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American Football

Ambitionierter Neustart

Quelle: Munich Cowboys

Neue Denkweise: Die Munich Cowboys haben ihr Konzept geändert.

13 neue Trainer, 31 neue Spieler, eine neue Philosophie: Die Munich Cowboys haben ausgemistet. Die neuen Ziele sind ehrgeizig, benötigen aber Zeit.

Die Munich Cowboys inszenieren sich gerne eingehüllt in Prunk und Glanz. Wenn es gegenüber der Presse etwas zu verkünden gibt, geschieht das meistens in den schicken Räumen befreundeter Hotels. Die Footballer verkaufen sich stets ein wenig glamourös. Nur passte das zuletzt nicht mehr mit dem sportlichen Produkt zusammen, das seit Jahren etwas ramponiert daherkommt. Die Cowboys haben ihren Lack verloren.

Im Vorjahr schrammte München an den Playoffs vorbei. Dass der unterbesetzte Kader sich in der German-Football-League (GFL) überhaupt so tapfer wehrte, hätte eigentlich als Erfolg eingeordnet werden müssen. Das kollidiert aber mit dem Selbstverständnis des Klubs, dem Mittelmaß doch eigentlich widerstrebt.

Weil sich mit US-Imports nicht in die Zukunft planen lässt, blieb die Entwicklung aus.

Um diesen Zustand dauerhaft zu entkommen, krempelten die Footballer ihren Verein um. Die Chefetage der Cowboys konnte die Augen nicht mehr schließen vor der Abhängigkeit, in die sie geraten war. Den sportlichen Erfolg definierten fast ausschließlich die amerikanischen Spieler und Trainer. Stimmte ihre Leistung, stimmte meistens auch die der Cowboys. Weil sich mit US-Importen aber selten weiter als ein Jahr in die Zukunft planen lässt, blieb die Entwicklung in München aus.

Den ehrgeizigen Vorhaben schadete das, weshalb die Cowboys nun ihre Strategie gewechselt haben: Anstatt in jedem Jahr einen frischen Schlachtplan zu entwerfen, wollen sie einer langfristigen Vision folgen. Der Vertrag des amerikanischen Headcoaches Denauld Brown wurde daher nicht verlängert. Um die Nachwuchsabteilung zu stärken, installierten die Cowboys einen Vizepräsidenten im Vorstand, der sich fortan um die Jugendarbeit kümmert.

Der Vertrag des neuen Trainers ist unbefristet - einen größeren Vertrauensbeweis gibt es nicht.

Letztlich zielen alle Veränderungen darauf ab, das sportliche Premiumprodukt, die GFL-Mannschaft, aufzupolieren. Für die Umsetzung ist künftig vor allem ein Mann verantwortlich: Kevin Herron, 35, der neue Cheftrainer in München. Es fällt nicht leicht, Strukturen umzubiegen in einer Organisation, in der seit Jahren stets dieselben Leute werkeln. Mit Kevin Herron haben die Cowboys eine raffinierte Lösung gefunden. Der Deutsch-Amerikaner spielte früher selbst in München. Die Footballer-Familie kennt ihn, schätzt ihn. Herrons Vertrag ist unbefristet. Einen größeren Vertrauensbeweis gibt es kaum.

Gleichzeitig bringt Herron neue Ideen mit. Viele hat er sich beim österreichischen Spitzenklub Innsbruck abgeschaut, wo er zuletzt dem Trainerteam angehörte. In München hat der Defensivexperte 13 Trainer um sich geschart, zwölf davon sind ebenfalls neu. Nur Tarik Ibrahim war schon da. Er soll auch in diesem Jahr die Wide Receiver besser machen, verantwortet als Teammanager mehr als nur einen Mannschaftsteil.

Tarik Ibrahim hat vor dem Saisonstart das M94.5-Studio besucht. Herausgekommen ist dabei ein Gespräch über taktische Feinheiten, entfachtes Feuer - und die Zukunft der Cowboys:

Das Konzept des großen Trainerstabs hat Herron ebenfalls aus Innsbruck übernommen. In München mag das ungewohnt sein, Cowboys-Präsident Werner Maier wehrte sich trotzdem nicht. Im Gegenteil: „Das sind die Trainer, die wir uns eigentlich schon seit Jahren gewünscht haben“, sagt er. Um diese zusammenzustellen, war Maier auch bereit, Geld auszugeben. „Aber nur so viel wie wir eben haben.“

Im Vergleich zu anderen GFL-Klubs, gerade denen im Norden, mangelt es München nämlich an finanziellen Möglichkeiten. Die Cowboys können deutsche Spitzenspieler nicht mit Geldscheinen ködern. Die Trainercrew soll der neue Trumpf sein. Auf diese Weise haben die Schwäbisch Hall Unicorns eine der besten Mannschaften Europas entwickelt.

Braunschweig, Schwäbisch Hall & Co? Auf wen gilt es, in der neuen GFL-Saison zu achten. Und wie funktioniert die Liga eigentlich? M94.5 erklärt die GFL.

In München zieht der Trainereffekt auf Anhieb. Mehrmals pro Woche hätten neue Spieler in der Vorbereitung angefragt,angeklopft erzählt Maier. 65 Spieler streiten sich nun um 50 Kaderplätze. Wer nicht nominiert wird, sammelt in der zweiten Mannschaft Spielpraxis.

Dort werden Jake Schaefer und Marice Sutton nicht zu finden sein. Denn ganz auf US-Amerikaner wollen auch die Cowboys verzichten. Schaefer dirigiert als Quarterback die Offensive, Sutton ist Herrons Abwehrchef. Mit Sorgfalt seien die beiden Schlüsselspieler ausgewählt worden, sagt Herron. Wenn alles gutgeht, sollen beide im neuen Jahr zurückkommen. „Da müssen sie sich erst mit meiner Mama einigen“, scherzt Schaefer.

Um die beiden US-Boys muss sich Herron aber vorerst nicht sorgen. Ihm geht es vor allem darum, die deutschen Spieler zu entwickeln. Denn: Kann der deutsche Kern nicht auf hohem Niveau mithalten, sind auch die ehrgeizigen Ziele nicht zu erreichen.

Die Cowboys wollen Bayerns Nummer eins werden. Das ist ambitionierter als es klingt.

Die Cowboys haben sich für das erste Jahr unter Herron auf die Fahne geschrieben, die Nummer eins in Bayern zu werden. Das mag nicht sonderlich ambitioniert klingen. Allerdings mischten die Allgäu Comets aus Kempten, der einzige bayerische Rivale, in der letzten Saison die GFL auf. In den Playoffs scheiterten sie dramatisch. Die Cowboys duellieren sich direkt zum Auftakt am kommenden Samtag gegen Kempten (16 Uhr, Dantestadion). Zwei Wochen später folgt das Rückspiel in Kempten. Herron muss die neuen deutschen Spieler also schnell formen.

Deutsche Spitzenspieler tauchten im Cowboys-Kader zuletzt selten auf. Das will Kevin Herron ändern. „Wir müssen uns daran messen, wie viele Cowboys 2018 in der Nationalmannschaft stehen.“ Dann steigt die EM-Endrunde in Deutschland. Der Gastgeber will dort glänzen - und Münchens Neuanfang soll einen Teil dazu beitragen. Um diesen Anspruch zu erfüllen, brauchen Kevin Herron und seine Crew vor allem aber eines: Zeit.

Meinen es die Munich Cowboys ernst mit ihrem Philosophiewechsel, werden sie ihm diese Zeit einräumen. 



Mitarbeit: Stefan Erhardt, Vroni Mittermüller. 

Platte des Monats

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
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Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
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