Basketball-Playoffs
Pesic' Prüfung
Die Basketballer des FC Bayern München dürfen sich eine weitere Playoff-Niederlage nicht erlauben. Jetzt ist vor allem Trainer Pesic gefragt.
Pressekonferenzen mit Svetislav Pesic gleichen einer Wundertüte. Wenn der Basketball-Lehrer des FC Bayern München gut gelaunt erscheint, ist große Unterhaltung garantiert. Dann packt er alte Anekdoten aus, albert herum und hat Spaß am Spiel mit den Medien. Doch wenn Pesic verstimmt ist, ändert sich das. Er gilt dann als leicht reizbar, setzt zu Wutreden an oder gibt unbefriedigende Antworten.
Pesic wurmen Niederlagen mehr als andere
Vor dem zweiten Halbfinalspiel der Basketball-Bundesliga gegen Alba Berlin (Donnerstag, 19.30 Uhr im Audi Dome) trat Bayerns Cheftrainer vor die Presse. Die Wundertüte spuckte dieses Mal den "Gute-Laune-Pesic" aus. Schon mit einem euphorischen "Hallo" schritt er in den Presseraum des Münchner Audi Domes, später stand er auf, um selbst ein paar Basketballbewegungen vorzumachen. Ja, Svetislav Pesic war gut gelaunt. Dabei war der FC Bayern, der Titelverteidiger, am Sonntag in Berlin noch gedemütigt worden.
Alba siegte mit 81:55. Kein Sportler verliert gerne. Vor allem nicht so. Doch Pesic wurmen solche Niederlagen noch etwas mehr. "Wir haben in Berlin zwei Mannschaften erlebt", sagte er. "Eine Seniorenmannschaft - das war Alba. Und eine Juniorenmannschaft aus München. Jung und naiv."
Es war der einzige Moment, in dem Pesic seiner ganzen Enttäuschung freien Lauf ließ. Danach sprach er gelöst, wirkte entspannt. "Alba soll über die Meisterschaft denken, wir haben sie schon gewonnen. Wenn wir jetzt nicht gewinnen, dann nächstes Jahr", sagte er. Und ergänzte: "Ich war nie so optimistisch wie jetzt."
Dabei hätte Pesic Grund, besorgt zu sein. Alba Berlin, Bayerns Erzrivale und Pesic' Ex-Verein, führte die Münchner im ersten Duell vor. Der Hauptstadtklub hat unter Trainer Sasa Obradovic eine internationale Spitzenmannschaft geformt. Gewinnt Alba auch das zweite Spiel, droht dem Meister das schnell Aus in der "best-of-five"-Serie. Der Traum der Titelverteidigung wäre geplatzt. Und schließlich war es Pesic, der vor der Saison gepredigt hatte: "Nur wer den Titel verteidigt, ist ein echter Champion."
Pesic muss Lösungen finden
Daher ist es nicht nur die Mannschaft, die im ersten Halbfinal-Heimspiel in der Pflicht steht, sondern gerade auch Pesic. Eine Playoff-Serie ist für Trainer wie eine Schachpartie. Es gilt, sein Gegenüber mit taktischen Änderungen zu überraschen, aus dem Konzept zu bringen - und im besten Fall zu überlisten. Bisher war Pesic der Meister dieses Spiels. Im vergangenen Jahr haben die Bayern den Titel nicht nur geholt, weil sie den stärksten Kader hatten, sondern auch weil sie der beste Trainer instruierte.
Der Serbe lässt Titel für sich sprechen. Das hat er schon immer so gemacht. Svetislav Pesic, dieser Name steht im europäischen Basketball für Erfolg. Beim FC Bayern ist er jedoch nicht unumstritten. Er stellt sich gerne über die Dinge. Mit seiner Art eckt er an. Trotzdem wurde sein Vertrag erst kürzlich um zwei Jahre verlängert. Pesic, das wissen auch die Bayern-Bosse, ist das sportliche Aushängeschild der Basketballabteilung. Sein Name zieht – in der Öffentlichkeit, vor allem aber auch bei Spielern.
In erster Linie versprechen sich die Bayern aber einen Trainer, der immer eine Lösung auf dem Parkett findet. Donnerstagabend wäre ein guter Zeitpunkt das mal wieder unter Beweis zu stellen.