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Die zerstörte Hoffnung

Autor(en): Florian Schmidt-Sommerfeld am Donnerstag, 1. März 2012
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Itzhak Rabin brachte Israel so nah an einen Frieden mit den Palästinensern, wie sonst kein anderer Ministerpräsident des Landes.  Rabin war das Symbol für die israelisch-palästinensische Versöhnung. Itzhak Rabin hat Israel so nah an einen Frieden mit den Palästinensern gebracht, wie noch kein anderer Ministerpräsident des Landes. Zusammen mit dem damaligen US-Präsident Bill Clinton handelten Itzhak Rabin und Arafat den Vertrag von Oslo aus, der einen Meilenstein in den israelisch-palästinensischen Friedensbemühungen bedeuten sollte. Er war das Symbol für die israelisch-palästinensische Versöhnung.

1994 erhielten Bill Clinton, Jassir Arafat und Itzhak Rabin den Friedensnobelpreis. Der seit 1948 andauernde Konflikt schien eine realistische Perspektive für eine Lösung zu haben. Doch am 4. November 1995 wurde der Traum vieler Menschen vom Frieden jäh zerstört: Der jüdische Extremist und Siedler Igal Amir schoss Rabin nach einer Friedenskundgebung mit 100.000 Menschen in Tel-Aviv nieder. Der Traum einer ganzen Generation wurde zu einem Trauma, aus dem Israel bis heute nicht mehr erwacht zu sein scheint.

Der Wandel zum besten Ministerpräsidenten Israels

Orit Shohat, die viele Jahre für die große israelische Tageszeitung „Ha’aretz“ schrieb und viele Ministerpräsidenten kommen und gehen sah, bezeichnet Rabin als „den besten Ministerpräsidenten, den Israel jemals hatte.“ Rabin habe außer seinen Friedensbemühungen eine Reihe von weiteren sehr wichtigen Errungenschaften vorzuweisen. Zum Beispiel führte er als erster Ministerpräsident des Landes die gesetzliche Krankenversicherung ein und setzte zahlreiche Reformen im Bildungsbereich um.

Rabins Bemühungen um den Frieden waren angesichts seiner militärischen Vergangenheit jedoch keineswegs zu erwarten. Noch in den 1980er Jahren, in seiner Funktion als Verteidigungsminister, sagte er über die palästinensischen Steinewerfer aus dem Gaza-Streifen: „Wir sollten Ihnen Beine und Arme brechen!“  Erst ab 1990 wurde Rabin zu einem der wichtigsten Fürsprecher im Friedensbemühungen Israels mit den Palästinensern sowie den übrigen arabischen Ländern wie Jordanien und Syrien. 1992 trat Rabin seine zweite Amtszeit als Ministerpräsident Israels an und spaltete das Land mit seiner Entspannungspolitik.

Kein Machtpolitiker, kein Volksheld

Für Ittay Tamari, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur an der LMU München, kam diese Wende in Rabins Politik nicht von ungefähr. Rabin „habe gemerkt, dass er mit Aggression und Gegenaggression nicht vorankommen werde.“ Das Verhalten Rabins nennt er „gezwungen und nicht gewollt.“ Rabin wusste aber im Vergleich zu den heutigen Machthabern, dass es in seiner Position nicht um seine persönliche Macht gehe. Er handelte im Sinne der jungen Israelis, die nicht mehr in Angst leben wollten und dementsprechend auch seine größten Unterstützer waren. „Diese Eigenschaft fehlt aber den meisten Politikern, nicht nur in Israel“, bemängelt Tamari.

Itzhak Rabin war eine der prägendsten Figuren in Israels bald 64-jähriger Geschichte. Der 1922 in Jerusalem geborene Sohn osteuropäischer Juden stand wie kein anderer für die säkular-zionistische Strömung Israels, die politisch in der jahrelangen Regierungsverantwortung der linksgerichteten, gewerkschaftlich organisierten Arbeiterpartei ihre politische Implementierung fand. Trotzdem sieht Orit Shohat, die in Tel-Aviv lebt keine Anzeichen für ein kollektives Gedächtnis an den einzigen ermordeten Ministerpräsidenten Israels. „Wenn überhaupt, dann gibt es ein rituelles Gedenken am 4. November, dem Tag des Attentates.“ Die meisten Israelis können aktuell wenig zu Rabin sagen, geschweige denn sich an politische Erfolge erinnern. Auch wenn das dem Friedensnobelpreisträger nicht gerecht wird.

Bildquelle zeeweez (Flickr) unter CC BY-NC-ND 2.0
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