Tausende Münchner versammelten sich am Max-Joseph-Platz gegen den PEGIDA-Ableger MÜGIDA
München demonstriert gegen PEGIDA
Weit über zehntausend Münchner haben vor der Oper gegen PEGIDA und für Offenheit gegenüber Flüchtlingen demonstriert. Ein Multimedia-Überblick.
Weit über zehntausend Münchner haben vor der Oper gegen PEGIDA und für Offenheit gegenüber Flüchtlingen demonstriert. Ein Multimedia-Überblick.
Menschen, nichts als Menschen und das nicht nur rund um das Max-Joseph-Denkmal vor dem Nationaltheater, sondern auch in den Nebenstraßen zum Odeons- und Marienplatz.
Mehr als 12.000 Menschen schätzte die Polizei vor dem Nationaltheater, die Veranstalter selbst sprechen von 25.000. Viele mussten auch in den Nebenstraßen stehen, weil der Veranstaltungsort wegen zu großen Andrangs gesperrt worden war.
Gegen Rassismus und für Toleranz und Offenheit gegenüber Flüchtlingen - das waren die Ziele der Veranstaltung "Platz da! - Flüchtlinge sind willkommen! Gemeinsam gegen Pegida, Rassismus & Hetze", organisiert von der Initative "Bellevue di Monaco".
Unterstützt wurde sie von verschiedenen Künstlern, Politikern und Musikern, darunter unter anderem Konstantin Wecker, die Sportfreunde Stiller, Kofelgschroa und The Notwist.
Die Münchner sind stolz auf das Zeichen ihrer Stadt:
Angeblich sind es 25000 rund um Platz vor der Oper bei #PlatzdaMUC. Kann nicht in Nebenstraßen sehen. auf alle Fälle: proud to be Münchner
— Matthias Kolb (@matikolb) 22. Dezember 2014
Warum ich gerne in München wohne? Weil's da so schön bunt ist #PlatzdaMUC #nopegida
— Michael Ohr (@auris) 22. Dezember 2014
Lob gab es auch aus Hamburg:
Die Eindrücke der M94.5-Reporter hier zum Nachlesen
„Ich möchte ihnen Heimat geben“
Unter großem Applaus sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD): „Wir setzen ein Zeichen dafür, dass München weltoffen und tolerant ist. Ich bin ganz sicher, dass in München Platz für Flüchtlinge ist. Ich möchte ihnen mehr als ein Dach über dem Kopf bieten, ich möchte ihnen Heimat bieten.“
Natürlich sei nicht jeder Teilnehmer einer Pegida-Demo rechtsextrem. Die Teilnahme an einer Demonstration sei aber eine bewusste Entscheidung, daher würden diese Menschen auch eine Verantwortung tragen, so Reiter weiter: "Ich kann nur alle bitten, genau nachzudenken, welchen Interessen sie durch eine Teilnahme an diesen Demos Vorschub leisten und ob sie das tatsächlich wollen. Demonstrieren soll man und demonstrieren darf man in unserem Land. Aber: Maßgabe muss schon immer Artikel 1 des Grundgesetzes sein: Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
„Wir wurden hier erniedrigt!“
Dann der Auftritt des syrischen Flüchtlings Achmed. Vor drei Monaten ist er nach München gekommen. Er habe seine Universität, seine Freunde, seine Familie verloren, nur eines habe er nach Deutschland bringen können: Seine Hoffnung. Er habe gehofft, hier ein neues Leben beginnen zu können, „doch das habe ich leider nicht gefunden.“
Er beschreibt seine Unterbringung in der Bayernkaserne: „Ich musste drei Tage mit meiner Familie auf dem Fußboden schlafen, unsere Kinder auch. Freunde wurden von Securitys geschlagen. Ich fühle mich wieder nicht sicher. Es tut mir leid das zu sagen, aber wir wurden hier erniedrigt und wir verloren unsere Würde!"
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„Hier ist heute das Volk!“
Der katholische Pfarrer Rainer Maria Schießler erinnerte: „Unser Religionsgründer war vom ersten Moment an Migrant und Flüchtling.“ Neben Schießler nahmen auch die Münchner evangelische Stadtdekanin Barbara Kittelberger und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis an der Kundgebung teil.
Der Penzberger Imam Benjamin Idriz freute sich über die Teilnehmer der Kundgebung: „Arbeiter, Akademikerinnen, Reiche und Arme stehen heute ein - für unsere freie Gesellschaft, für unsere gemeinsame Zukunft. Hier ist heute das Volk!“
„Packt eure Motivation in Alufolie“
Der SZ-Journalist und „Bellevue di Monaco“-Unterstützer Alex Rühle forderte die Demonstranten auf: „Es ist eure Stadt, macht was draus. Ihr könnt viel mehr bewegen, als ihr denkt. Einmal protestieren reicht nicht. Packt eure Motivation in Alufolie und nehmt sie mit nach 2015!“
Der Kabarettist Claus von Wagner sagte: „Da stehen nicht Flüchtlinge, da stehen Menschen, da stehen Söhne, Töchter, Väter, Mütter und keiner verlässt freiwillig seine Heimat. Wer da unterteilt in Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge, der macht es sich eindeutig zu einfach.“
Der Münchner Liedermacher Konstantin Wecker kritisierte: „Es ist unser System, dass die Flüchtlinge zu Wirtschaftsflüchtlingen macht.“
Christian Springer, der selbst den Verein Orienthelfer e.V. gegründet hat (mehr dazu hier) und oft in den Nachbarländern von Syrien unterwegs ist, beschreibt die Situation im nahen Osten, etwa in Jordanien, mit Millionen syrischer Flüchtlinge: „Wenn man das gesehen hat, dann versteht man nie mehr in seinem Leben, wenn man zum Beispiel in München jammern kann, wenn auf tausend Münchner ein Syrer kommt.“
Mehr zu den Hintergründen der Demonstration gibt es hier.
Die Demo zum Nachhören
Hier einige Sound-Eindrücke unserer Reporter.