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Basketball-Star Nowitzki

Das letzte Mal?

Autor(en): Christopher Meltzer am Freitag, 11. September 2015
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Quelle: FIBA

Wenn Dirk Nowitzki drei Finger in Richtung Hallendecke spreizt, hat es zuvor „Swish“ gemacht.

Er konnte das EM-Aus nicht abwenden - und wird trotzdem gefeiert. Nun verlässt Dirk Nowitzki die Nationalmannschaft wieder. Vielleicht für immer.

Plötzlich begannen 13.000 Menschen in der Berliner Mercedes-Benz Arena zu applaudieren. Die einen schlugen ihre Hände mit Wucht ineinander, andere ließen sie sanft zusammengleiten. Die einen ragten sie in die Höhe, bei anderen baumelten sie nach unten. Die einen waren Basketballnerds, die anderen ganz gewöhnliche Zuschauer. Aber sie alle applaudierten – und hörten nicht mehr auf. Eine Minute. Zwei Minuten. Fünf Minuten.

Das überforderte dann sogar Dirk Nowitzki, der ziemlich unumstritten als der beste europäische Basketballer aller Zeiten gilt, weil er in seiner Karriere eben fast nie überfordert war. Er spazierte allein über das leergefegte Feld, wo gerade das deutsche Vorrunden-Aus bei der EuroBasket durch eine hauchdünne Niederlage gegen Spanien (72:73) besiegelt worden war. Tränen kullerten über die Wangen des 2,11-Meter-Riesen, während er sich vor dem Publikum verneigte. „In dem Moment dachte ich: Das war's“, gestand er später.

Nowitzki wird weiterspielen. In Dallas, wo der 37-Jährige neben Legendenstatus auch noch einen Zweijahresvertrag besitzt. Er war aber bereit, das Trikot mit dem Adler auf der Brust und der „14“ auf dem Rücken abzulegen. Für immer. Erst seitdem der Deutsche Basketball-Bund (DBB) liebäugelt, mit der Austragung eines olympischen Qualifikationsturniers noch die Hintertür zu den Spielen in Rio zu öffnen, grübelt Nowitzki: „Wenn das passiert, können wir uns gerne im kommenden Sommer wieder unterhalten.“

Deutschland scheiterte - und Nowitzki wurde trotzdem MVP

Vielleicht war's das aber auch wirklich. Die Nationalmannschaft droht ihre Gallionsfigur zur verlieren. Sportlich hat Nowitzki abgebaut. Er ist nunmal 37 – und nicht mehr „Dirkules“, der Deutschland mit Monsterleistungen quasi im Alleingang zu WM-Bronze (2001) und EM-Silber (2005) getragen hat. Dass er jeweils zum wertvollsten Spieler des Turniers (MVP) gewählt wurde, obwohl er letztlich doch scheiterte, sagt schon vieles aus.

Heute wird er in der Verteidigung regelmäßig überrumpelt, im Angriff flutscht nicht mehr jeder Wurf zielsicher durch den Ring. „Ich habe die ganze EM kein richtiges Wurfglück. Hier und da fällt mal einer rein, aber konstant bin ich nicht so drin. Das ist schade“, sagt er. Weil er seinen Wurf aber perfektioniert hat, beeinflusst Nowitzki nach wie vor die Defensivstrategie jedes Gegners. „Es ist ein anderes Spiel, wenn Dirk auf dem Feld steht“, sagt Rick Carlisle, der Nowitzki in Dallas trainiert und in Berlin besucht hat.

Wenn Nowitzki redet, schweigen die anderen

Obwohl er dort enttäuschte, nimmt Bundestrainer Chris Fleming seinen alternden Superstar in Schutz: „Dirk war überragend. Seine Bedeutung für uns ist schwer messbar. Sein Einsatz und seine Professionalität waren äußerst wichtig für diese jungen Spieler.“ Seine Strahlkraft hat Nowitzki freilich nicht verloren. Wenn er auftaucht, versetzt er alles in Aufruhr. Wenn er redet, schweigen die anderen. Trotzdem ist er höflich, bescheiden, ein echter Teamplayer.

„Es ist herausragend, was er für uns getan hat“, sagt Dennis Schröder. Der pfeilschnelle Aufbauspieler hat Nowitzki als Fixpunkt im deutschen Spiel abgelöst, nicht aber als unumstrittener Anführer. „Es hat mich stolz gemacht, nochmal mit ihm zu spielen“, adelt auch Tibor Pleiß Nowitzki, welcher dann die vielleicht letzten Wochen im Kreis der Nationalmannschaft selbst so zusammenfasst: „Es hat Spaß gemacht, auch wenn's jetzt bitter ist. In so einem Moment ist man etwas sprachlos.“

Deshalb wusste er auch nicht so recht, wie er das womöglich letzte Spiel im Nationaltrikot einordnen sollte: „Ob würdig oder unwürdig, das müsst ihr entscheiden.“ Dabei hatten die 13.000 Zuschauer die Antwort schon längst gegeben.

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