Der Meister will mehr
Der Kader des FC Bayern München Basketball in der Saison 2014/2015.
Saisonstart für die Basketballer des FC Bayern München. Sechs Spieler sind weg, die Neuzugänge haben aber Format - und sollen weitere Titel holen.
Die Basketballer des FC Bayern starten als Titelverteidiger in die neue BBL-Saison. Die Meisterschaft soll für die Mannschaft von Trainer Svetislav Pesic erst der Anfang sein. Der Verein will Kontinuität, noch verlassen gute Spieler den Verein aber regelmäßig. Die Neuzugänge haben Format – und sollen weitere Titel holen.
Seitdem Svetislav Pesic aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt ist, gibt es eine Ansage, die der Basketball-Cheftrainer des FC Bayern München besonders gerne macht: „Ein echter Champion bist du, wenn du den Titel verteidigst.“
Den Titel in der Basketball-Bundesliga zu verteidigen – das ist das oberste Ziel der Bayern. Die Erwartungen in München sind gestiegen. Alles andere als die zweite Meisterschaft in Folge wäre eine Enttäuschung – und das, obwohl die Bayern erst vor vier Jahren in die BBL aufgestiegen sind. Diese Mentalität haben auch die Bayern-Spieler aufgesaugt. „Wir wollen Meister werden“, kündigt Aufbauspieler Heiko Schaffartzik an. Neuzugang Anton Gavel sagt: „Uns kleinere Ziele als letztes Jahr zu setzen, das wäre Quatsch, deswegen wollen wir mindestens das wiederholen, was letztes Jahr passiert ist.“ Und der neue Kapitän Bryce Taylor fügt an: „Wir haben eine Zielscheibe auf unserem Rücken, aber das motiviert uns nur noch mehr jeden Tag härter zu arbeiten. Wir wollen besser sein als letztes Jahr.“
US-Stars Delaney und Thompson sind weg
Aber ist der FC Bayern wirklich besser als in der vergangenen Saison? Sechs Spieler haben den Verein verlassen. Besonders die Abgänge der US-Amerikaner Malcolm Delaney und Deon Thompson schmerzen. Point Guard Delaney drückte dem Bayern-Spiel seinen Stempel auf. Wenn im Angriff mal die Ideen fehlten, fand Delaney fast immer eine Lösung. Die Belohnung: Der US-Amerikaner wurde als wertvollster Spieler (MVP) der Hauptrunde und der Finalserie ausgezeichnet. „Malcolm hat die Verantwortung übernommen, als wir ihn brauchten“, sagt Schaffartzik über Delaney. Der Super-Athlet Thompson ackerte unter dem Korb. Dort schnappte er sich ein Rebound nach dem anderen, spielte gute Verteidigung und traf auch aus der Mitteldistanz. Im Sommer entschieden sich beide für finanziell lukrativere Angebote aus Russland (Delaney) und China (Thompson). „Wir haben alles versucht“, sagt FCB-Geschäftsführer Marko Pesic, „aber nicht auf der finanziellen Ebene, weil wir da einfach nicht mithalten können.“ Delaney verdient bei Kuban Krasnodar über eine Millionen Euro im Jahr – das entspricht fast einem Fünftel des FCB-Kaderetats.
„Ich habe sehr, sehr großen Respekt vor der alten Mannschaft“, sagt Marko Pesic. Ob die neue Truppe mehr Qualität habe, werde sich zeigen. „Ich erwarte aber einen Schritt nach vorne.“
Drei neue Serben
Denn der Kern der Meister-Mannschaft ist zusammengeblieben, und die Neuen haben es in sich: Für den Spielmacher-Job verpflichtete Bayern den erfahrenen Anton Gavel, der mit Bamberg vier Meisterschaften in fünf Jahren gewann. Dazu kommt Point-Guard-Supertalent Vasilije Micic, der im diesjährigen NBA-Draft von den Philadelphia 76ers gezogen wurde. Rückkehrer Jan Jagla, Vize-Weltmeister Vladimir Stimac und der abgezockte Dusko Savanovic erweitern die Rotation auf den großen Positionen. Es sind große Namen, aber eben nicht die ganz großen, wie sie sich manche Fans gewünscht hatten. Svetislav Pesic: „Wir sind nicht die FC Bayern Fußball-Abteilung. Spieler kommen nicht einfach zu uns. Wir müssen sie überzeugen.“ Trotzdem haben Svetislav und Marko Pesic eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt. „Es ist eine großartige Situation für uns diese Tiefe im Kader zu haben“, sagt Center John Bryant. „Es wird für den Trainer schwierig, die Minuten zu verteilen.“ Es wird tatsächlich eine Herausforderung für Svetislav Pesic, alle Spieler bei Laune zu halten. „Wir haben einen ausgeglichenen Kader bis zum 13., 14. Spieler“, stellt auch Gavel fest.
Schwere Euroleague-Gruppe
Der großen Kader braucht Pesic aber. Denn neben Liga und Pokal will München auch in der Euroleague wieder mitmischen. Der FCB peilt den erneuten Einzug in die Top-16-Runde an, aber auf die Bayern wartet eine Hammer-Gruppe. Der FC Barcelona, Fenerbahce Instanbul, Emporio Armani Milano, Panathinaikos sowie Turow Zgorzelec – „schwerer könnte die Gruppe nicht sein“, so Gavel. Daher sagt Marko Pesic: „Die nächste Runde wäre ein ganz toller Erfolg.“ Die Meisterschaft gewinnen, den Pokal am besten auch, dazu die Top-16 der Euroleague – der FC Bayern hat sich hohe Ziele gesetzt. Die Anfeindungen in den Hallen Deutschlands werden nach dem ersten Meistertitel wohl auch nicht weniger. „Wir spielen gegen den Rest der Nation und müssen bestehen“, sagt John Bryant. Auch das zeichnet einen echten Champion aus.
Der Kader: Robin Benzing, John Bryant, Nihad Djedovic, Anton Gavel, Yassin Idbihi, Jan Jagla, Mauricio Marin, Daniel Mayr, Vasilije Micic, Dusko Savanovic, Heiko Schaffartzik, Lucca Staiger, Vladimir Stimac, Bryce Taylor, Paul Zipser.
Die Neuzugänge: Gavel (Brose Baskets Bamberg), Jagla (Alba Berlin), Mayr (Science City Jena), Micic (KK Mega Vizura Belgrad), Savanovic (Anadolu Efes SK Istanbul), Stimac (Unicaja Malaga).
Die Abgänge: Malcolm Delaney (Lokomotive Kuban Krasnodar), Demond Greene (Karriereende), Steffen Hamann (Bike-Cafe Messingschlager Baunach), Boris Savovic (Ratiopharm Ulm), Deon Thompson (Liaoning Flying Leopards), Chevy Troutman (Stelmet Zielona Gora).