Münchner Football
Neuer Cowboys-Trainer Brown
Dem Footballteam Munich Cowboys steht der größte Umbruch seit Jahren bevor. Wir stellen euch den entscheidenden Mann vor, Trainer Denauld Brown.
Kräftiger Händedruck, nicht nur wegen seiner 1,95 Meter eine beeindruckende physische Präsenz und ein lockeres „hey, how ya doin’ man?“ zur Begrüßung. Denauld Brown aus Philadelphia erfüllt auf den ersten Blick schon mal die Erwartungen an einen amerikanischen Footballtrainer. Der neue Head Coach der Munich Cowboys hat in dieser Saison eine Herkulesaufgabe vor sich, denn beim Münchner Footballteam steht der größte Umbruch seit Jahren an.
Die Abgangswelle als Chance
Leistungsträger der letzten Spielzeiten wie Fabien Gärtner, Runningback der deutschen Nationalmannschaft, haben den Verein reihenweise verlassen. Blake Bolles, Ryan Newell, Tyler Davis, Markus Gärtner – die Liste ließe sich lange fortführen. Die Abgangswelle ist dramatisch, so als würden beim FC Bayern Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Arjen Robben, Jerome Boateng und Manuel Neuer alle gemeinsam ihre Sachen packen.
„Es ist immer schwierig, neu zu starten“, sagt Denauld Brown. „Wir haben im Prinzip die Möglichkeit, ein komplett neues Team zu schaffen. Es ist wie in der NFL. Spieler werden an andere Teams abgegeben, Super Bowl Teams brechen auseinander. Das ist schwer, aber wir haben gute junge Spieler, die hungrig sind und sich verbessern werden wollen. Das ist eine Chance.“
Erfahrung in NFL und Europa
Der Vergleich mit einem Super Bowl-Team mag hinken – er weiß aber, wovon er spricht. Als Spieler war Brown Ende der 90er Jahre ganz oben dabei. In der NFL, der nordamerikanischen Football-Liga, trainierte er bei den Seattle Seahawks – dem Super Bowl Champion 2013 und Finalisten von 2014 – schaffte es aber letztlich nicht in den endgültigen Kader.
Später wagte er einen Abstecher nach Europa und spielte für Frankfurt Galaxy in der NFL Europe. Nach seiner Spielerkarriere arbeitete er an seiner Trainerkarriere, sammelte unter anderem in Hamburg und Barcelona Erfahrung. 2006 kehrte Brown nach Amerika zurück, arbeitete im Trainerteam mehrerer Universitätsmannschaften und bildete sich bei den NFL Teams in Cleveland und Miami fort.
Deutschland und Amerika - zwei Welten im Football
Letztes Jahr wagte er erneut den Sprung nach Europa und wurde Cheftrainer der Bielefeld Bulldogs, mit denen er in der Saison 2014 den 4. Platz in der Nordstaffel der zweiten deutschen Liga belegte. „Es war interessant, ich hatte eine gute Zeit. Football in Deutschland ist ganz anders als in Amerika“, erklärt der 39-Jährige. „In Deutschland muss man sich den Terminen und Arbeitszeiten der Spieler anpassen, Football läuft nebenher. In Amerika gehen Studenten aufs College, um Football zu spielen. Dort hast du alle möglichen Trainer und alle Mitarbeiter des Teams arbeiten Vollzeit.“
In den USA schaffen es die besten College-Spieler in die NFL und verdienen dort Millionen. In Deutschland ist American Football dagegen eine Randsportart, nur die amerikanischen Spieler verdienen in München ein bisschen Geld, die deutschen Spieler in der Regel nicht. Seit November 2014 ist Brown Cheftrainer in München und bereitet sich und sein Team auf die neue Saison vor, die diesen Samstag um 16 Uhr mit einem Heimspiel im Dantestadion gegen die Stuttgart Scorpions beginnt. Auch bei den Munich Cowboys trifft er, wie schon in Bielefeld, auf unamerikanische Verhältnisse.
Youtube als Lehrmeister
„Manche Spieler wissen schon Bescheid, den anderen bringe ich Football bei. Ich habe ihnen Youtube-Videos von Spielen geschickt, aus denen sie lernen können. Sie saugen das auf wie ein Schwamm das Wasser. Es dauert nicht lang, bis sie Football lieben.“ Die meisten erfahrenen Münchner Spieler haben den Verein verlassen, gehen ihrer Liebe nun anderswo nach.
Nach den vielen Abgängen die Rekrutierung und Ausbildung deutscher Spieler für Coach Brown besonders entscheidend sein. „Man kann nur ein paar Amerikaner hierher holen, braucht also eine Basis an deutschen Spielern. Die Amerikaner kommen und gehen, aber die deutschen Spieler werden immer hier bleiben. Je erfahrener sie sind, desto besser ist das Team. Das ist der Schlüssel zum Erfolg in Deutschland.“
Der Umbruch als One-Man-Show
Bei der Neuausrichtung spielt Brown die entscheidende Rolle, es klingt fast nach einer One-Man-Show. „Sie haben mich hierher geholt, um den ganzen Footballbetrieb der Munich Cowboys zu regeln. Ich habe totale Kontrolle und allen Einfluss darauf.“ Eine schwerwiegende Entscheidung hat Brown schon getroffen: Ward Udinski ist sein Quarterback. „Er ist der Spieler, den wir unbedingt wollten.“
„Unser Offensivtrainer Mike Newton hat mit ihm auf dem College gearbeitet“, erklärt Brown die Entscheidung. Udinski ist der, „der das System zum laufen bringen kann.“ Besser gesagt, er wird es ab Mitte Mai sein. Bis dahin hat Udinski noch Termine an der Universtität Pennsylvania und Ersatz-Quarterback Timothy Breaker wird die wichtigste Position auf dem Feld einnehmen. Ein weiterer Grund, warum die Saison der Munich Cowboys außergewöhnlich und schwierig werden wird. Denauld Brown hat viel Arbeit vor sich, er wirkt dabei zuversichtlich und voller Tatendrang, der 1,95-Mann mit dem kräftigen Händedruck.
Mehr zu den Munich Cowboys Montags um 19 Uhr im Bewegungsmelder - der M94.5 Sportsendung.