Morgenkaffee ohne gewohnte Lektüre
323 „Likes“ hat die Facebook-Seite des „Stuttgarter Zeitungs-Streiks“ momentan. Dort rufen Redakteure zum Streik auf. Wird nun die große Welle auch nach Bayern überschwappen? Und vor allem, haben wir bald keine Zeitungen mehr zum Lesen?
Ohne Erfolg waren die bisherigen Tarifverhandlungen für insgesamt 14.000 deutsche Zeitungsredakteure. In Baden-Württemberg hat die große Mehrzahl von ihnen für unbefristete Arbeitsniederlegungen gestimmt: 98% der Journalisten aus rund 20 Redaktionen. Das Enddatum ihres Streiks ist noch unbekannt.
Bayerns Journalisten wollen dem folgen. Demnächst sind deswegen auch bei uns, in Nordrhein-Westfalen und in Bremen Urabstimmungen vorgesehen. In Nordrhein-Westfalen ist sogar zu Warnstreiks bei 37 Zeitungstiteln aufgerufen worden.
Monatelang schon verhandeln Verleger und Gewerkschaften über einen neuen Tarifvertrag. Einen „Billig-Journalismus“ werde es laut der Verdi-Fachsbereichsleiterin Annegret Kaiser nicht geben. Trotzdem kommt man bei den Hauptstreitpunkten auf keinen gemeinsamen Nenner: So verlangt der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) neue Gehaltstarife für Berufseinsteiger und Arbeitgeber fordern die Kürzung von Urlaubsgeld. Damit stoßen sie beim Deutschen Journalisten-Verband (DJV) und ver.di natürlich auf Ablehnung. Sie wollen 4% Einkommensverbesserungen für die 14.000 Redakteure.
Um auch auf Länderebene zu streiken, müssten beim Deutschen Journalisten-Verband und bei ver.di zwei Drittel, bzw. auf drei Viertel der Mitgliederstimmen gesammelt werden. Noch in dieser Woche soll auch in Bremen und in Bayern abgestimmt werden.
Falls der Streik länger andauern sollte, müssten wir uns vielleicht darauf einstellen, ein paar Tage ohne unser liebstes Druckmedium zurechtzukommen. So war es zumindest im Jahr 2004, als ein Streik in Baden-Württemberg die Redaktionen drei Wochen lang lahmgelegt hat. Dafür war der Protest mit einem verbesserten Tarifvertrag zumindest erfolgreich.