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Im Futur geht die Welt zugrunde: Young Magic - Melt [Carpark Records]

Platte des Monats Februar 2012

Autor(en): Katja Engelhardt am Freitag, 3. Februar 2012
2011 brachte uns auf einem Silbertablett der hechelnden Ungeduld eine Auswahl urbanster Elektroklänge. Young Magic bringen diese Stile weiter, indem sie sie eben nicht voran treiben.

Das Trio Young Magic besteht aus Weltenbummlern. Isaac Emmanuel und Michael Italia, beide gebürtige Australier und einander bereits bekannt, reisten sehr bescheiden (Aufnahmegerät, Gitarre, Kleidung) und vorerst unabhängig voneinander durch Europa und Südamerika. Die dritte im Bunde, Melati Malay, ist geborene Indonesierin. Alle trafen sich - wo wenn nicht hier - in Brooklyn, mit Aufnahmen aus insgesamt zehn verschiedenen Ländern im Gepäck. In dem Mekka von Musikern aus aller Welt, in dem jeder von genau diesen Flair profitiert, bildet sich die feste Band Young Magic. Der aktive im passiven Meltingpot.

Anleihe oder Andenken

Das Erstlingswerk von Young Magic, "Melt", ist durchzogen von musikalischen Speerspitzen des vergangenen Jahres: Wabernde Elektrowälle, retro-soulige Gesänge, sphärische Synthies mit Sprechgesang. All diese Hypes klingen hier an, klingen nur an. Von dem ewigen Gedanken, den einen Effekt, den Hall/ die Höhen/ das Echo, Zentrum eines Tracks sein zu lassen, haben Young Magic sich bereits verabschiedet und gönnen diesen Neuankömmlingen unter den Genres somit, eigene Nischen und Breiten zu  entwickeln - wie der gute alte Rock das schon längst konnte – indem sie, längst überfällig, den Sounds des letzten Jahres eine gewisse Halbwertszeit zutrauen.  

Gleichzeitig wartet "Melt" mit unzähligen bereits bewährten Assoziationen auf. Wer 90er Jahre Elektrohymnen suchet, der findet, zum Beispiel die voodooesken Rhytmen von Looper ("You With Air") oder die paroligen Vocals von Underworld ("Slip Time"). Nicht eklektisch sondern behütet eingebettet sind die zu schwach, um Anleihen zu sein und zu stark um, erst einmal „erkannt“, darüber hinwegzuhören.

Allein die homogen aufgehende Vermengung der frischen und altbewährten Sounds macht dem Titel des Albums "Melt" alle Ehre. Ein kontemporär urbanes Elektrowerk, momentan wohl am ehesten vergleichbar mit den Audio- und Videokünstlern Breton. Umso überraschender festzustellen, dass das Debüt nicht allein ausgewiesen moderne und synthetische Klänge beherbergt.

Wie urban ist urban

Umso erstaunlicher, wie stark am Nerv der Zeit "Melt" ist. Natürlich, mit verschlossenen Ohren und Augen ist man bestimmt nicht gereist. Und ebenso sicher färbt Brooklyn die Produktionsweise. Trotzdem fügen Young Magic akustisch produzierte Töne zusammen und greifen genau damit die großen Hypes aus dem vergangenen Jahr auf. Man erinnert sich an die katalanischen Neuhippies Crystal Fighters, bei deren regionalen traditionsreichen Instrumenten Holz auf Holz schlägt – und die Töne dabei klingen, wie von der DJ-Kanzel.

 Und so vollzieht das Debütalbum von Young Magic gleich mehrere Verschmelzungen. Organische Töne ergeben eine Melange, mit der man an der Front der aktuellen urbanen Elektrosound nicht nur ganz vorne dabei ist, sondern (schluss-)endlich den 2011 aufgekommenden Stilen eine längst fällige Weiterentwicklung gewährt. Natürlich, vielleicht blickt man in einem halben Jahr zurück und stellt so einiges in Frage. Aber hier und jetzt ist das völlig neu und gleichzeitig auf internationale musikalische Traditionen besonnen – also doch: Völlig neu.

Melt von Young Magic erschien am 13. Februar 2012 bei Carpark Records


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