Ein neuer Fußballkrieg?
Die Ausschreitungen nach einem Fußballspiel in Ägypten kosteten rund 70 Menschen das Leben. Ägyptische Medien und Aktivisten vermuten politische Gründe für die Krawalle.
Die Ausschreitungen nach einem Fußballspiel in Ägypten kosteten rund 70 Menschen das Leben. Ägyptische Medien und Aktivisten vermuten politische Gründe für die Krawalle.
Die Motive der alten und neuen Eliten
Am Mittwochabend kam es in der Hafenstadt Port Said zu den schwersten Ausschreitungen der ägyptischen Fußballgeschichte. Nach Abpfiff stürmten die Fans der Heimmannschaft Al Masry den Rasen und begannen eine regelrechte Hatz auf Spieler und Fans der Gastmannschaft Al Ahly Kairo. Als Initiatoren werden bezahlte Schläger des ehemaligen Mubarak-Regimes vermutet, mit dem Ziel den demokratischen Wandel aufzuhalten. Vorwürfe richten sich jedoch hauptsächlich gegen die Sicherheitsverantwortlichen. So stellte eine Jugendbewegung der Revolution die Frage: "Ist es logisch, dass der Militärrat für gewaltfreie Wahlen sorgen, aber ein Fußballspiel nicht absichern konnte?" Die Revolutionsbewegung wirft den herrschenden Generälen vor, Chaos zu verursachen, um so die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass der Militärrat notwendig ist.
Die Untätigkeit der Polizei
Ausschreitungen gewaltbereiter Fans in ägyptischen Fußballstadien sind nichts Ungewöhnliches. Grund zur Spekulation um politische Motive unter dem Deckmantel des Spiels bietet vor allem das Ergebnis: Trotz des 3:1-Erfolgs ihrer Mannschaft hatten Al Masry-Anhänger die Eskalation ausgelöst. Die Hauptschuld wird Polizei und Militär zugewiesen, vor allem von der islamistischen Muslimbruderschaft. Aus der ersten freien Wahl in der Geschichte Ägyptens war sie mit 47% der Stimmen als Sieger hervorgegangen. Die Muslimbruderschaft warf den Sicherheitskräften vor sie hätten weggeschaut und nicht eingegriffen. Ähnlich äußerte sich der Trainer der Gastmannschaft Al Ahly. "Die Schuld hat einzig und allein die Polizei", so José im portugiesichen Fernsehen. "Es waren Dutzende im Stadion, aber die waren plötzlich alle verschwunden oder haben gar nichts unternommen."
Die Konsequenzen politischen Kalküls
Fanforscher Gunter Pilz vermutet im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa, dass der Fußball aufgrund seiner Attraktivität für Machtspiele ausgenutzt wird. Die Außeinandersetzung habe "fast gar nichts mit typischen Fußball-Auseinandersetzungen zwischen Fans zu tun." Pilz hofft nun auf massiven Druck der Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen auf die Machthaber. Der Krawall zieht erste Konsequenzen nach sich. Der ägyptische Ministerpräsident Kamal Al Ganzouri setzte die Führung des Fußballverbandes ab. Zudem löste er der Gouverneur Port Saids ab, wie er auf einer Krisensitzung des Parlaments bekannt gab.
Der Fußballkrieg 1969
Politisch motivierte Krawalle haben leider Tradition: 1969 kam es nach einem Fußballspiel sogar zum Krieg. Damals war die Partie der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1970 zwischen Honduras und El Salvador Auslöser für einen militärischen Konflikt der beiden Länder. Der eigentliche Grund waren etwa 300.000 salvadorianische Emigranten in Honduras, die dort brachliegendes Land in Besitz nahmen und kultivierten. Das Land war jedoch nicht rechtmäßig ihr Eigentum, daraufhin wurden sie im Zuge einer Agrarreform aufgefordert, binnen 30 Tagen in ihr Land zurückzukehren. Die Kampfhandlungen vom 14. bis 18. Juli forderten circa 3000 Menschenleben und 6000 Verletzte. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) beendete den Konflikt durch Sanktionsdrohungen nach rund 100 Stunden.
