M94.5 diskutiert das Ergebnis der Bürgerbefragung zu Olympia 2022
Olympische Kater- vs. Partystimmung
Dabei sein ist alles – tja, nun ist klar, dass München bei der Bewerbung um die Winterspiele 2022 nicht dabei sein wird. Die einen freut das, die anderen weniger.
Olympia, nein Danke. Das Ergebnis der Bürgerbefragung vom 10. November ist des einen Freud, des anderen Leid. Paul Gerharz und Laurent Pichler lassen ihren Gefühlen freien Lauf und erklären, warum sie froh sind, dass der Kelch, beziehungsweise die olympische Fackel an München vorübergeht oder warum sie glauben, dass ein bisschen mehr olympischer Geist der Stadt gut gestanden hätte.
Paul Gerharz freut sich über gespartes Geld, ausbleibende Umweltverschmutzung und eine Watsch für die Olympia-Befürworter aus der Politik:
Während man im Fußball noch wild über die Einführung der Torlinienkamera streitet, um Fehlentscheidungen bei der Torvergabe auszuschliessen, ist man beim Wintersport schon ein bisschen weiter in Sachen „falsche -Entscheidungen-vermeiden“. Man hat sich dabei einer ziemlich alten Methode bedient: Vorher nachfragen. Nachdem in allen vier Landkreisen die zur Wahl aufgerufen waren, gegen die Spiele gestimmt wurde, ist die Sache klar: Es wird keine Bewerbung um die olympische Winterspiele 2022 geben.
Während sich die Akteure von NOlympia freuen, sind die Befürworter von OlympiJA nach eigener Aussage „geschockt“ und es kann anscheinend keiner so richtig fassen. Doch außer dem gesparten Geld, der Watschn an das IOC und die ausbleibende Umweltverschmutzung gibt es noch einen weiteren Grund zur Freude.
Echte Argumente hätten vermutlich geholfen...
Die Abstimmung war nämlich auch ein klares Zeichen an die Regierenden und ihre Art Politik zu machen. Der Wähler lässt sich eben nicht mit Argumenten a la „das wird eine super Stimmung!“ oder „eine Stadt die zweimal die olympischen Spiele ausgetragen hat, das gab‘s noch nie!“ überzeugen und von dem perfiden Versuch die Bevölkerung mit neuen Wohnungen zu locken ganz zu schweigen.
Die Art und die Argumente mit denen die Befürworter versucht haben den Wähler auf Ihre Seite zu ziehen zeigen, wie wenig ernst der Wählerwille genommen wird. Es bleibt zu hoffen, dass das „Nein“ zu Olympia mit dazu beitragen wird, dass der Bürgerentscheid als politisches Instrument in Zukunft ernster genommen wird.
Laurent Pichler findet die Feierlaune der „Nolympia“-Leute dagegen alles andere als angebracht:
Olympia in München ist gestorben. Das Volk hat so entschieden und damit
ist die Sache für unsere Lebzeiten auch gegessen, das Leben wird weiter
seinen gewohnten Lauf gehen. Doch worüber triumphiert Ihr eigentlich? Dass Ihr es dem IOC mal so richtig gezeigt habt? Die Spiele werden jetzt halt in einer anderen
Stadt stattfinden. Einer Stadt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger Geld hat als München, dafür aber mehr davon ausgeben muss.
Denn eines ist klar: Die Olympischen Spiele in München und Garmisch wären als
kostengünstig und nachhaltig in die Geschichte eingegangen. Während sich hier Umweltschützer über den Neubau zweier Hallen im hochgradig künstlichen Gelände des Olympiaparks beschweren, werden woanders für Olympia Wälder zerstört. Wie wird es wohl 2022 in Almaty oder Peking sein? Soviel zum Umweltschutz.
Neue, bezahlbare Wohnungen ohne Almosen-Attitüde
Eine Großveranstaltung diesen Ausmaßes setzt immer Impulse. Zum Beispiel werden Baumaßnahmen notwendig, von denen Bürger oder Wirtschaft hinterher oft profitieren.
In der Region wären wohl vor allem verschiedene Bahnverbindungen verbessert worden, um die Menschenmassen effizient zu den Spielstätten bringen zu können. Die Spielstätten selbst existieren ja schon.
Außerdem wären in München 1700 zusätzliche, bezahlbare Wohnungen in bester Lage entstanden. Nicht als Almosen, sondern aus reinem Sachzwang heraus. Doch das Gefühl der Leute ist: Wenn ich nicht genau weiß, was es kostet, wieso sollte ich dann ein Risiko eingehen? Ihr seid so begeisterungsfähig wie ein Buchhalter, der zum zehnten Mal seine Bilanzrechnung überprüfen muss. Großes entsteht so nicht.
Zum Schluss habe ich noch eine Frage: Was hätten die heutigen Gegner wohl damals zum Bau des Münchner Olympiaparks gesagt, den sie nun schützen wollen?