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Platten vor die Säue

Albert Hammond Jr.

Quelle: Infectious Records

Albert Hammond Jr. - Momentary Masters

In seinem dritten Solo-Album "Momentary Masters" verarbeitet der Strokes-Gitarrist seine Drogensucht. Aber so richtig knallen will die Platte leider nicht.

Albert Hammond Jr. hatte es noch nie leicht damit, als eigenständige Person wahrgenommen zu werden. Das fängt allein schon bei seinem Namen an, den er mit seinem Vater und 70er Jahre Legende Albert Hammond teilt. Da lässt sich die Verwandtschaft nur schwer leugnen. Und als ob das nicht schon genügend Abgrenzungsprobleme auslösen würde, ist Hammond Jr. auch noch der Gitarrist einer der bedeutendsten Bands des frühen 21. Jahrhunderts – The Strokes. Die haben 2001 mit ihrem Debütalbum „Is This It“ ja quasi im Alleingang die Ära des 90ies Trash beendet und die Hochphase des Indie eingeläutet. Deren Höhepunkt ist inzwischen aber auch schon wieder gut zehn Jahre her und trotz guter Alben können die Helden von damals, wie Franz Ferdinand, Maximo Park oder Babyshambles und Libertines, nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Albert Hammond Jr. versucht es mit seinem dritten Album „Momentary Masters“ allerdings trotzdem.

Bewährtes Konzept

Sonderlich experimentiertfreundlich ist Hammond allerdings nicht. Das Album besteht vollständig aus gitarrengeprägten Songs mit wenig komplexem Gesang. Die Devise scheint zu sein „Was 2001 revolutionär war, kann doch 2015 nicht schlecht sein“. Und schlecht ist es auch nicht. Aber das Album ist eben leider auch nichts Besonderes oder Interessantes. Beim ersten Durchhören musste ich mich mehrfach selbst daran erinnern, dass ich doch zuhören wollte und mit den Gedanken nicht abschweifen sollte. Dieser Eindruck schwindet aber immer mehr, je öfter ich das mit knapp 36 Minuten recht kurze Album durchlaufen lasse. Das liegt vor allem an den sehr einprägsamen Gitarrenmelodien bei denen man sich freut, sie wiederzufinden. Wenn man sich aber fragt, wo man diesen Sound schonmal gehört hat, ist die Antwort leider sehr eindeutig: Anfang der 2000er bei den Strokes. Nur dass es damals deutlich stimmiger war.

Fehlender Wiedererkennungswert

Die erste Single "Born Slippy" ist prototypisch für das gesamte Album. Der Song ist geprägt von einer Hammond-typischen, luftigen Gitarrenmelodie, die tatsächlich richtig viel Spaß macht. Wenn er allerdings so nah an seinem früheren Strokes-Sound bleibt, muss er sich auch daran messen lassen. Und die Stärke von damals, als man teilweise nicht vom Refrain, sondern vom Riff einen Ohrwurm hatte, erreicht er bei Weitem nicht. Dazu kommt, dass Hammond leider auch kein sonderlich guter Sänger ist. Insbesondere in den höheren Lagen wird die Luft für ihn ziemlich dünn. Das ist prinzipiell auch kein Problem, Strokes Sänger Julian Casablancas hat schließlich auch nie durch seinen gewaltigen Stimmumfang überzeugt.  Und so covert Hammond, man muss schon fast sagen konsequenterweise, mit „Don’t Think Twice“ einen Song von Bob Dylan, der es bei einer modernen Castingshow wahrscheinlich auch nie weit geschafft hätte. Allerdings verpasst es Hammond im Gegensatz zu Casablancas und Dylan einen Wiedererkennungswert in seine Stimme zu bringen. Da wird eine ganze Menge herumprobiert. Zum Beispiel experimentiert er in „Power Hungry“ mit Sprechgesang, „Coming To Getcha“ hat einige lange Melodiebögen mit kleinen Verzierungen, während „Caught By My Shadow“ von stakkatoartig abgehacktem Gesang geprägt ist, der ihm von all den Stilen mit Abstand am besten steht.

(K)eine neue Ära

Den stärksten Song auf dem Album hat sich Albert Hammond Jr. für den Schluss aufgehoben. „Side Boob“ erinnert mit dem eintönigen Gesang und dem schnellen Gitarrenrhythmus im besten Sinn an die guten alten Strokes Zeiten. Wenn man ohnehin meistens als „Sohn von“ oder „Gitarrist von“ wahrgenommen wird, ist es vermutlich eh am besten sich einfach in dieses Schicksal zu fügen und gar nicht zu versuchen etwas anderes zu machen. Albert Hammond Jr. grenzt sich von seiner Hauptband nur in dem Sinne ab, dass er deren spätere Entwicklung hin zu einem etwas verschwurbelteren Sound nicht mitmacht und es alles nach den Alben vor dem 2005er „First Impressions Of Earth“ klingt. Das funktioniert in diesem Rahmen auch und die Platte lässt sich gut durchhören ohne anstrengend zu werden. Den elektronischen Dance-Pop, der im Moment die Charts beherrscht, wird Albert Hammond Jr. mit „Momentary Masters“ allerdings höchstwahrscheinlich nicht vom Thron stürzen. Aber eine musikalische Revolution reicht wohl auch für ein Musiker-Leben.

Gesamtbewertung: 2,5 von 5 Punkten

 

Auch die Münchner Band des Jahres Matthew Austin ist da ungefähr derselben Meinung:

Momentary Masters von Albert Hammond Jr. erscheint am 31. Juli 2015 bei Infectious Records

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