zu herrschen. Die Erde ist unser Schöpfer. Und die Frau.

...also  ist die traditionelle Institution der Religion eine Diktatur?


Definitiv.

Wie stark fühlt ihr euch der amerikanischen Kultur jetzt noch verbunden?

Ich weiß nicht, ob ich eine Verbindung zur irgendeiner Kultur habe.  Natürlich habe ich meine Wurzeln, und ich lebe unter anderen Menschen. Aber in meinen Gedanken und in meiner Seele bin ich woanders. Ich kann das nicht erklären. Ich hab eine sehr große Vorstellungskraft und meine Fantasie ist ein großer Teil meines Alltags. Es geht nicht um Kultur, mehr um Zusammenhänge...

Also geht es um Weltoffenheit, Kosmopolitismus?

Nein, ich bin kein Kosmopolit. Mehr ein Poet.

Für euer neues Album "Tales Of A Grass Widow" habt ihr den Song "After The Afterlife" geschrieben. Was meint ihr mit dem Wort "Afterlife"?

Viele Menschen haben ein Interesse an oder sind besessen von Ideen wie dem Leben nach dem Tod. Das sind Vorstellungen, die nichts mit der Gegenwart zu tun haben - und dem wollten wir etwas entgegensetzen. Menschen denken nicht genug an die Konsequenzen ihres Verhaltens - ganz so, als ob es keine Auswirkungen gäbe. So ist es auch mit der Idee vom Leben nach dem Tod: Wenn man die Illusion aufgibt, dass alles was man jetzt macht oder wie man sich anderen gegenüber verhält, keine Folgen hat, dann versteht man die wirkliche Realität, und die ist sehr ernst. Es geht eigentlich nur darum, falsche Vorstellungen von der Gegenwart aufzugeben und zu unseren Anfangspunkten zurückzukehren.

Wärst du gerne eine geschlechtslose Gestalt?

Nein. Es ist so spannend die Idee von Weiblichkeit neu zu erleben und zu verstehen, was es heißt heutzutage eine Frau zu sein.


Die besten Momente des Interviews gibt es oben auf der Seite zum Nachhören.



Bildquelle: Dena Flows Lizenz:CC BY-2.0
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