NBA-Finalserie
"LeBron ist ein Jahrhundertspieler"
Es geht um den Thron im Basketball: Cleveland und Oakland duellieren sich in den NBA-Finals. Der deutsche NBA-Experte André Voigt schätzt die Serie ein.
In der Basketball-Bundesliga kämpfen der FC Bayern München und die Brose Baskets Bamberg um die Krone des deutschen Basketballs, doch Baller auf aller Welt blicken derzeit in die USA: Die Cleveland Cavaliers und die Golden State Warriors liefern sich einen spektaulären Kampf um den Thron des Basketballs, die Meisterschaft der NBA.
Es ist das Duell der beiden Superstars LeBron James (Cleveland) und Stephen Curry (Golden State), der Rookie-Trainer David Blatt (Cleveland) und Steve Kerr (Golden State) und zweier Fanlager, die seit Jahren auf Erfolge warten. Der deutsche Basketball-Guru und Chefredakteur des Basketballmagazins "FIVE", André Voigt, schätzt die Serie live aus seinem Hotelzimmer in Cleveland im M94.5-Interview ein - und verliert dabei auch einige Worte über Dirk Nowitzki.
Hier ein kleiner, gekürzter Auszug:
Fast alle Experten haben die Golden State Warriors im Vorteil gesehen, jetzt führen aber die Cleveland Cavaliers mit 2:1. Wie erklärst du dir das?
Golden State war das beste Defensivteam das ganze Jahr, das zweitbeste Offensivteam. Da sprach schon recht wenig für Cleveland, die in den Playoffs im Osten nicht gerade gegen die absoluten Top-Mannschaften gespielt haben. Man muss ganz klar sagen: Was Cleveland defensiv macht, was für Probleme sie den Warriors bereiten, ist wahnsinnig gut.
Jetzt mal Budda bei die Fische: Heute Nacht steigt Spiel vier in Cleveland. Was erwartest du für das Spiel heute Abend und wie geht die Serie weiter?
Es ist natürlich schwer. Es könnte schon 3:0 für Cleveland stehen. Aber ich bin immer noch überzeugt davon, dass die Warriors das ganze gewinnen. Warum? Wie gesagt, es geht nur darum, diese Defensive zu entschlüsseln. Sie haben es schon gesehen, sie haben es in allen drei Spielen gesehen. Wenn man sich die Spiele anschaut, dann machen die Warriors am Ende die Aufstellung klein, legen den Run hin und kommen zurück ins Spiel. In Spiel eins gewinnen sie nach Verlängerung auch klar mit der kleinen Aufstellung. In Spiel zwei kommen sie mit der kleinen Aufstellung in die Verlängerung, dann reicht‘s halt nicht. In Spiel drei holen sie 20 Punkte auf. Wenn du dir so ein Loch gräbst, ist es nicht möglich, zu gewinnen. Sie waren aber ganz nah dran. In allen Spielen haben sie aber unfassbar dumme Fehler gemacht. […] Aber ich sehe trotzdem Golden State vorne, weil ich denke, wenn sie konstanter klein spielen, dass dann von Cleveland taktisch nicht mehr viel kommen kann.
Unsere Rausschmeißerfrage: Basketball-Deutschland hat gejubelt, Dirk Nowitzki ist bei der Europameisterschaft dabei. Gut oder nicht gut?
Es kommt drauf an, aus welchem Standpunkt man das sieht. Dirk hat für Basketball-Deutschland mehr geleistet als jeder andere Mensch in der Geschichte des Sports. Wenn er Lust darauf hat, klar, sofort, soll er machen. Ich stehe dem etwas zwiegespalten gegenüber – aus mehreren Gründen. Ich habe noch sehr gut vor Augen, wie das 2011 gelaufen ist. Damals kam er von den Finals zur EM nach Litauen und war nicht richtig fit. Und in Litauen wurde er dann – muss man in der Härte auch sagen – richtig verprügelt. Er konnte keinen Schritt durch die Zone machen, ohne einen Ellbogen abzukriegen. […] Und ein abschließendes Argument, wo ich es auch kritisch sehe. Wir haben auf den großen Positionen super junge Deutsche. Natürlich sind alle nicht so gut wie Nowitzki. Ich frage mich am Ende, gerade wenn Kaman spielen sollte, wer von denen muss dann aussetzen? Trifft es dann Maxi Kleber? Trifft es einen Daniel Theis? Trifft einen Tim Ohlbrecht, den es irgendwie immer trifft? […] Ich sehe ihn natürlich auch gerne spielen. Und so ein Abschlussturnier, auch wenn es nur eine Vorrunde ist, in der Heimat ist auch super. Ich frage mich, ob dann alles im Nachhinein gut ist.