Als im Spiel gegen Hansa Rostock die 60. Minute läuft und Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer kräftig in seine Pfeife bläst, senken sich die Köpfe Spieler bei Haching.

Dabei hat der Offizielle gerade auf Elfmeter für die Spielvereinigung entschieden. Hufnagel war über rechts durchgebrochen in den Strafraum und klar gelegt worden. Eigentlich also die große Chance für Haching, das 2:0 zu machen. Die Mannschaft auf die Siegerstraße zu schicken gegen die Hansa aus Rostock. Direkt in Richtung Klassenerhalt.

Die Eier hat der Osterhase

Aber wer an den Elfmeterpunkt tritt, braucht Mut und Überzeugung. Den Arsch in der Hose. Eier wie Oli Kahn sagen würde. Aber nach dem bis dato miserablen Jahr 2015 und drei verschossenen Elfmetern am Stück ist der Arsch eher auf  Grundeis und die Eier findet man höchstens auf den belegten Stadionsemmeln.

Nur ein Spiel bei den Hachingern hat den Rücken durchgedrückt, den Blick nach vorne gerichtet, direkt dahin, wo es zählt. Zwischen die Pfosten.

Yannic Thiel - Der Gescholtene

Der Mann mit dem wilden, roten Bart heißt Yannic Thiel und könnte in diesem Moment auch Hauptdarsteller in einem Hollywood- Wikingerfilm sein. Er, der Mann, der in den letzten Wochen die Kritik in Schubkarren abbekommen hat. Für die dumme rote Karte gegen Mainz, die Gelbsperre zuvor und die gelb-rote Karte in Osnabrück. Einen kurzer, aber repräsentativer Blick in die Rezeption der Fans im Internet:

Der Knoten platzt

In dieser Situtation, in der die meisten wahrscheinlich davonlaufen und sich unter der Trainerbank verstecken würden, nimmt Thiel sich die Kugel, läuft an und versenkt. Das 2:0, das Tor, das dieses Spiel am Ende entscheidet. 2:1 gegen Rostock, 3 Punkte im Abstiegskampf.

Hier könnt ihr das Spiel übrigens nochmal nachhören. Wenn auch mit einigen technischen Problemen, aber immerhin.

Thiel muss das Vorbild im Abstiegskampf sein

Eine Heldengeschichte. In einer Saison, die eher vom Versagen erzählt. Vom Rankommen und dann doch wieder scheitern. Vielleicht hat Yannic Thiel diesen Bann gebrochen. Vielleicht sind das die Momente, die einem Team den Schub geben können, so kurz vor Ende einer Saison, so kurz vor dem für den Verein Unaussprechlichem: Kein Profifußball mehr in Haching.

Neue Heldengeschichten

Und tatsächlich, so ist's dann auch gekommen: Ein neuer Held erwächst, die Nummer 30 Lucas Hufnagel macht den Doppelpack und Haching gewinnt 3:1. Hier gibt's das Spiel in voller Länge zum Nachhören.