Lange Nacht der Wissenschaft
Forschung nach Feierabend
Die „Mathematik der Seifenblase“ oder außerirdisches Leben. Die Lange Nacht der Wissenschaft hat überrascht – und ein bisschen überfordert.
Ein paar Regentropfen sind dann doch auf den Forschungscampus in Garching gefallen. Trotzdem konnte man entspannt von einem Gebäude zum nächsten spazieren und das volle Programm der Langen Nacht der Wissenschaft auskosten. Über 30 Einrichtungen hatten ihre Türen geöffnet und Experimente, Führungen oder Vorträge angeboten. Die TU-München war federführend, aber auch die Max-Planck-Gesellschaft, die LMU München oder die Bayerische Akademie der Wissenschaft waren an der Veranstaltung beteiligt. Besonders anziehend für die Besucher: die Termine, die mit etwas ausgefalleneren Titeln locken konnten.
Wirtschaft aus der UFO-Perspektive
Ein Beispiel: Der Vortrag „Licht und Wirtschaft oder was die Außerirdischen über unsere Wirtschaft wissen“ von Thomas Hamacher. Das UFO-Thema füllte die Reihen. Und das, obwohl die Forschung des Professors für Erneuerbare und Nachhaltige Energie eigentlich relativ wenig mit Aliens zu tun hat. Er wertet unter anderem Satellitenbilder mit Nachtaufnahmen von unterschiedlichen Ländern oder Regionen der Erde aus. Darauf kann man dann erkennen, wo besonders viel Licht ausgestoßen wird und wo nicht. In einem weiteren Schritt könne man damit wirtschaftliche Kerngebiete im Gegensatz zur Peripherie identifizieren und Entwicklungen über einen längeren Zeitraum analysieren. Ob Außerirdische das auch tun, ist aber fraglich.
Prof. Dr. Thomas Hamacher über den Blick von Aliens auf die Erde - sie sehen Licht.
Nichts schlägt einen Astronomen
Auch bei der Europäischen Südsternwarte (ESO) war das Interesse am Extraterrestrischen groß. Hier musste man sich richtig durch die Menge drängen oder um seinen Sitz im Hörsaal oder dem Planetarium kämpfen. Es ging um „Die Suche nach der zweiten Erde“, Kometen oder Live-Bilder vom Parnal-Observatorium in Chile. Denn obwohl die Forschung der ESO in Garching entwickelt wird, wird sie zum größten Teil in Südamerika durchgeführt, wo bessere klimatische Bedingungen vorherrschen und der Südhimmel mit dem Zentrum der Milchstraße besser beobachtet werden kann. Aber keine Sorge: ab 2017 passiert auch hier im Münchner Umland nochmal mehr. Dann eröffnet das neue Supernova Planetarium, das man im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaft immerhin schon anhand der Baustelle erahnen konnte.
Garching in guten Händen
Sechs Stunden war der Forschungscampus Garching insgesamt nicht nur in der Hand der 6000 dort Beschäftigten oder der 14 000 Studierenden, sondern genauso in der von vielen tausend Besucherinnen und Besuchern, die sich einen Eindruck von einem der größten Forschungszentren Deutschlands machen wollten. Von Quantenphysik, bis Maschinenbau oder Mathematik, die Lange Nacht der Wissenschaft konnte mit vielen spannenden Thesen, Angeboten oder Experimenten überraschen. Wer sich aber nicht im Vorhinein schon einen guten Überblick über das Programm verschafft hatte, konnte auch leicht ein wenig von der Vielfalt überfordert werden.