Vom Aufsteiger düpiert
War nicht zufrieden mit seiner Mannschaft: Bayern-Trainer Svetislav Pesic.
Die Bayern-Basketballer verlieren in der Bundesliga erstmals. Der Gegner: Ein Aufsteiger. München verteidigt schwach, Coach Pesic kritisert die Einstellung.
Die Bayern-Basketballer verlieren in der Bundesliga erstmals. Der Gegner: Ein Aufsteiger. München verteidigt schwach, Coach Pesic kritisert aber vor allem die Einstellung.
Das Endergebnis: FC Bayern München – BG Göttingen 81:95 (20:17, 19:27, 20:23, 22:28).
Die Bayern-Starting-5: Gavel, Djedovic, Benzing, Savanovic, Bryant.
Die erste Halbzeit: Die Bayern-Basketballer spielten nicht überragend, das hatte nach dem Freitagabend-Spiel in Barcelona (81:83-Niederlage beim Euroleauge-Auftakt) aber auch niemand erwartet. Selbst als München zur Halbzeit mit fünf Punkten zurücklag, war die Stimmung im Audi Dome entspannt. Oder wie Bayern-Trainer Svetislav Pesic es hinterher ausdrücken sollte: „Die Spieler denken, sie können nicht verlieren. Sie denken, wir machen irgendwann in der zweiten Halbzeit den Sack zu.“
Die zweite Halbzeit: War die große Schaltersuche des FC Bayern. Jeder in der Halle wartete nur darauf, bis die Bayern, der amtierende Champion, das Tempo anziehen und Göttingen, den Bundesliga-Frischling, in die Schranken weisen. Der Turbo-Schalter, der in der BBL bis dato prima funktioniert hatte, war gegen Göttingen aber defekt. „Göttingen hat sich in eine Art Rausch gespielt und wir hatten nicht das Selbstvertrauen, das man braucht, um so einen Rückstand aufzuholen“, sagte Bayern-Spielmacher Heiko Schaffartzik.
Die Statistik des Spiels: 34:43 Rebounds. Das Duell unter den Brettern ging an die BG Göttingen, dabei dominiert in dieser Kategorie üblicherweise der FCB. Die Rebound-Unterlegenheit schwächte die Bayern in doppelter Hinsicht. Nicht nur ergatterte sich Göttingen Zusatzversuche, auch der Bayern-Angriff litt darunter, wie Schaffartzik erklärte: „Dadurch, dass wir keine Defensiv-Rebounds bekommen haben, konnten wir keine Fastbreaks laufen und das ist ja schon ein großer Teil unseres Angriffsspiels. Wenn das wegfällt, wird es schwierig für uns.“
Der Aussetzer des Spiels: Die Bayern-Verteidigung. München spielt unter Trainer Svetislav Pesic eine aggressive Defensive, die den Gegner über das ganze Feld scheucht und zu Fehlern zwingt. Davon war gegen Göttingen aber nichts zu sehen. Die Lücken in der Abwehr waren riesig. Es war vielleicht die schlechteste Defensivleistung, die die Bayern seit Pesic‘ Ankunft abgeliefert haben. Göttingen erzielte 95 Punkte im Audi Dome – diese Marke könnte in der Bundesliga bis Saisonende unerreicht bleiben.
Der Vorwurf des Spiels: Kam von Svetislav Pesic. Sportlich hielt sich der 65-Jährige mit Kritik zurück, die Einstellung seiner Mannschaft ärgerte ihn jedoch. Im Rückblick auf die Barcelona-Partie sagte er: „Wir haben das Spiel verloren und waren zufrieden. Das gefällt mir überhaupt nicht.“ Und weiter: „Wenn jeder sagt, du bist der Schönste, der Schnellste und der Erfahrenste, dann beginnst du zu denken, du bist perfekt. Aber wir sind weit weg von perfekt.“ Zufriedenheit ist ein Zustand, den der Perfektionist Pesic verachtet, wie er auf seine ganz eigene Weise ausdrückte: „Zufriedenheit im Spitzensport ist wie Krebs.“
Das Sorgenkind des Spiels: Vasilije Micic. Die Erwartungen an das 20-jährige Spielmacher-Talent der Bayern sind riesig. Auch wenn der Serbe zuletzt angeschlagen war, offenbarten sich gegen Göttingen Sorgen: Defensiv tut sich Micic ohnehin noch etwas schwer, offensiv limitiert er sich selbst. Da sein Wurf sehr wackelig ist, können Micic‘ Gegenspieler Abstand lassen und seinen flinken Zug zum Korb verhindern. Micic ist in München noch nicht angekommen. Gegen Göttingen stand er gerade einmal 2:58 Minuten auf dem Parkett.