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Geplant, getan

Autor(en): Katja Engelhardt am Samstag, 15. Oktober 2011
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Sie hätte eine große Pop Operette veranstalten können, stattdessen hat sie die Münchner mit minimalistischem Bühnenbild und ausdrucksvoller Musik in ihren Bann gezogen. Der Nachbericht des Planningtorock Konzerts, vom 15. Oktober im Ampere.

Bereits der Einstieg in das Konzert ist bombastisch. Es erschallt die Arie der Königin der Nacht, gesungen von Janine Rostron, aka Planningtorock.

Bereits der Einstieg in das Konzert ist bombastisch. Es erschallt die Arie der Königin der Nacht, gesungen von Janine Rostron, aka Planningtorock. Auf einer hell erleuchteten Leinwand ist ihr bekanntes Profil zu sehen, die markante Nasalmaske verleiht ihrem Gesicht das Aussehen einer römischen Kriegerstatue. Noch ist die Bühne leer.

Vor der Leinwand ist mittig ein Mirkophonständer aufgebaut, links davon das archetypische Carée aus Synthesizern,  ableton live Controller, einem Drumpad und rechts am Rand steht ein Notenständer. Dessen Bestimmung bleibt nicht lange ungeklärt.  Als erstes erscheint, mit dem einzigen live gespielten Instrument des Abends, die Saxophonistin. Und schließlich besteigt auch sie die Bühne, im wallenden Mantel und mit ins Gesicht fallendem Haar: Planningtorock.

Unmittelbar stellt sich der Eindruck ein, dass sie gar nicht so statuenhaft, gar nicht mystisch wirkt. Dieses unheimliche Wesen aus den Musikvideos, dieser tieftraurige Riese vom Albumcover ist tatsächlich ein Mensch. Verstärkt wird dieser Effekt durch die relative Nüchternheit ihres Auftritts. Wo eine Fever Ray ihre konzeptuelle  Ästhetik  auf ein prachtvolles Bühnenbild und die gesamte Inszenierung ihrer Konzerte überträgt, hält Planningtorock den technischen Aufwand sehr gering. Zwei Strahler, eine Nebelmaschine, ein Ventilator und die Leinwand, auf die unterschiedliche Visuals mit einem Beamer projiziert sind. Es zeigt sich aber, dass auch mit den technisch einfachen Mitteln eine eindrucksvolle und mystische Stimmung erzeugt werden kann. Bereits nach den ersten Liedern sieht man in den Gesichtern der Leute im Publikum, dass sie sich der Wirkung der Songs vollends hingeben. Einmal mehr wirkt Planningtorocks Musik, als würde man einer Geisterbeschwörung beiwohnen.

Janine Rostron bezieht die Ideen für ihre Lieder oft, indem sie tief in ihrem Innersten danach gräbt. Durch ihren Auftritt schafft sie es, die Zuhörer in einen ähnlichen Zustand zu bringen. Das Publikum wiegt sich von Seite zu Seite, kontemplativ der Darbietung ergeben. Von Song zu Song verwandelt sich nun Janine Rostron mehr und mehr in die Kunstfigur Planningtorock. Der Gedanke an die angebliche Menschlichkeit wird schnell wieder verworfen. Die Interaktion mit dem Publikum ist sehr zurückhaltend, ihre Musik spricht für sich.

In der Auswahl ihrer Stücke beschränkt sie sich ausschließlich auf das neueste Album "W". Lieder wie "Doorway" oder "The One" entfalten durch das live-Saxophon ihre ganze kraftvolle Dramatik sind so einnehmend, dass man das Ampere um sich herum für einen Moment vergisst.
In die Realität zurück holt einen erst das Ende des Konzerts. Mit der einzigen Zugabe "Living It Out" wird das Tempo noch einmal angezogen, bevor die Show endgültig vorbei ist. Das Publikum scheint sich an dieser kurzen Dreingabe jedoch nicht zu stören, sondern strömt zufrieden hinaus in den Münchner Freitagabend.

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