Fahren ohne Fahrer
James Bond fährt sein Auto notfalls auch per Fernsteuerung. Bereits in einigen Jahren könnte so ein Service jedem zur Verfügung stehen.
James Bond fährt sein Auto notfalls auch per Fernsteuerung. Bereits in einigen Jahren könnte so ein Service jedem zur Verfügung stehen.
Im Rahmen des E-Mobility-Projekts Visio.M haben Forscher der TU München gezeigt, dass das ferngesteuerte Fahren im öffentlichen Straßenverkehr sicher funktioniert. Die Wissenschaftler denken, dass ferngesteuerte Autos innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre auf die Straße kommen könnten. Das Grundkonzept der sogenannten Teleoperation ist es, dass ein Fahrzeug von einem entfernten Ort gesteuert wird. Dabei gibt es drei relevante Elemente: den Operatorarbeitsplatz, von dem aus das Fahrzeug gesteuert wird, die Datenübertragung via Internet zwischen Operatorarbeitsplatz und Fahrzeug und das Fahrzeug selbst, das die Befehle des Operators umsetzen muss. Im Auto befinden sich dabei sechs verschiedene Kameras. Die Bilder und auch der Ton werden live auf den Operatorarbeitsplatz gesendet. Die Übertragung der Daten läuft dabei über das Mobilfunknetz.
Keine Steuerung wie bei Playstation oder Xbox
Dass man am Operatorarbeitsplatz nicht mit einem Controller in der Hand wie vor der Playstation oder Xbox sitzt, erklärt der Diplom Ingenieur Frederic Chucolowski. „Der Operatorarbeitsplatz ist nach Möglichkeit ziemlich nahe am Fahrzeug. Das heißt es gibt einen normalen Fahrersitz wie im Auto und ein normales Lenkrad mit Blinker, Scheibenwischer und weiteren Eingabegeräten. Auch die Pedalerie ist möglichst realistisch nachempfunden. Das Gaspedal wurde über einen Wegsensor und das Bremspedal über einen Kraftsensor realisiert. Schließlich gibt es dann noch drei große Monitore, die das Kamerabild anzeigen.“
Zwei offene Baustellen sind noch zu beheben
Erste Testfahrten verlaufen sehr erfolgreich. Doch die Forscher wollen im Moment vor allem noch Verbesserungen in zwei Bereichen erreichen. Einerseits entsteht eine Zeitverzögerung zwischen dem Bild im Fahrzeug und dem Bild am Monitor. Der Einfluss dieser Verzögerung beim Fahren soll noch verringert werden. Andererseits muss die Sicherheit im Falle eines Verbindungsabbruchs zwischen Operatorarbeitsplatz und Fahrzeug gewährleistet werden. Dafür soll es verschiedene Notfallsysteme und mehrere unabhängige Verbindungen gleichzeitig geben.
Vorbei mit der lästigen Parkplatzsuche
Die Maximalgeschwindigkeit liegt im Moment bei 50 km/h. Somit eignet sich das System vor allem für den Stadtverkehr. Anwendungsfelder sehen die Forscher unter anderem bei Car-Sharing-Fahrzeugen, die von selbst bis vor die Tür des Kunden fahren. Zwei weitere Szenarien, in denen diese Technik von großem Vorteil wäre, erklärt der Mitarbeiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik der TU München Tito Tang: „Wenn der Fahrer des Fahrzeugs in Eile ist und keinen Parkplatz findet, kann er in der Zentrale anrufen und den Auftrag geben, sein Auto einparken zu lassen. Auch zum Aufladen an der nächsten Ladesäule bei Elektrofahrzeugen müssten die Fahrer nicht mehr fahren. Sie könnten abends das Auto zur Ladestation schicken und am nächsten Morgen wäre es vollgeladen wieder da.
Rechtliche Lage
Das größte Problem bereitet im Moment noch die rechtliche Lage, denn laut Straßenverkehrsordnung muss ein Mensch das Fahrzeug führen. Bei der Fernsteuerung treten verschiedene Probleme auf, wie zum Beispiel das Erste-Hilfe-Leisten bei einem Unfall. Auch haftungsrechtliche Fragen sind unklar. Die Technik wäre in circa drei Jahren ausgereift genug, aber auf Grund der rechtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen gehen die Wissenschaftler der TU München davon aus, dass ferngesteuerte Autos erst ab ca. 2025 eingesetzt werden. So muss sich der Ottonormalverbraucher wohl doch noch ein bisschen gedulden und das Privileg des ferngesteuerten Autos noch einige Jahre dem Martini liebenden Agenten 007 überlassen.