Die Berliner Abwehr-Mauer
Svetislav Pesic gibt auch weiter die Richtung vor beim FC Bayern Basketball
Aggressiv verteidgt, stark gereboundet: Alba Berlin schlägt den FC Bayern im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga.
Aggressiv verteidgt, stark gereboundet: Alba Berlin schlägt den FC Bayern im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga. Münchens Verletzungssorgen werden größer.
Das Endergebnis: Alba Berlin – FC Bayern München 83:80 (22:19, 25:21, 16:18, 20:22).
Die Verletztenliste: Bayern Münchens Trainer Svetislav Pesic war zur Kreatitivtät gezwungen: Mit Robin Benzing (Magen-Darm) fiel der letzte verbliebene klassische Small-Forward im Bayern-Kader aus (Kapitän Bryce Taylor und Paul Zipser müssen schon seit Saisonbeginn aussetzen). Bei Alba Berlin fehlte Scharfschütze Vojdan Stojanovski.
Die Bayern-Starting-5: Schaffartzik, Gavel, Staiger, Savanovic, Bryant.
Die erste Halbzeit: Beide Viertel im Duell der derzeit besten deutschen Basketball-Mannschaften gingen an Alba Berlin. Die Bayern gingen mit sieben Punkten Rückstand in die Pause, es hätten aber auch mehr sein können. Denn München traf Dreipunktewürfe, die Alba eigentlich gut verteidigte. Dass sie trotzdem ins Netz fielen, beweist die Qualität der Bayern-Schützen. Svetislav Pesic‘ Vorstellung von Offensiv-Basketball entspricht das aber trotzdem nicht.
Die zweite Halbzeit: Beide Viertel im Duell der derzeit besten deutschen Basketball-Mannschaften gingen an den FC Bayern München. Berlin verteidigte jedoch weiterhin knüppelhart. Und die Verletzungssorgen der Bayern wurden größer: Spielmacher Anton Gavel (Sprunggelenk) und Top-Scorer Nihad Djedovic (Leiste) konnten die Partie nicht beenden. Am Ende machte München aus -7 nur -3, weshalb Berlin ungeschlagener Tabellenführer bleibt und die Bayern nun bereits zwei Niederlagen auf dem Konto haben. Mit Blick auf die Hauptrundenmeisterschaft und Play-off-Heimvorteil ist das nicht unbedeutend.
Die Statistik des Spiels: 43:28 Rebounds. Es ist ein Trend, der Svetislav Pesic gar nicht gefallen dürfte. Wie schon im Euroleague-Spiel am Donnerstagabend in Zgorzelec kassierte seine Mannschaft unter den Brettern eine ordentliche Abreibung. Für die Bayern gab es kaum einfache Rebounds, das Box-Out funktionierte überhaupt nicht. Berlin stürzte sich aggressiv auf die Abpraller. 18 Offensiv-Rebounds der Albatrosse sind bärenstark. Die Konsequenz daraus ist die zweite Statistik des Spiels: Berlin hatte insgesamt 63 Wurfversuche, München nur 49.
Die Mauer des Spiels: Am 25. Jahrestag des Mauerfalls hielt eine andere Mauer in Berlin stand: Die Abwehrmauer, die die Alba-Basketballer vor dem eigenen Korb aufbaute. Die Bayern haben den besten Angriff der Liga, Trainer Sasa Obradovic hat in Berlin aber die beste Defensive der BBL etabliert. Besonders die Alba-Guards verteidigen ultra-aggressiv und setzen den gegnerischen Aufbau schon in der eigenen Hälfte unter Druck. München passt in der Regel sehr gut auf den Ball auf, in Berlin hatten die Bayern jedoch elf Ballverluste.
Das Mismatch des Spiels: Jamel McLean. Die Athletik des US-amerikanischen Power Forwards stellte die Bayern vor große Probleme. Münchens Big Men sind nicht gerade die flinksten der Liga. McLean postete selten auf, sondern schlug die Münchner in klassischer Guard-Manier mit dem Gesicht Richtung Korb. Obradovic setzte dieses Match-Up bewusst ein: Schon früh im ersten Drittel hängte McLean Bayern-Center John Bryant das dritte Foul an. Obradovic‘ Reaktion: Ein kleiner Jubeltanz an der Seitenlinie.
Die Transfergedanken des Spiels: Die plötzliche Operation von Bryce Taylor hat in München bereits für Diskussionsstoff gesorgt. Jetzt hat es in Berlin mit Anton Gavel und Nihad Djedovic zwei weitere unverzichtbare Spieler erwischt. Wie lange sie ausfallen, ist noch unklar. Die Forderungen nach einer Nachverpflichtung waren jedoch zuvor schon groß. FCB-Geschäftsführer Marko Pesic wird sich mit seinem Vater Svetislav bei dem nächsten Familienessen den Spielermarkt nochmal genau anschauen. Und tatsächlich: Das Berlin-Spiel hat gezeigt, ein bisschen mehr Athletik würde nicht schaden.