„Wer mit links nicht schießen kann, trifft den Ball auch nicht, wenn er 100 Tabletten schluckt.“ Diese alte Ausrede wird den deutschen Fußballfans auch heute gerne noch verklickert. Und zwar von Leuten, die eigentlich sehr viel von Fußball verstehen. Etwa von Mehmet Scholl, Jürgen Klopp oder Robin Dutt. Sie alle meinen: Doping im Fußball – das bringt doch gar nichts.

Es scheint geradezu absurd, dass ausgerechnet im Milliarden-Geschäft Fußball niemand versucht, zu tricksen.

Was ein Unsinn! Natürlich lernt man durch eine Wunderpille nicht, wie man einen Ball stoppt. Aber es gibt eben auch Mittel, die Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Konzentration steigern. Eigenschaften, die im modernen Fußball, wo noch mehr gelaufen und noch schneller gesprintet wird, unverzichtbar sind. Bei keiner anderen Sportart geht es um so viel Anerkennung, und vor allem: um so viel Geld. Es scheint geradezu absurd, dass ausgerechnet im Milliarden-Geschäft Fußball niemand versucht, zu tricksen.

Wenn sich die Anti-Doping-Agenturen aber mit dem Fußball anlegen, wirken sie dabei hilf- und machtlos. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien hat der Weltverband FIFA sämtliche Dopingkontrollen gleich selbst übernommen. Die FIFA soll ihre Stars, ihre Gelddruckmaschinen also selbst entlarven. Lächerlich.

Ein Dopingskandal hätte das Potenzial, den Sport nachhaltig zu zerstören.

Nicht erst durch das neue Buch des Journalisten Thomas Kistner wird offenbart: Doping gehört auch zum Fußball dazu. Während Scholl, Klopp und Dutt ihre Märchen aber einem Millionenpublikum erzählen dürfen, kommen zu einer Buchvorstellung von Thomas Kistner nur 20 Leute. Auch das ist leider eine Wahrheit über die Doping-Aufklärung im Fußball.

Wahrscheinlich liegt genau hier sogar das große Problem: Kaum jemand hat ein Interesse daran, einen Dopingskandal im Fußball aufzudecken. Weder die Verbände, noch die Politik und schon gar nicht die Fans. Während manche die WM-Affäre mit den Witzfiguren Blatter und Beckenbauer sogar ganz ulkig finden, hätte ein Dopingskandal das Potenzial, den Sport nachhaltig zu zerstören. Ein Horrorszenario. Denn der Fußball ist too big to fail. Zu groß, um zu scheitern.