Kate Tempest – Everybody Down [Big Dada]
Platte des Monats Juni 2014
Ein mit fetten Beats unterlegter Gedichtband - Kate Tempests Debüt „Everybody Down“ ist unsere Platte des Monats Juni!
Jeder von uns kann sich in Kate Tempests Debütalbum „Everybody Down“ wiederfinden. Eine Ode an die Jugend unserer Zeit und Spoken Word-Kunst vereint mit fetten Beats: Ein Hip Hop-Album der anderen Art.
Kate Tempest - 'The Beigeness' from Ninja Tune on Vimeo.
Kate Tempest ist alles andere als ein Neuling im Kunstgeschäft: Sie setzte sich bereits sehr früh mit Poesie auseinander und verfasste eigene Gedichte. Mit 16 Jahren trat sie zum ersten Mal bei Poetry Slams und als Battlerapperin auf, inspiriert von Roots Manuva und dem Wu-Tang-Clan. Letztes Jahr gewann Tempest dann den renommierten Ted Hughes Poetry Award für ihr Werk „Brand New Ancients“ – ein Stück Poesie, das sich am Alltag der Londoner entlang hangelt; das versucht das Besondere, „das Göttliche in uns allen“ zu finden. „The gods are all here, because the gods are in us.“
Dass Kate Tempest, geboren und aufgewachsen im Südlondoner Brockley, damit auch ihre eigenen Erlebnisse und Eindrücke der Londoner Gesellschaft verarbeitet, liegt da natürlich nahe.
Erwachsenwerden im Großstadtdschungel
Gleiches dürfte man bei ihrem Debütalbum mutmaßen, das fast schon konzeptartig aufgebaut ist. Wie ein roter Faden schlängelt sich das Leben der jungen Becky durch die Platte – ihre neue Liebe Harry, der sich als Drogendealer entpuppt, ihr Nebenjob als Barkeeperin, der Alltag Englands. Und doch so viel mehr: ein Leben im Großstadtdschungel, Erwachsenwerden und das Gefühl, sich niemals selbst finden zu können. „These are lonely days / These are stressful times.“
Klar sind es immer noch die starken Lyrics, die das Album auszeichnet. Aber die Beats, die auf „Everybody Down“ wummern, lassen Kate Tempests Stimme erst zum Leben erwecken. Eine Art musikalischer Gedichtband also. Dass Tempest mittlerweile auf Big Dada gesignt ist, also dem Label, dem auch ihr Idol Roots Manuva untersteht, war da wohl Schicksal.
Bescheidenheit trotz Hype
Während andere Musiker Jahre an ihren Alben feilen, war „Everybody Down“ innerhalb eines zweiwöchigen Kreativausbruchs entstanden. Unterstützt wurde Kate Tempest dabei von niemand geringerem als Dan Carey, der auch schon Beats für M.I.A. und Hot Chip produziert hat.
Und doch: Neben all dem Trubel und Hype um ihr Album bleibt die Engländerin herrlich selbstkritisch. „Ich vergesse, genug Essen zuhause zu haben, um zur richtigen Zeit zu essen. Ich scheitere daran, ein menschliches Wesen zu sein. Ich bekomme es gerade noch so hin, über einen langen Zeitraum Worte auszusprechen, die sich reimen. Das ist dann aber auch schon alles“, sagte sie gegenüber dem Deutschlandfunk.
Nur, dass es bei ihr genau die Worte sind, die eines der besten Alben dieses Jahres zu dem machen, was es ist.
„Everybody Down“ von Kate Tempest ist am 19. Mai 2014 auf Big Dada erschienen.