Berliner Band Im Interview
"Die Türen" spielen "Der Mann"
Aus "Die Türen" wurde "Der Mann". Bei ihrem Konzert in München mischen sie aber Songs aus altem und neuem Repertoire.
Ich habe mich mit Mitgliedern der Band Maurice Summen, Chris Imler und Carsten Meyer alias Erobique im Münchener Club Strom getroffen um über Spießigkeit, Peinlichkeit und Feminismus zu reden. „Das ist doch keine Arbeit“ das Interview mit „Der Mann“ zu machen. Man soll nur genügend Selbstironie mitpacken und Genrebezeichnungen und Gender-Talks aus dem Kopf verdrängen und dann läuft es schon von selbst.
Das, was ursprünglich nur als Digital Projekt mit 3D Videos und erfundenen Charakteren entstehen sollte, hat sich am Ende zu einer realen auf Tour gehenden Band entwickelt. Mit an Board sind Ramin Bijan, Chris Imler, Gunther Osburg, Carsten Meyer alias Erobique, Maurice Summen und Andreas Spechtl von „Ja, Panik“. Zusammen sind sie „die unglamouröseste Kunstfigur der Popgeschichte: Das rechnerische Mittel des mittelalten, mittelschönen, in seiner Hypernormalität schon wieder erstörenden, ja, freakishen Mittelschichtmannes...“
„Was ich an Journalisten hasse, sind die Begriffe“……
…dieser Vers fehlt gerade noch im Song „Ich bin ein Mann“, denn man kitzelt die Nerven von drei wunderbaren Männern von „Der Mann“, wenn der Musikjournalist versucht sie pseudo-akademisch als „Diskurspop Band“ zu bezeichnen. Carsten Meyer bemerkt besorgt, hätte er gewusst, dass die Band unter Diskurspop läuft, hätte er nicht mitgemacht. An dieser Stelle muss ich ihn beruhigen, denn die Einordnung war meine eigene Idee. Als Leserin renommierter Musikzeitschriften saugt man unwillkürlich die Begriffe rein und spuckt sie dann im persönlichen Gespräch raus. Den Punkt in der Diskussion über die Sinnlosigkeit des Wortes „Diskurspop“ setzt schließlich Chris Imler, indem er kurz und pregnant formuliert, alles sei Diskurs, außer du machst Ambient.
Gut, „Menschen machen Fehler“ und das Wort gehört verbannt, was bleibt dann? „Ich denke, das ist eine ganz normale Pop Platte“ –sagt Maurice Summen –„mit Liedern über Liebe, Freundschaft, Blues und Leid“. Also Pop-Rock, oder Rock-Pop, mit ein wenig Indie und vielleicht sogar Punk.
Im Zentrum der Texte steht der Versuch sich von dem Männerbild der Vätergeneration zu emanzipieren und gegen den Trend zum Maskulinismus aufzutreten. Maurice Summen erzählt, dass der Spruch „Alles keine Arbeit“ von seinem Stiefvater stammt, der zu allem, egal ob „Glühbirne auswechseln“ oder „zum Supermarkt fahren“ gesagt hat, es sei keine Arbeit „Das ist genaue dieses beschissene Männerbild aus den 70ern und 80ern Jahren, das ich nicht leiden kann“ - sagt der „Oberfeminist“ der Band Carsten Meyer. Mit der Bemerkung, dass man trotzdem in irgendeine Weise davon beeinflusst wird. Ist schon klar, dass die Männer aus „Der Mann“ Band aus dem eigenen „Sex“ nicht rausspringen können. Noch klarer ist aber, dass bevor sie Büroangestellten, Passanten auf der Straße, eigene Väter ironisieren, machen sie sich über ihre eigenen Schwächen lustig. „Aus dieser Spannung entstehen überhaupt die Texte: das man soweit geht und offenbart, was eben peinlich sein könnte“, so Chris Imler.
Das Leben von Hypokreativen ist auch nun von Hyponormalität bedingt.