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Flucht aus der Diktatur

Nordkorea jenseits der Propaganda

Autor(en): Kristin Ofer am Samstag, 20. April 2013
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Quelle: cc

Überwachung, Angst und Hunger bestimmen das Leben vieler Menschen in Nordkorea.

Denkt man an Nordkorea fällt einem als erstes Diktator Kim Jong Un ein. „Liberty in North Korea“ will lieber die Menschen in den Fokus stellen.

Was treibt Menschen dazu, ihre Heimat, ihre Familie und Freunde zurückzulassen? - Viele Nordkoreaner haben jede Menge gute Gründe: Der Alltag ist geprägt von Überwachung durch den Staat, ein wirklich selbstbestimmtes Leben ist kaum möglich. Die meisten Nordkoreaner wollen allerdings aus einem viel simpleren Grund ihre Heimat verlassen: Hunger. Seit den 1990er Jahren ist das Land von ständiger Lebensmittelknappheit bedroht. Misswirtschaft und Sanktionen lassen die Menschen zu Tausenden verhungern.

Die nordkoreanische Bevölkerung schafft es zwar durch ein breites Netz von illegalen Märkten die Versorgung zu gewährleisten, aber die Angst von den Behörden verhaftet zu werden bleibt. Auf diesen Märkten können sich Nordkoreaner sogar mit chinesischen DVDs und Handys versorgen, mit denen es ihnen möglich ist mit ihren Verwandten, die bereits geflüchtet sind, zu telefonieren. So gelangen Informationen von außen in das Land, die den Menschen zeigen, wie das Leben jenseits der Regierungspropaganda zeigen. Flucht ist der einzige Ausweg.

5000 km bis zur Freiheit

Den gefährlichsten Schritt müssen die Flüchtenden aber selbst machen, denn „Liberty in North Korea“ kann ihnen bei der Flucht aus dem Land nicht helfen. Es ist einfach zu schwierig für Außenstehende nach Nordkorea zu gelangen. Der Grenzfluss zu China, der Tamen, kann gut durchquert werden, da er nicht besonders tief ist und im Winter friert er sogar zu. Die Grenzsoldaten haben zwar eigentlich den Befehl die Flüchtlinge zu erschießen, aber manche Flüchtlinge können es sich leisten die Soldaten zu bestechen. Alle anderen müssen auf ihr Glück hoffen.

Einmal in China angekommen ist die langersehnte Freiheit aber noch weit entfernt. Wird man dort als flüchtiger Nordkoreaner festgenommen, wird man wieder zurückgeschickt und muss mit Folter, politischer Gefangenschaft und sogar der Todesstrafe rechnen. Also halten sich die meisten Nordkoreaner versteckt und werden meist Opfer von Ausbeutung, sei es als Prostituierte oder miserabel bezahlte Landarbeiter. Ihre sensible Situation wird skrupellos ausgenutzt. Für diese Menschen ist „Liberty in North Korea“ eine Chance dem Teufelskreis endlich zu entkommen.

Mit vielen Partnern vor Ort haben sie eine Route von Nord nach Süd geschaffen, auf der die Flüchtlinge letztendlich in einem südostasiatischen Land ankommen, wo sie keine Verfolgung mehr zu befürchten haben. Der Weg von der Nordkoreanischen Grenze ist fast 5000 km lang und muss teilweise auch zu Fuß bewältigt werden. Auf dem Weg befinden sich Stationen von Unterstützern, die Unterkunft und Nahrung bieten können. Auch sie sind bedroht, denn sie unterstützen illegale Flüchtlinge.

Unterstützung auch nach der Flucht

Nachdem die Chinesische Grenze im Süden Chinas passiert wurde hat zumindest der gefährliche Teil der Reise ein Ende. Jetzt müssen die Flüchtlinge aber entscheiden in welchem Land sie künftig leben wollen. Hier unterstützt sie „Liberty in North Korea“ mit eigenen Programmen und Tutoren, die alles Wichtige, wie Behördengänge und Bewerbungstrainings mit ihnen gemeinsam erledigen. Die Hilfe hört also nicht mit der Flucht auf, sondern die Menschen werden noch längere Zeit in ihrem neuen Leben betreut.

Die meisten der Flüchtlinge entscheiden sich für Südkorea als neuen Wohnsitz. Hier ist es bürokratisch kein Problem als nordkoreanischer Flüchtling Fuß zu fassen, denn laut südkoreanischer Verfassung sind auch sie Bürger des Staates. Weitere Gründe sind natürlich die Ähnlichkeiten in der Sprache und Kultur und meistens gibt es auch noch Verwandte die dort leben. Manche entscheiden sich aber auch in die USA zu gehen. Hier dauert es bis zu eineinhalb Jahre bis sie ihren Flüchtlingsstatus los werden und Bürger der USA werden können. Das ist aber keinesfalls garantiert.

Einblick in den Alltag der Flüchtlinge

Laut „Liberty in North Korea“ kostet es 2500 $ einem Nordkoreaner erfolgreich zur Flucht zu verhelfen. Ein Großteil dieses Geldes wird benötigt um Beamte und Soldaten zu bestechen.

Bisher konnte die Organisation 141 Nordkoreanern zur Flucht verhelfen. „Liberty in North Korea“ sieht sich aber nicht nur als Fluchthelfer, sie möchten auch die Aufmerksamkeit von den politischen Konflikten auf die Schicksale der Menschen lenken. Ihren täglichen Kampf ums überleben und ihren Erfindungsgeist, den sie mit ihren illegalen Netzwerken aus kleinen Untergundmärkten beweisen. Ein anderes Bild von Nordkorea, dass so eigentlich nie zu sehen ist.

Hier in München wird „Liberty in North Korea“ (LiNK) von der Asienstudiengruppe der LMU unterstützt.

Am 23. April sind sie Gastgeber einer Veranstaltung die mit der Dokumentation „The people´s risis“ startet und. Dieser Film zeigt den langen Weg nordkoreanischer Flüchtlinge in China und die Gefahren auf dieser Reise. Danach schließt sich eine Diskussionsrunde an, die von einem Nordkoreaexperten geleitet wird.Am Dienstag, den 23. April, findet die Veranstaltung von 19:00 bis 21:00 Uhr in der Leopoldstraße 13, Raum 3232, statt.
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Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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