Bildquelle: Tryand (Flickr) unter CC BY-NC-SA 2.0
Die Motive der alten und neuen Eliten
Am Mittwochabend kam es in der Hafenstadt Port Said zu den schwersten Ausschreitungen der ägyptischen Fußballgeschichte. Nach Abpfiff stürmten die Fans der Heimmannschaft Al Masry den Rasen und begannen eine regelrechte Hatz auf Spieler und Fans der Gastmannschaft Al Ahly Kairo. Als Initiatoren werden bezahlte Schläger des ehemaligen Mubarak-Regimes vermutet, mit dem Ziel den demokratischen Wandel aufzuhalten. Vorwürfe richten sich jedoch hauptsächlich gegen die Sicherheitsverantwortlichen. So stellte eine Jugendbewegung der Revolution die Frage: "Ist es logisch, dass der Militärrat für gewaltfreie Wahlen sorgen, aber ein Fußballspiel nicht absichern konnte?" Die Revolutionsbewegung wirft den herrschenden Generälen vor, Chaos zu verursachen, um so die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass der Militärrat notwendig ist.
Die Untätigkeit der Polizei
Ausschreitungen gewaltbereiter Fans in ägyptischen Fußballstadien sind nichts Ungewöhnliches. Grund zur Spekulation um politische Motive unter dem Deckmantel des Spiels bietet vor allem das Ergebnis: Trotz des 3:1-Erfolgs ihrer Mannschaft hatten Al Masry-Anhänger die Eskalation ausgelöst. Die Hauptschuld wird Polizei und Militär zugewiesen, vor allem von der islamistischen Muslimbruderschaft. Aus der ersten freien Wahl in der Geschichte Ägyptens war sie mit 47% der Stimmen als Sieger hervorgegangen. Die Muslimbruderschaft warf den Sicherheitskräften vor sie hätten weggeschaut und nicht eingegriffen. Ähnlich äußerte sich der Trainer der Gastmannschaft Al Ahly. "Die Schuld hat einzig und allein die Polizei", so José im portugiesichen Fernsehen. "Es waren Dutzende im Stadion, aber die waren plötzlich alle verschwunden oder haben gar nichts unternommen."
Die Konsequenzen politischen Kalküls
Fanforscher Gunter Pilz vermutet im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa, dass der Fußball aufgrund seiner Attraktivität für Machtspiele ausgenutzt wird. Die Außeinandersetzung habe "fast gar nichts mit typischen Fußball-Auseinandersetzungen zwischen Fans zu tun." Pilz hofft nun auf massiven Druck der Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen auf die Machthaber. Der Krawall zieht erste Konsequenzen nach sich. Der ägyptische Ministerpräsident Kamal Al Ganzouri setzte die Führung des Fußballverbandes ab. Zudem löste er der Gouverneur Port Saids ab, wie er auf einer Krisensitzung des Parlaments bekannt gab.
Der Fußballkrieg 1969
Politisch motivierte Krawalle haben leider Tradition: 1969 kam es nach einem Fußballspiel sogar zum Krieg. Damals war die Partie der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1970 zwischen Honduras und El Salvador Auslöser für einen militärischen Konflikt der beiden Länder. Der eigentliche Grund waren etwa 300.000 salvadorianische Emigranten in Honduras, die dort brachliegendes Land in Besitz nahmen und kultivierten. Das Land war jedoch nicht rechtmäßig ihr Eigentum, daraufhin wurden sie im Zuge einer Agrarreform aufgefordert, binnen 30 Tagen in ihr Land zurückzukehren. Die Kampfhandlungen vom 14. bis 18. Juli forderten circa 3000 Menschenleben und 6000 Verletzte. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) beendete den Konflikt durch Sanktionsdrohungen nach rund 100 Stunden.
Bildquelle: Tryand (Flickr) unter CC BY-NC-SA 2.0