Wie man mit der deutschen Rohstahlproduktion und dem Verhalten Oskar Lafontaines jetzt schon das Wahlergebnis der SPD errechnen kann.
Die Rohstahl-Prognose zur Europa-Wahl
Wie man mit der deutschen Rohstahlproduktion und dem Verhalten Oskar Lafontaines jetzt schon das Wahlergebnis der SPD errechnen kann.
Am Sonntag den 25. Mai gegen 18 Uhr werden die Wahllokale für die Europawahl 2014 in Deutschland schließen. Zu dem Zeitpunkt können auch die ersten aussagekräftigen Hochrechnungen erwartet werden. Das M94.5-Wissenschaftsressort war aber schneller und hat schon vorab eine klare Prognose errechnet - zumindest für das Ergebnis der SPD.
Die zugrundeliegende Regel ist dabei ziemlich kurios. Die Menge an Rohstahl, das im Wahljahr in den „alten“ Bundesländern produziert wird – gemessen in Millionen Tonnen – entspricht in etwa dem Zweitstimmenanteil der SPD. Je mehr Rohstahl im Wahljahr produziert wird, desto höher wird also auch der Stimmanteil der Sozialdemokraten ausfallen. Dieses satirische „Mierscheid-Gesetz“ wurde 1983 in der SPD-Zeitschrift Vorwärts publiziert und geht von einer klaren Korrelation zwischen zwei eigentlich voneinander unabhängigen Variablen aus. Es geht auf eine Kunstfigur zurück, die von den Bundestagsabgeordneten Peter Würtz und Karl Haehser erfunden wurde.
Und dennoch ist die Treffsicherheit der Formel bisher äußerst hoch: Im Jahr 2002 zum Beispiel gewann die SPD 38,5% der Stimmen und es wurden 38,6 Millionen Tonnen Rohstahl produziert. Die Korrelation ist seit 1961 zu beobachten:
Das Gesetz auf eine Europawahl anzuwenden ist dabei zwar eigentlich nicht im Sinne des „Erfinders“, aber es spricht nichts gegen den Versuch.
Die Prognose
Im ersten Quartal des Jahres 2014 wurden in den „alten“ Bundesländern rund 9,6 Millionen Tonnen Rohstahl produziert.* Rechnet man diese Zahlen auf das gesamte Jahr hoch, ergibt sich daher eine Gesamtproduktion von 38,4 Mio. Tonnen. Nach dieser Rechnung müsste die SPD also bei ungefähr 38,4% der Stimmen bei der Europawahl 2014 landen können - was ein überraschend erfolgreiches Ergebnis wäre.
Der Einfluss von Oskar Lafontaine
Im Jahr 2009 wurde allerdings eine Änderung des „Mierscheid-Gesetzes“ vorgelegt, der sogenannte „Lafontaine-Faktor“. Dieser hilft dem Mierscheid-Gesetz auch weiterhin zu Genauigkeit. Immer, wenn Ex-SPDler Oskar Lafontaine sich zu der betreffenden Wahl äußerte oder sich sogar darin engagierte, mussten der SPD zusätzlich 5% abgezogen werden. Beispiele sind das Jahr 1990 als er SPD-Kanzlerkandidat war, aber auch die meisten Wahlen nach dem Jahr 1998, in denen er sich kritisch zur SPD äußerte. Seit er im Jahr 2011 mit Sarah Wagenknecht liiert ist, liegt es nahe, den Faktor sogar zu duplizieren – also 10% abzuziehen.
Das Mierscheid-Gesetz für die Europawahl 2014 lautet nach unsere Rechnung also so: In den alten Bundesländern werden im Jahr 2014 rund 38,4 Millionen Tonnen Rohstahl produziert. Zieht man von dieser Zahl den duplizierten „Lafontain-Faktor“ ab kommt man zu folgendem Schluss:
Die SPD erhält bei der diesjährigen Europawahl 28,4% der Stimmen.
Inwiefern sich das Wegfallen der 3%-Hürde für diese Wahl auf das tatsächliche Ergebnis auswirken kann, ist leider nicht vorauszusehen. Wir gehen von einer Abweichung von rund 1,5% aus.
*Die Daten entsprechen den Statistiken der Wirtschaftsvereinigung Stahl