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Turn On The Bright Lights

Autor(en): Matthias Hacker am Donnerstag, 10. März 2011
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Der Coolheitsfaktor von Interpol ist kaum zu überbieten. Am Samstagabend war es bei Interpol im Zenith wie zu erwarten düster und cool. Das Publikum war durchwegs begeistert vom Konzert und den New Yorker Jungs.
Der Coolheitsfaktor von Interpol ist kaum zu überbieten, was vielleicht unterkühlt wirkt, ist eigentlich nur die unaufgesetzte Konsequenz einer Bandphilosophie, die sich seit 13 Jahren auf das einzig Wesentliche, die Musik, fokusiert. Und dabei richtet auch der Umstand, dass sich die Bandbesetzung in den letzten Jahren mehrfach änderte, nichts aus. Die fünfköpfige Liveband bestand am Samstag im Zenith aus Paul Banks und seiner auch auf der Bühne alles durchdringenden Stimme, dem tänzelnden Daniel Kessler an der Gitarre, Schlagzeuger Sam Fogarino, dem neuen, sicherlich nicht gerade überbeschäftigten Keyboarder Brandon Curtis, der zugleich auch der Sänger der Secret Machines ist, und dem besonders hervorzuhebenden neuen Bassisten Brad Truax. Erst seit Anfang März mit Interpol auf Tour stand Truax mit einer unfassbaren Präsenz rechts neben den Protagonisten Paul Banks und Daniel Kessler und spielte die schwierigen, nie gleichen Basslines, die Carlos „D“ Dengler bis letztes Jahr noch komponierte, gekonnt und mehr als lässig runter.

Bei diesen Ausnahmemusikern braucht es keine Show wie z.B. bei U2, die Interpol letztes Jahr als Vorband unterstützt haben. Kleine Scheinwerfer im Hintergrund und perfekt abgestimmtes Bühnenlicht, gesteuert durch den Lichtmann von Radiohead, sind die einzigen Effekte. Auch auf mitreißende Interaktionen mit dem Publikum wartet man bei Interpol ebenso vergeblich wie auf bedeutende Plaudereien zwischen den Songs oder andere theatralische Inszenierungen. Doch Paul Banks bedankt sich zwischendurch ehrlich höflich, und ganz am Ende kommt er wohl zum gleichen Schluss wie das begeisterte Publikum: “This was special.“

Natürlich ist der Sound im Zenith je nach Platzwahl teilweise schwierig, doch die Großartigkeit der Kompositionen, die bewusst einfach gehaltenen, klaren Gitarren- und Basslinien kamen auch am Samstag Abend eindeutig zur Geltung, da sie, wie auf den Alben, genau auf den Punkt saßen. Simplizismus in Perfektion.

Kennste eins, kennste alle?

Der Vorwurf, der Interpol häufig gemacht wurde, dass ihre Songs sich alle viel zu ähnlich anhören, kann nach dem Konzert nicht bestätigt werden, auch live hörte man bei den Liedern die unterschiedlichen Entwicklungen und ausgefeilten Wendungen, die die Interpol-Fans so lieben. Die neuen Songs des aktuellen Albums „Interpol“ wirkten in dem Set quer durch alle Platten besonders düster, voller Pathos, doch genau das kam an, denn das Publikum reagierte (trotz der meist eher schlechten Kritiken der Fachpresse) schon bei den ersten Takten z.B. von „Lights“ oder „Summer Well“ mit Begeisterung, wobei natürlich vor allem die Lieder vom Interpol Album „Antics“, wie „Slow Hand“, oder die letzte Zugabe „Not even Jail“ die größten Begeisterungsbekundungen hervorriefen. Am meisten getanzt wurde eindeutig bei ihrer in Deutschland erfolgreichsten Single „The Heinrich Maneuver“, vom 2007er Album „Our Love to Admire“, bei dem dann auch das letzte Interpol Herz „swingte“. Die Stimmung an diesem Samstag Abend lässt sich zwar nicht gerade als euphorisch beschreiben, es gab auch sicher niemanden, der komplett ausrastete, aber das passiert angesichts der oft wehmütigen Musik wahrscheinlich allgemein eher selten, und die Gäste des gut gefüllten Zeniths schienen glücklich und erfüllt, als sie dann nach gut eineinhalb Stunden beseelt nach Hause gingen.

www.interpolnyc.com/ →

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